Konzern-Chef Bierwirth konnte sich auch einige Seitenhiebe nicht verkneifen.
Nachdem zuletzt bereits A1 seine Zahlen für das abgelaufene Jahr vorgelegt hat und dabei eine echte Erfolgsbilanz präsentieren konnte, zog nun Hauptkonkurrent T-Mobile Austria nach. Dabei zeigt sich, dass der zweitgrößte heimische Mobilfunkanbieter 2015 ebenfalls gut verdient hat. Das Betriebsergebnis (Ebit) legte um 85 Prozent auf 117 Mio. Euro zu, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erhöhte sich um 23 Prozent auf 259 Mio. Euro, obwohl der Umsatz lediglich um 2 Prozent auf 829 Mio. Euro gestiegen ist. Für heuer erwartet T-Mobile ein Ergebnis auf Vorjahresniveau.
Erfolgsbringer und Seitenhiebe
Treiber des Geschäftes war der Verkauf von Routern für den Internet-Zugang über das Festnetz sowie die zunehmende Zahl der Geschäftskunden. "Wir sind das Backbone der Festnetzversorgung geworden", so Firmenchef Andreas Bierwirth bei der Präsentation der Jahresbilanz heute, Donnerstag. Doch leider sei dies bei der Politik noch nicht angekommen, denn bei der Vergabe der Breitbandmilliarde des Bundes seien die Mitbewerber der "mexikanischen Telekom Austria" (O-Ton Bierwirth) leer ausgegangen.
Statt dessen seien erhebliche Summen in die Leerverrohrung geflossen. "Dadurch wird Österreich nicht digital, das sind Bauaufträge", kritisierte Bierwirth. Jedenfalls seien die ländlichen Gebiete "völlig unterversorgt" - wobei dies schon am Stadtrand von Wien beginne.
Da fühlt sich Bierwirth von der Wirtschaft schon eher wahrgenommen. Im Geschäftskundenbereich sei T-Mobile Austria im Vorjahr zweistellig gewachsen, 39 der Top 100-Firmen stünden inzwischen auf der Referenzliste - darunter auch die AUA, deren Chef Bierwirth bis März 2012 war.
Und auch eine zweite Ex-Personalie spielte bei der heutigen Pressekonferenz eine Rolle: Bierwirth ärgert sich, dass Post-Chef Georg Pölzl in der Politik für die Papierrechnung lobbyiert, während er diese in einer früheren Cheffunktion noch verdammte. Pölzl war der Vor-Vorgänger von Bierwirth als Chef von T-Mobile Austria.
"Wie-ich-will-Prinzip" funktioniert
Sehr zufrieden zeigte sich Bierwirth mit der Umstellung auf das "Wie-ich-will-Prinzip", das unter anderem für unversperrte Geräte und eine tariflichen Trennung von Netzverbindung und Handy sowie einen frei wählbaren Handy-Upgrade-Zeitpunkt steht. Dadurch habe sich die Wechselrate bei den Mobiltelefonen von zwei auf ein Jahr verkürzt, wodurch die Gebrauchtgeräte noch so aktuell sind, dass sie am 2. Markt verkauft werden können.
Ebenfalls sehr gut laufe das Geschäft mit dem "Internet der Dinge", also der Maschinen-zu-Maschinen-Kommunikation via eingebaute SIM-Karte. Hier habe T-Mobile Austria die Führungsfunktion im Mutterkonzern Deutsche Telekom. Diese setze die T-Mobile-SIM-Karten weltweit ein, 2016 würde die 1-Million-Marke überwunden.
Bei den virtuellen Netzbetreibern, die kein eigenes Netz haben, ist T-Mobile laut Bierwirth unangefochten die Nummer 1. T-Mobile stellt neben HoT unter anderem noch seiner Tochter tele.ring das Mobilfunknetz zur Verfügung.
Flüchtlingssituation
Durch die Konzernmutter Deutsche Telekom, die in allen Ländern der Balkan-Flüchtlingsroute vertreten ist, sei man ein wichtiger Partner der Asylsuchenden. "Das verbindet uns" sei ein zentraler Unternehmenswert. "Wir bleiben bei den Menschen" stellte Bierwirth klar. Rund 200 WLAN-Hotspots betreibt T-Mobile Austria für Flüchtlingseinrichtungen, im Monat fallen rund 30 Terabyte an Datenmenge an. Auffallend sei, dass die Flüchtlinge fast ausschließlich Datenkommunikation betreiben, Roaming spiele kaum eine Rolle.