Sorge vor "Lost Generation"

Österreich hinkt bei KI hinterher

02.05.2019

Regierung müsse Angst vor Künstlicher Intelligenz zerstreuen - Lehrberuf kommt 2020.

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20 Industrieländer haben sich seit 2017 ambitionierte Strategien für Künstliche Intelligenz (KI) gegeben. Österreich war bis jetzt nicht darunter. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) hat eine solche Strategie samt damit zusammenhängender staatlicher Fördermaßnahmen für die Technologiegespräche in Apbach (22. bis 24. August) angekündigt.

"Dann sind wir so weit", sagte die Ministerin bei einer Pressekonferenz in Wien. Feststeht mittlerweile, dass es ab 2020 in Österreich einen eigenen Lehrberuf geben wird, in dem junge Menschen in Programmierung, Datenaufbereitung und Analyse ausgebildet werden sollen. Heimische Leitbetriebe würden ebenso nach KI-fitten Mitarbeitern suchen wie Start-ups. Die Firmen suchten nicht nur Universitätsabsolventen. Künstliche Intelligenz sei kein Ding von Eliten.

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Österreicher mit großer Skepsis

Österreich hinkt bei KI im OECD-Vergleich nach. Hier ist es um die Bereitschaft, intelligente Maschinen und Roboter zu nutzen, noch schwach bestellt. Eine Studie des Beratungsunternehmens Accenture macht in den Betrieben ein hohes Maß an Unsicherheiten und Ängsten aus.
 
Welche Skepsis Investitionen in die digitale Infrastruktur hervorrufen können, ist in Österreich etwa am verbreiteten Widerstand gegen die Installation von "Smart Meter" (intelligenten Stromzählern) sichtbar. Das zeigt, wie hoch das Bedürfnis nach mehr Information und Mitsprache bei neuen Technologien ist, so die Studie. Künstliche Intelligenz müsse transparent und erklärbar sein, sagt Accenture-Österreich-Chef Michael Zettel. Wer Chatbots einsetzt, sollte klar darlegen, dass es sich um eine Maschine handelt.

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"Lost Generation"

Weil die Auftragsbücher voll sind, setzen Firmen in Österreich das Thema Künstliche Intelligenz oft erst jetzt auf die Agenda, beklagen die Experten von Accenture. Nach einer Untersuchung von Boston Consulting befassen sich nur 42 Prozent der heimischen Unternehmen aktiv mit KI. Das sei vor Japan der zweitniedrigste Wert in der Umfrage, die sieben Länder umfasst. Nur 13 Prozent der heimischen Firmen sind tatsächlich Anwender. Viele verharrten im internationalen Wettrennen der neuen KI-Ökonomie somit noch vor der Startlinie.
 
"Das könnte sich rächen, denn an der Schnittstelle Mensch-Maschine müssen dringend neue Kompetenzen herangebildet werden", heißt es in der Accenture-Expertise im Auftrag des Wirtschaftsministeriums. Um aktuelle und künftige Studentengenerationen müsse man sich da wenig Sorgen machen. Bei ihnen seien Digitalisierungsjobs "in". Schwieriger werden könne es für jene Arbeitnehmer, die noch 20 oder 30 Jahre vor sich hätten. Ihnen drohe das Schicksal einer nicht mitgenommenen Lost Generation.
 
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Neue Jobs entstehen

Dass den Österreichern durch zunehmende Automatisierung die Arbeit ausgeht, befürchten das Wirtschaftsministerium und die Berater nicht. Eine Studie des Instituts für Höhere Studien sah zuletzt 9 Prozent der Arbeitsplätze in Österreich durch Automatisierung in Gefahr. Das wäre ein geringerer Wert als die Prognose der OECD von 14 Prozent für die Industrieländer. Die Digitalisierungsexperten sehen zugleich neue Jobs. Österreich könnte sich sogar als Testmarkt für bestimmte Anwendungen etablieren.
 
Die Regierung will 2020 einen Lehrberuf mit Schwerpunkten "KI" einführen, der idealerweise auf einer vorherigen AHS-Matura aufsetzt. An heimischen Universitäten ist das Thema schon länger angekommen. Weltweit gibt es der Studie zufolge zur Zeit übrigens nur 22.000 promovierte KI-Experten.
 

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Richtiger Einsatz entscheidend

An Einsatzmöglichkeiten fehlte es nicht, auch in Sektoren wie der Landwirtschaft: Autonome Mähdrescher, Melkmaschinen, die nicht nur Kühe melken, sondern auch alle Daten zur Milch liefern, Sensoren für die Tiergesundheit. Der Agrarsektor zählt laut Experten in Österreich zu jenen drei Wirtschaftssparten, die nach Industrie/Produktion und Handel am meisten Potenzial für KI-Anwendung hätte. Auch die Bauern nutzten zwar zunehmend Apps, zögerten aber, die Daten mittels KI zur intelligenten Betriebsführung zu nutzen. Der Bund plant nun eine "Innovation Farm", einen digitalen Muster-Bauernhof, auf dem interessierte Landwirte neue Technologien in der Praxis erleben können.
 

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Kein Land habe "Robotersteuer"

Durch den "richtigen" Einsatz von Künstlicher Intelligenz und damit erhoffte stark steigende Produktivität könnte nach Hochrechnungen der Berater bis zum Jahr 2035 eine zusätzliche Wertschöpfung von 122 Mrd. Euro generiert werden. Von einer Art Wertschöpfungsabgabe ("Robotersteuer") hält Schramböck nichts. "Ich kenne kein erfolgreiches Land, das eine Robotersteuer hat", sagte sie am Donnerstag bei der KI-Studienpräsentation.
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