EU verhängt 997-Mio.-€-Strafe
Qualcomm verteufelt jetzt das iPhone
24.01.2018Chip-Hersteller muss wegen dem Apple-Smartphone tief in die Tasche greifen.
Qualcomm kommt die jahrelange Ausstattung von iPhones und iPads mit Chips, die dem US-Chiphersteller hohe Einnahmen verschaffte, nun möglicherweise teuer zu stehen. Das Unternehmen soll in Europa wegen Verstößen gegen Wettbewerbsregeln eine Strafe in Höhe von 997 Mio. Euro zahlen. Die Geldstrafe entspricht laut Kommissionsangaben 4,9 Prozent des Umsatzes von Qualcomm im Jahr 2017. Der US-Konzern will sie aber anfechten (siehe unten).
Schwerer Vorwurf
Qualcomm habe einer Untersuchung zufolge "Milliarden von US-Dollar an Apple gezahlt, damit Apple nicht bei der Konkurrenz kauft", teilte EU-Kommissarin Margrethe Vestager am Mittwoch in Brüssel mit. Konkurrenten seien dadurch in rechtswidriger Weise mehr als fünf Jahre lang vom Markt für sogenannte LTE-Basisband-Chipsätze ausgeschlossen worden. Diese sorgen in vielen Smartphones und Tablets für die Funkverbindung.
Chips sind unverzichtbar
Patentkrieg zwischen Qualcomm und Apple
Für Qualcomm ist die Entscheidung der EU-Wettbewerbshüter ein weiterer schwerer Rückschlag. Das Unternehmen sieht sich derzeit mit einem feindlichen Übernahmeversuch des US-Rivalen Broadcom konfrontiert. Zudem liefert sich Qualcomm seit Monaten einen Rechtsstreit mit seinem wichtigen Kunden Apple. In diesem klagte zunächst Apple mit dem Vorwurf, der Halbleiter-Spezialist verlange zu viel für Patentlizenzen und forderte eine Milliarde Dollar (816 Mio. Euro) Rabatt-Zahlungen, die Qualcomm zunächst zugesagt habe, dann aber zurückgehalten habe. Der Chip-Hersteller antwortete mit einer Gegenklage und warf Apple unter anderem vor, Tatsachen zu verfälschen und Regulierer in den USA und Asien zu Attacken angestachelt zu haben. Im vergangenen Juli eskalierte Qualcomm den Streit mit weiteren US-Klagen mit dem Vorwurf der Verletzung von sechs Patenten nach und will auch die Einfuhr von iPhones mit Chips des Konkurrenten Intel in die USA verbieten lassen.
Qualcomm will Strafe anfechten
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