Drotr als Thronfolger?

Neuer Messenger greift WhatsApp an

18.05.2017

Newcomer will mit Simultanübersetzung in mehr als 100 Sprachen punkten.

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© Drotr
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Verkehrte Welt: Während die Schweizer Swisscom ihre Messenger-App iO wegen der harten Konkurrenz durch Whatsapp beerdigt, wird Whatsapp von einer schweizerisch-ukrainischen Messenger-App namens "Drotr" (steht für DroidTranslator) der Kampf angesagt. Punkten will Drotr mit einer Simultanübersetzung.

Ziel der App sei, dass die Menschen sich verständigen können, auch wenn jeder in seiner eigenen Sprache kommuniziere, sagte der Chef der Firma TIW (Technology improves the world), Eugen von Rubinberg, am Donnerstag beim offiziellen Start der App in Zürich. Diese Übersetzungsfunktion biete noch kein anderer Messenger an.

So kann man einen Text beispielsweise auf Russisch schreiben und der Empfänger bekommt ihn übersetzt auf Deutsch. Das funktioniert derzeit für geschriebene Texte in 104 Sprachen. In 44 Sprachen übersetzt Drotr sogar Gespräche von Videokonferenzen simultan. Laufend sollen weitere Sprachen hinzukommen, wie Rubinberg sagt.

Noch nicht perfekt

In der Praxis hapert es allerdings mit der Qualität, wie bei der Ansprache von Drotr-Erfinder Alexander Konovalov deutlich wurde. Der Ukrainer sprach auf Russisch, die App gab dann beispielsweise Sätze von sich wie: "Um zu beginnen, ich möchte Ihnen sagen, ein bisschen Geschichte." Oder: "Jetzt möchte ich Headliner Kommunikationsplattform präsentieren."

Allerdings gab es auch korrekte Übersetzungen. Im Großen und Ganzen war einigermaßen verständlich, was Konovalov mitteilen wollte. "Wir können nicht garantieren, dass Drotr eine absolut fehlerfreie Übersetzung liefert - noch nicht", sagte Konovalov.

Die Übersetzungstechnologie sei noch am Anfang. "Wir sprechen im Moment nicht von einer literarischen Übersetzung oder von Fachbegriffen." Das erste Ziel sei, dass die Menschen miteinander sprechen. "Auf diesem Niveau sind wir angekommen", sagte Konovalov. Hier sei man Skype oder Google voraus.

Der Ukrainer hat mit der Entwicklung der App im Jahre 2013 begonnen. Mittlerweile ist auch der aus einer Familie mit russisch-deutsch-niederländischen Wurzeln stammende Rubinberg eingestiegen. Der 33-Jährige besitzt zusammen mit Konovalov je die Hälfte an dem Gemeinschaftsunternehmen TIW mit Sitz in Cham und einem Büro in Zürich.

Erste Firma mit 16 gegründet

Rubinberg wuchs in Kirgistan auf und kam mit fünf Jahren nach Deutschland, wie er am Rande der Medienkonferenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda erzählte. Mit 16 gründete er eine Handelsfirma, die Elektronikgeräte wie beispielsweise Fernseher von China nach Deutschland verkaufte. Dieses Unternehmen hat Rubinberg gemäß eigenen Angaben gut veräußert. Das Geld investierte er in deutsche IT- und Industriebeteiligungen.

Mehrere Millionen seien in die Entwicklung von Drotr geflossen, sagte Rubinberg, der vor zehn Jahren mit seiner Firma in die Schweiz gekommen ist. Und jetzt soll mit dem offiziellen Start der App die nächste Stufe gezündet werden: Derzeit liefen Verhandlungen mit privaten und institutionellen Investoren für die weitere Expansion. Man beabsichtige, 100 Millionen Franken zusammenzubekommen.

In der Schweiz hat die Firma TIW derzeit 20 Angestellte. Weitere würden gesucht. Die Entwicklung der App geschehe allerdings in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, wo 50 Mitarbeiter tätig sind. In der Schweiz seien Programmierer knapp und außerdem deren Löhne zu hoch, was sich TIW nicht leisten könne, sagte Rubinberg.

Gratis und werbefrei

Wie Drotr Geld verdienen will, blieb vage: Die App solle gratis und werbefrei bleiben, sagte Rubinberg. Auch wolle man im Gegensatz zu US-Konkurrenten keine Daten der Nutzer verkaufen.

Stattdessen werde der Messenger mit Funktionen erweitert. So soll man beispielsweise mit Drotr Geschenke wie etwa einen Blumenstrauß mit nur wenigen Klicks verschicken können. Damit müssen die Nutzer nicht mehr auf andere Internethändler zugreifen. "Aus der Kooperation mit solchen Partnern erwarten wir für uns Verdienstmodelle", sagte Rubinberg. Konvalov erklärte, innert drei Jahren die Gewinnschwelle erreichen zu wollen.

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