Zalando überwacht seine Mitarbeiter mithilfe einer Software.
Berlin. Zalando, der deutsche Online-Versandhändler für Schuhe und Mode, arbeitet mit einem Bewertungssystem. Mit "Zonar" müssen sich die Mitarbeiter von Zalando gegenseitig bewerten. Der Konzern ist von der Idee begeistert, die Mitarbeiter fühlen sich an "die Stasi" erinnert und Forscher warnen vor allem vor dem Leistungsdruck.
"Zonar - Stasi 2.0"
Mit "Zonar" sollen sich die Mitarbeiter von dem Modehändler untereinander bewerteten. Ein Klima von Leistungsdruck, Lohndumping und letztendlich Angst entsteht. 5.000 Angestellte, darunter auch die Vorgesetzten, beurteilen sich gegenseitig. Die Stärken und vor allem die Schwächen der Mitarbeiter werden mithilfe von "Zonar" laufend aufgezeichnet und aktualisiert. Mit diesem selbst entwickelten Tool erzeuge Zalando in der Belegschaft ein Gefühl der Überwachung. Löhne würden gedrückt und im Speziellen befristete Mitarbeiter, die um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen, würden unter ständigen Stress gesetzt. Eine Studie der gewerkschaftsnahen Böckler-Stiftung lautet demnach: "Im Kern geht es darum, Beschäftigte permanent zu bewerten, zu kontrollieren und zu sanktionieren."
Zwei Mal im Jahr werden bis zu acht Angestellte von den Mitarbeitern nominiert, die sie dann beurteilen. Die Vorgesetzten haben natürlich auch ein Mitspracherecht bei der Auswahl. Im Endeffekt werden die Angestellten angehalten, permanent Aufzeichnungen vom Verhalten der Kollegen anzufertigen. Mitarbeiter bestätigten der "Süddeutschen Zeitung", dass es "eine 360-Grad-Überwachung" ist. Ein Mitarbeiter meinte: "Eigentlich sind es Stasi-Methoden." Ein weiterer: "Ich kann nicht einfach mal einen schlechten Tag haben." Monate später schlage sich eine Situation, an die er sich gar nicht mehr erinnere, in einer Beurteilung nieder. "Ich find Zonar unmöglich." Eine Führungskraft sagte der "SZ": "Egal, wie gut dein Feedback ist, der Chef kann es auslegen, wie er will. Wenn er dich nicht mag, ekelt er dich aus der Firma."
Zalando findet die Methode großartig
Zalando sieht in dieser Methode keine Probleme. Der Arbeitgeber habe ein berechtigtes Interesse an der Leistungskontrolle. Das eigene Tool werde nur im gesetzlich erlaubten Umfang genutzt. Eine interne Umfrage zeige ein ganz anderes Ergebnis. 67 Prozent der Mitarbeiter von Zalando würden den Arbeitgeber weiterempfehlen, und nur 13 Prozent erwägen einen Arbeitgeberwechsel.
"Zonar ist kein Instrument der Kontrolle", sagte die Zalando-Personalchefin Astrid Arndt. "Wir glauben, dass wir den Mitarbeitern mit Zonar sehr entgegenkommen." Man unterstütze die Entwicklung jedes Mitarbeiters durch gelebte Feedback-Kultur.