Heimische Musikfreunde setzen weiterhin verstärkt auf Streaming-Dienste.
Der Verband der österreichischen Musikwirtschaft ( IFPI ) hat Grund zur Freude: 145,4 Mio. Euro wurden im Vorjahr am Musikmarkt in Österreich umgesetzt, was einem Plus von 6,1 Prozent entspricht. Verantwortlich war dafür allen voran das Streaming-Segment, das laut IFPI-Präsident Dietmar Lienbacher ein "rasantes Wachstum" verzeichnete. Wichtigste Umsatzbringer blieben aber physische Tonträger.
Streaming hinter CD auf Platz zwei
Nutzer von Spotify und Co steuerten den am Mittwoch bei einer Pressekonferenz präsentierten Zahlen zufolge 32,6 Mio. Euro zum Gesamtmarkt bei, ein Wachstum von 86 Prozent. Den Aufwärtstrend der vergangenen Jahre konnte auch Vinyl fortsetzen, hier gab es einen Anstieg von zehn Prozent auf 7,8 Mio. Euro. Dennoch blieb der physische Markt insgesamt im Rückwärtsgang: Nach 80,6 Mio. Euro im Jahr 2015 und 73,3 Mio. Euro im Jahr 2016 landeten CD, Musik-DVD und Vinyl im Vorjahr bei 64,8 Mio. Euro. Ebenfalls geringer fiel der Umsatz mit Downloads aus: Dieser belief sich auf 13,5 Mio. Euro (minus 14,5 Prozent).
Nichtsdestotrotz zeigten sich die Branchenvertreter hinsichtlich des insgesamt wachsenden Online-Marktes optimistisch, dass das Vorjahr eine Trendwende markierte und auch für das laufende Jahr mit einem Wachstum respektive einer Stabilisierung zu rechnen sei. Ein wesentliches Thema beim Streaming bleibt aber der sogenannte "Value Gap", also geringe Umsätze aus werbebasierten Angeboten. "Hier gibt es ein Missverhältnis zwischen Nutzung und fairer Vergütung", so Lienbacher. Besonders mit YouTube ging man hart ins Gericht und forderte eine Anpassung geltender Regelungen, um entsprechende Lizenzeinnahmen erzielen zu können.
Einigung bei der Speichermedienvergütung
Konkret geht es dabei um das Haftungsprivileg, auf das sich YouTube beruft. Demzufolge versteht sich die Google-Tochter als neutraler technischer Dienst, der nicht für die Inhalte zuständig ist. "Aber hier wird gesammelt, sortiert, kuratiert und auch promotet", betonte IFPI-Geschäftsführer Franz Medwenitsch, der auch eine "gewinnbringende Vermarktung" erkennt. Das stünde in keinem Verhältnis zu den beispielsweise in Österreich 2,3 Mio. Euro, die über solche werbefinanzierten Videostreams zustande kommen. Die IFPI hofft hier nicht nur auf den österreichischen Gesetzgeber, sondern besonders auf die EU-Ebene und eine geplante Copyright-Richtlinie. Deren entscheidende Phase könnte während der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr stattfinden.
Positiv hat sich wiederum die Einigung bei der Speichermedienvergütung (Festplattenabgabe) für den Musikmarkt ausgewirkt. Diese war ein wesentlicher Faktor für das Umsatzplus von 21 Prozent bei den Einnahmen der Verwertungsgesellschaft LSG, hier wurden 27,9 Mio. Euro lukriert. Weitere 0,6 Mio. Euro entfielen auf den immer stärker schrumpfenden Bereich Mobile (Klingeltöne etc.), und 6 Mio. Euro konnten über Synch-Rechte (u.a. Verwertungen für Film und Fernsehen) erwirtschaftet werden. Ein komplettes Wegfallen des physischen Marktes ist für Lienbacher zumindest in nächster Zeit nicht vorstellbar. "Ich sehe schon, dass Tonträger weiterhin Bestand haben, vor allem für bestimmte Genres und Klientel."
Heimische Künstler unter den Top 10
Erfolgreich war 2017 auch für etliche heimische Künstler. Immerhin sechs konnten sich unter den zehn meistverkauften Alben des Jahres platzieren. An der deutschen Schlagerkönigin Helene Fischer führte aber auch diesmal kein Weg vorbei. Bei den Singles war "Despacito" von Luis Fonsi und Daddy Yankee nicht zu schlagen. 15 Alben österreichischer Musiker und Bands, darunter Andy Borg, RAF Camora, Parov Stelar oder Dame, schafften es außerdem für zumindest eine Woche an die Spitze der Charts.