Ist es ein "Flaggschiff-Killer“?

Das neue Xiaomi Mi 11 im großen Test

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Wir konnten den Flaggschiff-Herausforderer bereits vor seinem Marktstart ausgiebig testen.

Am 18. März bringt  Xiaomi  das neue  Mi 11  in den heimischen Handel. Mit seinem neuen Flaggschiff will der chinesische Hersteller einmal mehr die Top-Modelle von Branchengrößen wie Samsung, Huawei, Sony oder Apple herausfordern. Die technischen Daten und der Preis klingen vielversprechend. Wir haben uns in den letzten beiden Wochen angesehen, wie gut das neue Mi 11 tatsächlich ist.

Erster Eindruck und Handhabung

Nimmt man das neue Xiaomi-Flaggschiff erstmals aus der Verpackung, fällt sofort auf, dass der Premium-Anspruch durchaus gerechtfertigt ist. Das Mi 11 sieht nicht nur modern aus, sondern fühlt sich auch hervorragend an. Vorne sticht bei eingeschaltetem Bildschirm und geöffnetem Programm das Display-Loch für die Frontkamera ins Auge. Da es dadurch fast keine Ränder rund um den Bildschirm gibt, bleibt das Mi 11 trotz 6,81 Zoll großem Touchscreen relativ kompakt. Deshalb liegt das Smartphone auch gut in der Hand. Eine einhändige Bedienung ist aber nur mit größeren Händen möglich. Wer kurze Finger hat, wird häufig beide Hände verwenden. Auf der Glasrückseite sticht die eigenständige Anordnung der Triple-Hauptkamera ins Auge. Diese hebt das Mi 11 von anderen Geräten doch ziemlich stark ab. Der Fingerabdrucksensor ist im Display integriert. Dessen Einrichtung dauert zwar etwas länger und er verlangt auch einen ziemlich festen Druck, insgesamt funktionierte er im Test jedoch sehr schnell und zuverlässig. Die Materialqualität und die Verarbeitung sind wirklich top. Das mit einem Gewicht von 195 Gramm vergleichsweise leichte  Mi 11 wirkt wie aus einem Guss. Der Touchscreen ist von der neuesten Generation Gorilla Glass ("Victus") geschützt. Einziges echtes Manko ist das Fehlen einer offiziellen IP68-Zertifizierung. Für Wasserfestigkeit und Staubschutz wird also nicht garantiert. Und weil wir schon beim Kritisieren sind – einen Slot für microSD-Karten zur Erweiterung des internen Speichers gibt es auch nicht. An der rechten Seite sitzen der Lautstärkeregler sowie der Ein- und Ausschalter. Weitere mechanische Knöpfe gibt es nicht. Unten sind neben dem USB-C-Anschluss die Lautsprecher integriert. Bei der Sound-Ausstattung setzt Xiaomi übrigens auf den Spezialisten Harman Kardon. Und das machte sich im Test positiv bemerkbar. Für ein Smartphone bietet das Gerät tatsächlich einen sehr guten Klang. Bei längeren Videos (Streaming von Serien oder Filmen) ist es aber dennoch ratsam auf externe Kopfhörer zurückzugreifen.

