Marken-Flaggschiff
Neues Huawei Mate 9 im oe24.at-Test
24.11.2016
Chinesen wollen mit ihrem neuen Top-Gerät ins Premiumsegment vordringen.
Huawei strotzt aufgrund der jüngsten (P9-)Erfolge geradezu vor Selbstvertrauen. Zuletzt kündigte der chinesische Elektronikriese gar an, die weltweite Nummer eins im Smartphone-Markt werden zu wollen . An Apple wollen die Chinesen schon in Kürze vorbeiziehen, in wenigen Jahren soll dann auch Samsung überholt werden. Damit das gelingt, positioniert sich der Hersteller immer stärker als Premiumanbieter. Jüngstes Beispiel dafür ist das neue Marken-Flaggschiff „Mate 9 “, das bei uns Anfang Dezember in den Handel kommt. Ob es das Gerät mit den etablierten Konkurrenten aufnehmen kann, konnten wir in den letzten zwei Wochen bereits testen. Wie es sich dabei geschlagen hat, lesen Sie in den folgenden Absätzen.
Mate 9 mit hochwertigen Materialien und hervorragender Verarbeitungsqualität.
Erster Eindruck
Die hohen Ansprüche, die sich Huawei selbst gestellt hat, werden bereits beim Auspacken ersichtlich. Denn das Mate 9 ist in einer hochwertigen Schachtel verpackt, in der sich zwei weitere edle Boxen befinden, die das mitgelieferte Zubehör (Netzstecker, Kabel, Kopfhörer, etc.) beherbergen. Hält man das nur 7,9 Millimeter dicke und 190 Gramm schwere Mate 9 nach dem Herausnehmen erstmals in den Händen, wirkt es ob seiner Größe ziemlich beeindruckend.. Dank leicht abgerundeter Ecken liegt der hochwertig anmutende 5,9-Zöller aber überraschend gut in der Hand. Das Metall-Gehäuse wirkt wie aus einem Guss und ist penibel verarbeitet. Da es an der Vorderseite nur oben und unten einen kleinen Rand gibt und auch kein mechanischer Home-Button verbaut ist, besteht die Front fast ausschließlich aus dem Display. Das sorgt wiederum dafür, dass das Phablet für die gebotene Bildschirmgröße vergleichsweise kompakt wirkt. Ein 5,5 Zoll großes iPhone 7 Plus ist von den Abmessungen her kaum kleiner. An der rechten Seite sind die Tasten für die Lautstärkenregelung und der Ein-/Ausschaltknopf verbaut, unten sitzen der USB C Anschluss und die Lautsprecher, an der Oberseite befindet sich die Kopfhörerbuchse (3,5mm-Klinke). Links verbaut Huawei den Slot für die SIM- und microSD-Karten. Auch hier wirkt alles äußerst solide und hochwertig. Das zeigt, dass Huawei den Angriff auf die Premiumkonkurrenz äußerst ernst nimmt. Von der Anmutung her muss sich das Mate 9 vor den Konkurrenten jedenfalls nicht verstecken. Einziger Kritikpunkt ist die fehlende Wasserfestigkeit. Die Chinesen statten ihr neues Flaggschiff auch mit einem Fingerabdrucksensor aus. Dieser kann für mehrere Finger programmiert werden, unterstützt neben der Entsperrung auch andere Funktionen, funktionierte im Test wirklich hervorragend und sitzt auf der Rückseite unterhalb der Hauptkamera, weshalb er auch stets bestens erreichbar ist. Die Sprachqualität war während des Tests ebenfalls bestens. Für den Gesprächspartner ist man stets einwandfrei zu hören. Im Gegensatz zu anderen Testgeräten aus der jüngeren Vergangenheit konnte auch die Freisprechfunktion überzeugen. Das liegt zum einen an den guten Lautsprechern, zum anderen am perfekt justierten Mikrofon.
Das 5,9 Zoll Display nimmt fast die komplette Front ein.
