"Phubbing" am Vormarsch

WhatsApp macht Unsitte gesellschaftsfähig

18.07.2016

Mobiles Messaging führt zur Vernachlässigung des Gesprächspartners.

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© APA/AFP/FEDERICO PARRA
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94 Prozent der Menschen in Österreich besitzen irgendeine Form von Mobiltelefon. Der Marktforscher Integral hat die Auswirkungen dieses Phänomens auf den persönlichen Umgang mit anderen Personen untersucht und herausgefunden: 72 Prozent vernachlässigen beim Eingang von Nachrichten über WhatsApp , Facebook , E-Mail, SMS & Co ihre Gesprächspartner und senden über Smartphone oder Handy eine Antwort. Bis vor kurzem war ein solches Verhalten noch ein absolutes "No-Go".

"Dieses auch als Phubbing - also die Beschäftigung mit dem Mobiltelefon in Gesellschaft - bekannte Phänomen zeigt sich quer durch alle Bevölkerungsschichten", hielt Integral unter Berufung auf seinen Austrian Internet Monitor in einer Aussendung fest. Zwar seien es die 14- bis 19-Jährigen, für die mobiles Messaging in Gesellschaft mit 92 Prozent eine Selbstverständlichkeit ist. Doch auch in der Gruppe der 20- bis 49-Jährigen nimmt deutlich über 80 Prozent die kurzfristige Vernachlässigung ihres persönlichen Gesprächspartners in Kauf. Sogar in der Gruppe 70+ sind es immerhin noch 37 Prozent. Männer neigen geringfügig stärker zu Phubbing als Frauen.

Bei Freunden ist Hemmschwelle am geringsten

Am geringsten ist die Hemmschwelle in Gesellschaft von Freunden - in einer solchen Situation beantworten 61 Prozent am Mobiltelefon Nachrichten. Etwas aufmerksamer ist man laut Integral dem eigenen Partner gegenüber, dennoch kommunizieren 53 Prozent in dessen Gesellschaft mit Anderen.

Der Phubbing-Trend wird laut den Ergebnissen der Umfrage unter 1.000 Personen ab 14 Jahren durchaus hinterfragt: 44 Prozent - vor allem Ältere - befürchten dadurch eine generelle Beeinträchtigung der Gesprächskultur. Im Fall der konkreten persönlichen Betroffenheit ist jedoch die Toleranz sehr hoch: Nur zwei Prozent empfinden dieses Verhalten als pure Unhöflichkeit. "Im Alltag ist die Beschäftigung mit dem Smartphone und all seinen Anwendungsmöglichkeiten inzwischen eine Selbstverständlichkeit geworden - die klassischen Vorstellungen von höflicher Konzentration auf den Gesprächspartner sind schon im Wandel begriffen", erklärte Integral-Geschäftsführer Bertram Barth. 14 Prozent sind der Ansicht, dass ihr Verhalten keine Beeinträchtigung des persönlichen Treffens darstellt, da sie sich auf Schreiben und Gesprächspartner gleichzeitig konzentrieren können.

Jugendliche sind auch "FOMO" gefährdet

Vom Phänomen FOMO (Fear Of Missing Out) sind acht Prozent betroffen. Sie werden nervös, wenn sie längere Zeit keinen Zugang zu ihrem Nachrichteneingang haben. Diese Unruhe verspüren vor allem Menschen unter 29 Jahren und Frauen.
 

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