Xiaomi Mi 11 im oe24.at-Test

Display und Performance

Beim Display konnten uns zuletzt vor allem das Samsung  Galaxy S21 Ultra  und das Huawei  Mate 40 Pro  begeistern. Überraschenderweise kann das Mi 11 in diesem Punkt aber äußerst gut mithalten. Xiaomi setzt hier auf einen 6,81 Zoll großen AMOLED-Touchscreen mit WQHD+ Auflösung (3.200 x 1.440 Pixel, 515 ppi). Außerdem spendieren die Chinesen ihrem Flaggschiff eine Bildwiederholungsrate von 120 Hz. Das macht sich beim Scrollen mit einer extrem flüssigen Darstellung bemerkbar. Hinzu kommt eine imposante Helligkeit von 1500 cd/m2. Dank dieser bleibt das Display selbst bei direkter Sonneneinstrahlung gut ablesbar. Die hohe Auflösung, der satte Kontrast und die realistische Farbwiedergabe runden die sehr gute Darstellungsqualität ab. Fotos, Videos oder Texte werden gestochen scharf angezeigt, ohne dabei künstlich zu wirken. Beim Antrieb lässt sich Xiaomi ebenfalls nicht lumpen. Das Mi 11 ist eines der weltweit ersten Smartphones, das mit dem neue Top-Chip von Qualcomm ausgestattet ist. Der Snapdragon 888 bietet in Kombination mit den 8 GB RAM eine atemberaubende Performance, die mit jeder Situation locker zurechtkommt. Darüber hinaus verfügt der 8-Kern-Prozessor über ein integriertes 5G Modem. Mit dem Adreno 660 ist auch ein hervorragender Grafikchip mit an Bord. Grafisch aufwendige Spiele, Multitasking, Downloads von großen Dateien oder das Streamen von Videos sind für das Xiaomi-Flaggschiff keine wirklichen Herausforderungen. Dennoch mussten wir im Test einen Makel feststellen. Bei hoher Beanspruchung wird das Mi 11 nämlich extrem heiß. Im normalen Alltagsgebrauch fällt das nicht auf. Doch wenn man eine Zeit lang ein aufwendiges Game zockt, verbrennt man sich fast die Finger. Hier dürfte das Problem aber nicht bei Xiaomi liegen. Der Temperaturanstieg dürfte nämlich vom Snapdragon 888 kommen. Wir werden das Phänomen jedenfalls weiter beobachten. Heuer kommen ja noch einige Smartphones mit diesem Chip in den Handel. Dann wird sich zeigen, ob der Snapdragon 888 tatsächlich ein Hitzeproblem hat. Die restliche Ausstattung (WiFi 6, NFC, Bluetooth 5.2, alle gängigen Ortungsdienste, etc.) lässt wiederum keine Wünsche offen.

Akku

Der Akku des Mi 11 bietet eine Kapazität von 4.600 mAh. Im Test hielt das Smartphone rund eineinhalb Tage durch. Wer es nicht allzu intensiv nutzt, kann mit einer Ladung auch bis zu zwei Tage über die Runden kommen. Schaut man hingegen mehrere Stunden Videos oder nutzt das Smartphone als Navigationssystem, geht der Akku deutlich früher zur Neige. Dank Schnellladefunktion (55 Watt) dauert eine Vollladung nicht einmal eine Stunde. Das ist ein absoluter Spitzenwert. Ebenfalls positiv: Im Lieferumfang ist ein Netzteil für schnelles Aufladen enthalten. Kabellos sind übrigens bis zu 50 Watt möglich. Auch das ist ein herausragender Wert. Im Gegensatz zur Konkurrenz bietet das Xiaomi-Flaggschiff aber keine umgekehrte Ladefunktion. Wearables oder andere Smartphones mit induktiver Lademöglichkeit lassen sich mit dem Mi 11 also nicht aufladen.

Kamera

Bei der Kameraausstattung geht Xiaomi ebenfalls ambitioniert zu Werke. Bei der Triple-Hauptkamera kommt  wieder  der gemeinsam mit Samsung entwickelte, 1/1,33 Zoll große 108 MP-Sensor (f/1,85) zum Einsatz. Zum weiteren Setup der Hauptkamera zählen eine 13 MP Ultraweitwinkellinse (f/2,4) mit 123-Grad-Bildwinkel und eine 5 MP Makro-Kamera. Letztere bietet eine Brennweite von 50 mm. Im Vergleich zu den Flaggschiffmodellen der Konkurrenz fällt das Fehlen eines Tele-Objektives auf. Wem das nicht stört, wird mit den Ergebnissen der restlichen drei Linsen zufrieden sein. Bei guten Lichtverhältnissen spielt das Mi 11 in der absoluten Oberliga mit. Mit freiem Auge sind jedenfalls keine Unterschiede zu den Ergebnissen des Galaxy S21 Ultra, Huawei Mate 40 Pro oder iPhone 12 Pro erkennbar. Die Bilder sind sehr scharf, stellen beim Reinzoomen auch Details wie einzelne Haare sehr gut dar und beeindrucken mit natürlichen Farben. Um auch bei schlechten Lichtverhältnissen gute Fotos zu liefern, werden von der Software vier Pixel zusammengelegt. Der Nachtmodus konnte im Test ebenfalls überzeugen. Hier kommt es lediglich an den Rändern zu minimalen Unschärfen. Gleiches gilt übrigens auch für die (Tages-)Fotos der Ultraweitwinkelkamera. Insgesamt kann die Qualität der Kamera jedenfalls überzeugen. In manchen Situationen würde man sich aber ein Teleobjektiv wünschen.

