Verlagschef Bandier will von dem US-Konzern eine bessere Vergütung.
Das geplante Internet-Musikradio von Apple verzögert sich wegen schwieriger Rechteverhandlungen mit dem Musikverlag Sony/ATV. Dessen Chef Martin Bandier sagte der "New York Times" vom Wochenende, er wolle eine bessere Vergütung erreichen. "Wir wollen den Dienst. Wir wollen nur fair bezahlt werden." Die Äußerungen des einflussreichen Musik-Managers sind zugleich die erste Bestätigung dafür, dass Apple überhaupt an einem solchen Streaming-Dienst arbeitet. Der Einstieg des Schwergewichts in das Geschäft könnte heutigen Anbietern das Leben schwer machen.
Rechte von zahlreichen Stars
Sony/ATV verwaltet Songrechte für heutige Stars wie Lady Gaga und Taylor Swift, aber auch für Musik von Altmeistern wie den Beatles
oder Beach Boys. Die Firma gehört dem japanischen Elektronikriesen Sony und den Erben von Michael Jackson. Im Sommer schluckte sie die Verlagssparte des zerschlagenen britischen Musikkonzerns EMI und hat jetzt rund zwei Millionen Musikrechte. Während die Branche im Tonträger-Geschäft seit Jahren mit sinkenden CD-Verkäufen kämpft, sind Musikverlage nach wie vor eine sichere Bank.
Das "Wall Street Journal" hatte vor einigen Wochen erstmals über Apples Pläne für ein Internet-Radio berichtet und zugleich eingeschränkt, dass wegen der Rechteverhandlungen noch Monate bis zu einem Start vergehen könnten.
Weltgrößter Musik-Verkäufer
Apple ist mit seiner Online-Plattform iTunes
der weltgrößte Musik-Verkäufer. Allerdings ist inzwischen immer mehr das Streaming auf dem Vormarsch, bei dem die Musik nicht mehr heruntergeladen, sondern direkt aus dem Internet abgespielt wird. Dabei gibt es zum einen Abo-Dienste wie Spotify oder Rdio, bei denen für eine Monatsgebühr uneingeschränkt Musik gehört werden kann. Einen solchen Dienst habe Apple ebenfalls erwogen, aber die Idee verworfen, schrieb das "Wall Street Journal". Ein weiteres Modell sind kostenlose Internet-Radios wie Pandora, bei denen der Nutzer einer Playlist folgen muss anstelle die Lieder selber auszusuchen.
Bei dem Apple-Dienst solle wie bei Pandora Werbung zur Musik angezeigt werden, hieß es. Er solle auf Apple-Geräten wie iPhones und iPads sowie möglicherweise auch auf Windows-PCs laufen. Nach Informationen der "New York Post" strebt Apple eine flexiblere Lizenz mit mehr Nutzungsmöglichkeiten als bei Pandora an. Schon der erste Bericht im "Wall Street Journal" hatte den Aktienkurs von Pandora einbrechen lassen.
Schwieriges Geschäftsmodell
Pandora ist ein Beispiel dafür, wie schwer es ist, mit dem Geschäftsmodell Geld zu verdienen - das Unternehmen hat massive Probleme, die Lizenzkosten wieder einzuspielen. Zuletzt gab es in dem Ende Juli abgeschlossenen ersten Geschäftshalbjahr wieder einen Verlust von 25,6 Millionen Dollar (20,5 Mio. Euro) bei knapp 160 Millionen Dollar Umsatz. Dabei hat das fast ausschließlich in den USA aktive Internet-Radio 54,9 Millionen aktive Nutzer. Apple hat den Vorteil, dass es viel breiter im Geschäft mit der Musikindustrie aufgestellt ist und dadurch auch bessere Deals aushandeln kann.