Performance und Display
Schon der Blick ins Datenblatt zeigt, dass das Mate 9 in Sachen Performance nichts anbrennen lassen will. Als Antrieb ist ein Kirin 960 Octa-Core Prozessor (ARM Cortex-A73/A53) verbaut, dem satte 4 GB RAM zur Seite stehen. Für die Grafikleistung ist eine Mali G71 Achtkern GPU zuständig. So gerüstet, ist das Smartphone für alle anfallenden Alltagsaufgaben gut gerüstet. Egal ob man YouTube-Videos schaut, mehrere Apps gleichzeitig verwendet oder grafisch aufwendige Spiele zockt - das Huawei-Phablet meistert alle Aufgaben anstandslos und wird dabei auch nicht übermäßig warm. Nur beim Öffnen von Webseiten über den vorinstallierten Chrome-Browser kam es immer wieder zu Verzögerungen. Bis eine Homepage komplett geladen ist, dauert es im Vergleich zur Konkurrenz etwas länger – egal ob man im Mobilfunknetz oder per WLAN surft. Im Test ergab sich der Eindruck, als ob das Smartphone einige Gedenksekunden braucht, bis es sich für die passende Frequenz entscheiden kann. Positiv ist hingegen aufgefallen, dass der interne Speicher von ordentlichen 64 GB via microSD-Karte auf bis zu 256 GB erweitert werden kann. Das Display bietet zwar „nur“ eine FullHD-Auflösung (1.920 x 1.080 Px), überzeugte im Test aber trotzdem mit einer tollen Darstellungsqualität. Da die Helligkeit sehr hoch eingestellt werden kann, bleibt das Smartphone auch bei Sonneneinstrahlung gut ablesbar. Gegenüber Konkurrenzprodukten mit QHD-Auflösung müssen also nur bei VR-Anwendungen Abstriche in Kauf genommen werden. Funktionen wie WLAN ac, Bluetooth 4.2, LTE, NFC, USB-C-Anschluss und Dual-SIM runden die Ausstattung ab.
Die Leica-Dual-Kamera zählt zu den besten am Markt, darunter sitzt der runde Fingerabdrucksensor.
Kameraausstattung
Eine gute Kamera zählt für den Großteil der Smartphone-Käufer mittlerweile zu den wichtigsten Kaufkriterien. Überhaupt dann, wenn man sich für ein teures Top-Gerät entscheidet. Das wissen natürlich auch die Chinesen und schöpfen deshalb bei der Kameraausstattung aus dem Vollen: Wie beim P9 arbeitet Huawei hier wieder mit dem Fotoprofi Leica zusammen. Das Mate 9 ist aber bereits mit der zweiten Generation der Dual-Kamera ausgestattet. Die Module der Hauptkamera umfassen einen 12 MP F2.2 RGB-Sensor und einen 20 MP F2.2 Monochrom-Sensor. Das wirkt sich nicht nur auf das Zoomen positiv aus, sondern sorgt auch dafür, dass der Nutzer den Fokus der Motive im Nachhinein noch verändern kann. Ein weiteres Highlight ist der schnell arbeitende 4-1 Hybrid-Autofokus, der einen Laser- und einen Phasendetektionsfokus sowie einen Tiefen- und Kontrastfokus beinhaltet. Darüber hinaus sind auch ein LED-Blitz und ein optischer Bildstabilisator mit an Bord. Weiters glänzt die mit Leica entwickelte Kamera durch eine ausgesprochen kurze Reaktionszeit. Die Fotoqualität ist nicht nur bei guten sondern auch bei schlechten Lichtverhältnissen hervorragend. Hier spielt das Mate 9 in einer Liga mit den Klassenbesten (iPhone 7 Plus, Samsung Galaxy S7, Sony Xperia XZ). Für ambitioniertere Fotografen gibt es noch Spezialitäten wie HDR-Modus oder die Unterstützung des RAW-Formats. Über die vorinstallierte Software kann man die Aufnahmen auch bearbeiten, mit Wasserzeichen versehen oder mit diversen Gimmicks aufhübschen. Videos werden bei Bedarf in 4K-Qualität aufgenommen. Die Frontkamera eignet sich mit ihren 8 Megapixeln für Videoanrufe und Selfies gleichermaßen.
Auf dem Phablet läuft bereits die neueste Android-Version 7.0 "Nougat".
