Hewlett-Packard will PC-Bereich trotz Radikalumbau anscheinend behalten.
Der US-Computerkonzern Hewlett-Packard will im Zuge seiner unlängst verkündeten Radikalkur doch nicht auf das PC-Geschäft verzichten. Die PC-Sparte Personal Systems Group (PSG) werde voraussichtlich als eigenständiges Unternehmen ausgegliedert, kündigte eine Firmensprecherin in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) an. Derzeit werde diese Möglichkeit durchgespielt, sagte sie.
Abspaltung oder Verkauf
Der Chef der PC-Sparte, Todd Bradley, sagte Reuters in einem Interview in Peking, PSG werde in jedem Fall weltweiter Branchenführer bleiben, auch nach einem Spin-Off. Eine Abspaltung brächte den Aktionären den "besten Wert", erklärte Bradley. Ähnlich äußerte sich die HP-Sprecherin. "Wir gehen davon aus, dass dies im besten Interesse der Aktionäre, Kunden und Mitarbeiter ist." Eine Entscheidung soll bis Ende des Jahres fallen. Eine Alternative zur Abspaltung wäre ein Verkauf der Sparte.
Viel Umsatz - wenig Gewinn
HP-Chef Leo Apotheker hatte vor zwei Wochen überraschend einen Radikalumbau des US-Konzerns angekündigt und dabei das schwächelnde PC-Geschäft zur Disposition gestellt - zehn Jahre nach dem umstrittenen Zukauf des Computerherstellers Compaq. Das PC-Geschäft ist zwar umsatzstark, die Gewinnmargen sind aber eher gering. Neue Geräte wie das iPad von Apple haben der Branche zuletzt hart zugesetzt. HP wäre nicht das erste Unternehmen, dass sich komplett vom PC-Geschäft trennt: IBM hatte diese Sparte beispielsweise an Lenovo verkauft.
Für Bradley scheint dies jedoch keine Option zu sein. Ein Verkauf der PC-Sparte an Rivalen wie Acer aus Taiwan oder Lenovo aus China sei nicht wünschenswert, sagte Bradley. "Ich würde einfach sagen, die Zahlen stützen nicht, dass diese Strategie funktioniert." Er selbst war durch den Zukauf von Palm zu HP gekommen.
Comeback für das Touchpad
Apotheker, der einst SAP führte, hat im Zuge des Umbaus auch verkündet, dass der Tablet-PC TouchPad
nach nur wenigen Wochen auf dem Markt zurückgenommen wird. HP verschleuderte das Gerät in den USA um 99 Dollar und in Deutschland um 99 Euro (Normalpreis ab 479 Euro). Die Händler konnten sich vor Anfragen kaum retten Binnen weniger Stunden waren alle Lagerexemplare weltweit ausverkauft.
Bradley sagte nun, das Tablet-Geschäft sei ein wichtiges Marktsegment und deutete damit an, dass der Rückzug nicht endgültig sein muss. Sollte sich das PC-Geschäft von HP in Zukunft eigenständig positionieren, wäre die Firma ein Komplettanbieter, vom ultradünnen PC bis hin zum klassischen Gerät, sagte der Manager.