Nachspiel
Pannen bei Facebook-Start werden untersucht
19.05.2012
Investoren und Broker stundenlang im Unklaren über Stand ihrer Aufträge,
Die technischen Pannen zum Auftakt des milliardenschweren Börsengangs von Facebook haben ein Nachspiel. Die US-Börsenaufsicht leitete am Freitag nach Handelsschluss eine Untersuchung der Vorgänge ein, die Investoren und Broker stundenlang im Unklaren über den Stand ihrer Kaufaufträge gelassen hatten. Die Technologiebörse Nasdaq erklärte, sie wolle die in der ersten halben Stunde des Computerhandels eingegangenen Bestellungen in einem Offline-Verfahren bereinigen. Nach Einschätzung von Investoren trugen die Pannen dazu bei, dass das Interesse an den Anteilsscheinen nicht so überschäumend ausfiel wie zunächst erwartet.
In der ersten Handelsminute wechselten 83 Millionen Aktien des Börsenneulings den Besitzer. Der schwungvolle Start brach dann aber noch in der ersten halben Stunde ab. "Da gab es einige Unsicherheit rund um die Eröffnung, weil die Leute nicht wussten, auf welchem Stand ihre Aufträge waren", sagte ein Händler. Bis zum Ende des Tages erreichte der Kurs nur ein mageres Plus von 0,6 Prozent auf 38,23 Dollar (30,05 Euro), nachdem die den Börsengang begleitenden Banken die Anteilsscheine offenbar wiederholt mit Zukäufen über dem Ausgabepreis von 38 Dollar gehalten hatten. Im Vorfeld hatten Börsianer Aufschläge von bis zu 50 Prozent erwartet.
Bestätigungen fehlten
Mehrere Broker sagten, die Nasdaq sei bis zum Ende des Handelstages die sonst in Sekundenschnelle vorliegende Auftragsbestätigung schuldig geblieben. "Wir mussten vollkommen blind fliegen", sagte ein Händler von Morgan Stanley, der mehr als 30 Kaufanfragen eingereicht hatte. Auch ein Broker von Raymond James Financial wartete vergeblich auf eine Quittung für seine vor Handelsbeginn vorgelegten Bestellungen ab einem Preis von 42 Dollar je Aktie. "So etwas haben wir durchaus erlebt, wenn der Markt verrückt spielt, aber noch nicht, wenn es nur um ein einzelnes Papier geht", sagte der Händler.
An den US-Börsen häuften sich zuletzt die Pannen: Erst vor einer guten Woche ging an der Nasdaq der viel kleinere Börsengang von Andina Acquisition schief, als eine ganze Serie von Bestellungen zurückgegeben werden musste. Vor einem Monat versagte beim Debüt des Softwareherstellers Splunk ein automatischer Kaufstopp, so dass einige Handelsabschlüsse im Nachhinein wieder rückgängig gemacht werden mussten. Großes Aufsehen erregte im März der Computerhandelsplatz BATS, der wegen technischer Fehler seinen eigenen Börsengang abbrechen musste und schließlich absagte. Vor zwei Jahren vernichtete ein ebenfalls technisch bedingter Kurssturz in New York binnen weniger Minuten Börsenwerte von rund einer Billion Dollar.