Bei den Videofunktionen gibt es hingegen nichts zu bekritteln. Hier hat sich Xiaomi ordentlich ins Zeug gelegt. Der Nutzer wird beim Erstellen von Clips auf Wunsch durch Künstliche Intelligenz (KI/AI) unterstützt. Hierfür stehen gleich mehrere AI-Erweiterung zur Verfügung. Aber auch ohne der schlauen Software können sich die Videos sehen lassen. Neben der guten Darstellungsqualität punktet das Mi 11 dabei auch mit einem sehr guten Klang. Die Mikros für die Tonaufnahmen sind also sehr gut abgestimmt. Der Nachtmodus für Videos liefert zwar auch ordentliche Ergebnisse, doch hier stoßen alle Smartphones schnell an ihre Grenzen. Selfie- und Videocall-Fans kommen mit der Frontkamera, die ebenfalls eine sehr gute Qualität und diverse Filter sowie Einstellungsmöglichkeiten bietet, auf ihre Kosten.

Software und Sprachqualität

Als Betriebssystem setzt Xiaomi auf das aktuelle Android 11 (inklusive aller Google-Apps). Darüber liegt die hauseigene Nutzeroberfläche MIUI (Version 12). Diese unterscheidet sich optisch stark vom reinen Android. Auf den ersten Blick hat sie mehr mit Apples iOS-Betriebssystem gemein. Neben allen bekannten Android-Funktionen gibt es auch einige vorinstallierte Xiaomi-Programme. Insgesamt hat man sich an die Bedienung schnell gewöhnt. Zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten sorgen dafür, dass man das Mi 11 stark an seine persönlichen Bedürfnisse anpassen kann.

Neben der Soundausstattung (siehe zweiter Absatz) verdient sich der Hersteller auch ein Lob für die Sprachqualität. In diesem Punkt gibt sich das Mi 11 nämlich keine Blöße. Das Testergebnis war voll und ganz zufriedenstellend. Egal, ob Anrufer oder Angerufener – die Sprachqualität war sehr gut. Selbst die integrierte Freisprechfunktion lieferte zumindest in ruhiger Umgebung eine ordentliche Leistung ab.

Fazit

Mit dem Mi 11 hat Xiaomi ein solides Top-Smartphone ohne gravierende Schwächen auf die Beine gestellt. Zentrale Punkte wie Display, Performance, Akku, Verarbeitungsqualität und Kamera bieten kaum Anlass zu Kritik. Das Hitzeproblem, das vom Qualcomm-Prozessor ausgelöst wird, betrifft eigentlich nur Hardcore-Gamer und somit eine überschaubare Zielgruppe. Wer mit dem Fehlen der IP68-Zertifizierung und des Tele-Objektives keine Probleme hat, bekommt mit dem Mi 11 ein sehr gutes Smartphone, das preislich deutlich unter den Flaggschiffmodellen der Konkurrenz liegt. Los geht es ab 799 Euro für die 128 GB Variante, das Mi 11 mit 256 GB kostet 899 Euro. Hierbei muss man jedoch beachten, dass die absoluten Top-Modelle der Konkurrenz ( iPhone 12 Pro Max , Samsung Galaxy S21 Ultra und Huawei Mate 40 Pro), die weit über 1.000 Euro kosten, doch eine bessere Ausstattung bieten. Mit dem normalen iPhone 12 (5G) und dem Samsung Galaxy S21 (5G) liegt das Mi 11 preislich auf Augenhöhe. Auch bei diesen beiden Geräten kann der interne Speicher nicht erweitert werden. Hier entscheidet dann also der persönliche Geschmack.

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