Plagiat erwischt!
Stiftung Warentest: Beats-Kopfhörer versagte
24.06.2014
Gefälschtes Gerät wurde ohne Absicht in normalem Elektromarkt gekauft.
„Ich glaub, ich hör nicht richtig!“ Ungefähr das dachten die Prüfer der deutschen Verbraucherorganisation Stiftung Warentest, als sie während der Arbeit am aktuellen Kopfhörer-Test („test“-Ausgabe 5/2014) ein weißes Gerät untersuchten, das laut Aufschrift das Modell Beats by Dr. Dre Solo HD sein sollte. Laut den Testern wich das Gerät in zahlreichen Punkten von anderen Exemplaren dieses Modells ab. So war u.a. der linke und rechte Tonkanal vertauscht, der Kopfhörer wog weniger, hatte ein kürzeres Kabel und auch das Aussehen des Logos auf den mitgelieferten Transporttaschen erschien fragwürdig – außerdem klangen beide Kanäle ziemlich unterschiedlich, da die rechte Seite Defekte aufwies. Bei einem Gerät, das rund 150 Euro kostet, sollte so etwas natürlich nicht passieren. Kein Wunder, dass schnell der Verdacht aufkam, dass es sich um ein Plagiat handeln könnte. Und dass, obwohl der Kopfhörer in einer normalen Elektrofachkette (Conrad-Filiale in Berlin) gekauft wurde.
Bestimmte Vorgaben
Wenn die Prüfer während eines Tests auf ein defektes Gerät stoßen, vergleichen sie es laut der Stiftung Warentest mit mindestens zwei weiteren Exemplaren desselben Typs. In diesem Fall zeigten die anderen Solo-HD-Modelle keinerlei Defekte, daher wurde das verdächtige Gerät bei der Bewertung nicht berücksichtigt. Aufgrund der fehlerhaften Bauweise (vertauschte Tonkanäle, Defekte im rechten Kanal) und der damit verbundenen klanglichen Defizite hätten die Prüfer es ansonsten als extrem schlecht bewerten müssen.
Beim Original (links) ist das „b“-Logo hellrot und die Schrift 2 mm breit. Bild: © Stiftung Warentest
Beats-Mitarbeiter bestätigte den Verdacht
Die andere Möglichkeit hingegen wäre ein Armutszeugnis für Beats, das erst kürzlich von Apple übernommen wurde
: Denn sollte das Gerät kein Plagiat sein, hieße dies, dass Beats keine ausreichenden Qualitätskontrollen vornimmt. Um dem Anbieter die Möglichkeit zu geben, das Gerät selbst zu untersuchen, lud die Stiftung Warentest einen Beats-Vertreter ein und ließ ihn den Kopfhörer inspizieren. Der Beats-Mitarbeiter erklärte dabei bereits nach wenigen Minuten, dass es sich wohl tatsächlich um ein Plagiat handele. Mittlerweile teilte Conrad mit, dass die betroffenen Kopfhörer sowohl für die Filialen als auch für den Versand gesperrt würden. Bevor sie wieder in den Verkauf kommen, wird der komplette Lagerbestand anhand von Prüfkriterien nochmals untersucht.
Bewertung für das Original
Das Original-Modell bekam im aktuellen Kopfhörer-Test aber auch nur ein „Ausreichend“, vor allem aufgrund von Schwächen im Falltest. Einen rundum guten Kopfhörer gab es im Test schon für rund 50 Euro.
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