Fusion mit Instagram & Messenger

"Whatstabook": WhatsApp wird Datenkrake

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Konzern-Dienste werden zu einer Art "Whatstabook" - mit negativen Auswirkungen für die User.

Vergangenen Freitag ließ Mark Zuckerberg gleich mit zwei Aussagen bzw. Ankündigungen aufhorchen. Zum einen sagte der Facebook-Chef, dass das Netzwerk  keine Daten seiner Nutzer verkaufe , zum anderen kündigte er die  Fusion von WhatsApp, Instagram und den Facebook Messenger  an. Die drei Dienste sollen also zusammengelegt werden. Doch was bringt das für die User?

>>>Nachlesen:  Zuckerberg: "Verkaufen keine User-Daten"

Gemeinsame technische Plattform

Laut Zuckerberg sollen die drei Dienste als eigenständige Apps erhalten bleiben. Zusammengelegt wird (zunächst) nur die Technik im Hintergrund. Sie nutzen in Zukunft also eine einer gemeinsame technische Infrastruktur. Weiters sollen WhatsApp, Instagram und der Facebook-Messenger stärker mit Verschlüsselung abgesichert werden. Dies bestätigte das Netzwerk der "New York Times" und der "Financial Times". Mit der besseren Absicherung sollen Nutzer offenbar beruhigt werden. Denn die geplante Zusammenlegen kommt nicht bei allen Usern gut an.

>>>Nachlesen:  Zuckerberg will WhatsApp, Facebook & Instagram zusammenlegen

Einfachere Kontaktaufnahme als Ziel

Wir arbeiten daran, mehr unserer Messaging-Dienste mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auszustatten, und prüfen Wege, wie man Freunde und Familie über die Grenzen verschiedener Netzwerke hinweg einfacher erreichbar machen kann", sagte ein Sprecher den Zeitungen. Derzeit gebe es interne Diskussionen darüber, wie das am besten umzusetzen sei. Bisher sind die Systeme weitgehend voneinander getrennt. Die Fusion ist also ein immenser Kraftakt.
 
 

Gründer warfen das Handtuch

Der Plan werde von Facebook-Chef Mark Zuckerberg persönlich vorangetrieben, hieß es. Die Gründer von WhatsApp und Instagram, die nach der Übernahme durch Facebook zunächst weitgehend eigenständig agieren konnten, hatten zum vergangenen Jahr alle das Online-Netzwerk  verlassen . Laut damaligen Berichten soll es Spannungen mit Zuckerberg gegeben haben, der stärker in die Führung der Dienste eingriff. Die drei Dienste haben jeweils mehr als eine Milliarde Nutzer. Facebook als Online-Netzwerk kommt auf mehr als 2,2 Milliarden aktive Mitglieder - das Wachstum hatte sich zuletzt aber deutlich verlangsamt, während die Chatdienste rege genutzt werden.
 
 

Verschlüsselung und Werbung

Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der nur die Gesprächspartner Zugang zum Inhalt einer Unterhaltung haben, setzt derzeit in der Facebook-Welt nur WhatsApp standardmäßig ein. Beim Facebook Messenger kann man sie zum Austausch vertraulicher Informationen zuschalten. Beim Abgang der WhatsApp-Gründer Brian Acton und Jan Koum hatte es noch geheißen, sie hätten sich gegen Pläne zur Aufweichung der Verschlüsselung stemmen müssen. Zudem hat Facebook auch das Versprechen gebrochen, dass WhatsApp werbefrei bleibt. Noch heuer werden im Status-Bereich  Anzeigen eingeblendet .
 
 

"Whatstabook" als neue WhatsApp-Datenkrake

Ein ehemaliger Facebook-Manager sagte der "Financial Times", Zuckerberg wolle verschiedene Dienste des Konzerns zu einer Art "Whatstabook" vereinen, um das Wachstum anzukurbeln. Während die Verschlüsselung den Schutz der Daten verbessern würde, sei das wahre Ziel von Facebook vermutlich, an mehr Kontaktdaten heranzukommen, um potenzielle neue Nutzer zu finden, erklärte er. Eine gemeinsame Infrastruktur würde einen tiefgreifenden Eingriff in die heutige Funktionsweise der betroffenen Dienste bedeuten. So ist WhatsApp von Beginn an auf die Erfassung weniger Nutzerdaten ausgelegt und erfordert nur die Telefonnummer des Smartphones. Bei Facebook, dem Facebook Messenger und Instagram hingegen legen Nutzer Accounts an. Mit der gemeinsamen Hintergrundtechnik wird das nun anders. Künftig wird das Netzwerk auch von den WhatsApp-Nutzern (noch) mehr Daten bekommen. 
 
 

Versprechen gebrochen

Eines der Versprechen bei der Übernahme von WhatsApp für am Ende 22 Milliarden Dollar im Jahr 2014 war, dass die Nutzerdaten weiterhin getrennt bleiben. Einige Jahre später kündigte Facebook dann an, man wolle die Telefonnummern zwischen WhatsApp und Facebook abgleichen. Das würde es zum Beispiel erlauben, WhatsApp-Nutzer bei Facebook zu finden. Die Idee stieß auf Widerstand von Datenschützern und wurde in Europa ausgesetzt. Die EU-Kommission überzog Facebook 2017 mit einer Strafe von 110 Millionen Euro, weil das Online-Netzwerk bei der Anmeldung der Übernahme noch behauptet hatte, ein Teilen der Daten zwischen den beiden Systemen sei technisch nicht möglich.
 
 

Facebook-Zerschlagung erschwert

Eine Zusammenlegung der technischen Infrastruktur hinter den Chat-Funktionen würde zugleich eine Zerschlagung von Facebook erschweren. In der Politik kommen insbesondere seit dem Datenskandal um Cambridge Analytica immer wieder Forderungen auf, Facebook müsse gezwungen werden, sich von den Messaging-Diensten zu trennen. So betonte der demokratische US-Kongressabgeordnete Ro Khanna nach den Medienberichten, die Übernahmen von Instagram und WhatsApp hätten wettbewerbsrechtlich viel härter geprüft werden müssen. "Stellen Sie sich vor, wie anders die Welt aussehen würde, wenn Facebook mit WhatsApp und Instagram konkurrieren müsste", schrieb er bei Twitter.
 
 

Fazit

Da die drei Apps - zumindest im Vordergrund - eigenständig bestehen bleiben sollen, gibt es für die Nutzer zunächst keine allzu großen Änderungen. Man kann also auch künftig ganz normal Nachrichten via WhatsApp, Instagram und den Messenger verschicken. Und auch die anderen Funktionen bleiben wie gewohnt erhalten. Die gemeinsame technische Infrastruktur wird es jedoch ermöglichen, dass man zum Beispiel über den Facebook Messenger direkt eine Nachricht an einen WhatsApp-Kontakt schicken kann. Am gravierendsten dürften jedoch jene Auswirkungen sein, die man nicht auf den ersten Blick sieht. Die versprochene Verschlüsselung klingt zwar beruhigend, doch die Möglichkeiten auf den erweiterten Datenzugriff vor allem bei WhatsApp, ist kritisch zu sehen. 
 
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