Software und Akku
Als Betriebssystem ist die neueste und somit womöglich auch die allerletzte Android-Version 7.0 „Nougat“ vorinstalliert. Über dieser liegt die hauseigene Oberfläche EMUI 5.0. Diese wurde umfangreich überarbeitet und hält sich nun optisch stärker zurück. Am einfachsten ist sie an dem eigenständigen Design der Icons von diversen Apps zu erkennen. Darüber hinaus verpasst Huawei seiner Software eine Art künstliche Intelligenz, die sich an die Gewohnheiten des Nutzers automatisch anpasst. In einigen Fällen funktioniert das ziemlich gut. Das Mate 9 wird - je länger man es verwendet -, immer „smarter“. So werden etwa Anwendungen mit hoher Priorität oder häufiger Nutzung bei den Systemressourcen bevorzugt. Das erhöht auch die Effizienz, was sich positiv auf die Laufleistung auswirken kann. Womit wir bereits beim nächsten wichtigen Thema wären. Vor dem Test hatten wir schon unsere Zweifel, ob ein Smartphone mit derart großem Display bei der Akkuleistung überzeugen kann. Doch wie sich nach wenigen Tagen herausstellte, waren diese Zweifel unbegründet. Denn auch bei der Akkuleistung liegt das Huawei-Flaggschiff auf gutem Klassenniveau. Das liegt vor allem an der imposanten Batterie, die eine Kapazität von satten 4.000mAh aufweist. Diese hat aber natürlich auch einen großen Anteil am relativ hohen Gesamtgewicht von 190 Gramm Glücklicherweise ist das Gerät auch mit einer Schnellladefunktion ausgestattet. Eine vollständige Ladung soll nur halb so lange dauern wie beim Vorgänger Mate 8. Das haben wir zwar nicht überprüft, aber mit eine Ladezeit von rund 90 Minuten geht das Aufladen tatsächlich zügig vonstatten. Im Test kamen wir mit einer Akkuladung rund zwei Tage durch. Bei intensiver Nutzung muss das Gerät auch schon einmal nach einem Tag an die Steckdose. Mit einigen Kniffen (WLAN und Bluetooth nur bei Gebrauch aktivieren, GPS ausschalten, Helligkeit reduzieren) kann man die Laufleistung auf einfache Weise verlängern.
Huawei Mate 9: Premium-Look und Premium-Ausstattung treffen auf Premium-Preis.
Fazit
Huawei ist mit dem Mate 9 bei Highend-Geräten endgültig in der Top-Liga angekommen. Wer sich mit der Größe von 5,9 Zoll arrangieren kann, bekommt hier ein hervorragendes Phablet. Im Test konnte es vor allem mit den edlen Materialien, der sauberen Verarbeitung, dem ordentlichen Display, der soliden Akkuleistung und der wirklich hervorragenden Dual-Kamera überzeugen. Bei der Performance fiel lediglich das etwas langsame Laden von Webseiten negativ auf. Und wenn wir schon beim Kritisieren sind, sei hier noch einmal der Umstand erwähnt, dass das Mate 9 nicht wasserdicht ist. Alles in allem kann man dem Huawei-Flaggschiff aber ein äußerst positives Zeugnis ausstellen. Doch leider sind auch die Zeiten vorbei, in denen die Chinesen mit Kampfpreisen den Markt erobern wollten. Denn mit einem Preis von 699 Euro (UVP) liegt das Mate 9 auch hier auf Augenhöhe mit der Android-Konkurrenz. Lediglich das neue Google Pixel XL, das bei uns noch nicht zu haben ist, kostet noch mehr. Für das viele Geld bekommen die Käufer beim Mate 9 aber auch ein hervorragendes Riesen-Smartphone. Jetzt bleibt nur abzuwarten, ob die Kunden dazu bereit sind, für ein Huawei-Smartphone so viel Geld auszugeben. Hier könnte dem Unternehmen zumindest das Note 7 Debakel von Samsung in die Hände spielen. Bei uns ist das 156.9 x 78.9 x 7.9 mm große und 190 Gramm schwere Mate 9 ab Anfang Dezember 2016 in der Farbe „Space Gray“ erhältlich. Damit startet es noch gerade rechtzeitig zum wichtigen Weihnachtsgeschäft.