Die Masse macht´s

Trotz Kritik: Facebook-Boom geht weiter

07.06.2013

Schiere Größe mit 1,1 Milliarden Nutzern sichert das Social Network ab.

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© AFP
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In der Zeitrechnung von Start-Ups müsste Facebook jetzt voll in der Midlife-Crisis stecken. Doch der Abgesang, in den viele nach dem von Pannen begleiteten Börsengang im vergangenen Jahr einstimmten, kam wohl zu früh. Jüngste Erfolge bei der Werbung auf Smartphones und Tablets sowie weiter anziehende Mitgliederzahlen lassen das weltgrößte soziale Netzwerk plötzlich wieder besser dastehen.

Die Masse macht´s
Seine schiere Größe mit mehr als 1,1 Milliarden Nutzern verschafft Facebook im Gegensatz zu den vielen kleinen Neugründungen - Start-Ups genannt - einen langen Atem. Unantastbar ist das von Mark Zuckerberg geführte Unternehmen deswegen aber noch lange nicht. Das zeigt etwa der verhaltene Zuspruch, den die neue Facebook-App Home erhält, die das Netzwerk auf die Startseite von Smartphones und Tablets bringen soll.

"Sie sind so groß geworden, dass sie zu den Dingen gehören, die man einfach benutzen muss. Es ist in etwa so wie mit einem Stromkonzern, den man nicht mag, und trotzdem noch dessen Strom bezieht", sagt der Chef-Investor Dan Niles vom Hedgefonds AlphaOne Capital. Die hochtrabenden Erwartungen, dass Facebook "das Internet" werde, hätten sich allerdings nicht erfüllt. Laut John Caplan, Chef des Online-Shopping-Dienstes OpenSky, ist Facebook zwar bei der Vernetzung von Freunden und dem Teilen von Fotos ungeschlagen, dominiert ansonsten aber nicht die Internet-Aktivitäten.

Die IT-Riesen bleiben unter sich
Google sei weiter Herr über die Suchmaschinen, LinkedIn die führende Seite bei Karrierefragen und Twitter bekanntester Anbieter von Neuigkeiten. Dass sich nicht alle Ambitionen erfüllen, ist für den früheren Facebook-Manager Net Jacobsson nicht ungewöhnlich: "Wenn du versuchst, alles zu machen, verlierst du das Wesentliche aus den Augen."

Prügel musste Facebook bereits genügend für seinen Börsengang vor gut einem Jahr einstecken. Der Aktienkurs liegt immer noch gut 40 Prozent unter dem Ausgabepreis. Doch das Unternehmen verfügt seit dem milliardenschweren Gang auf das Parkett über neun Milliarden Dollar in bar - ein wichtiger Trumpf. "Wenn ihnen etwas über den Weg läuft, was ihnen gefährlich werden könnte, kaufen sie es einfach", sagt Start-Up-Gründer Joe Beninato. Beispiel: Für knapp eine Milliarde Dollar wurde der erfolgreiche Foto-Dienst Instagram geschluckt.

Kein Trendsetter mehr
Das Image als Trendsetter ist damit allerdings weg. "Das neuere, aufregendere Zeug kommt von Start-Ups, aber Facebook wird das Unternehmen in der Mitte sein, das mit allen verbunden ist", meint Entrepreneur Bill Lee. Deswegen werde Facebook auch nicht das neue MySpace werden. Der einstige Marktführer wurde für eine halbe Milliarde Dollar vom Medienkonzern News Corp gekauft und ist heute nur noch ein Schatten seiner früheren Größe. Aber auch in seiner Hochphase hatte MySpace nie das Datenvolumen von Facebook mit den Unmengen an Online-Profilen und Informationen über Beziehungen und Interessen der Nutzer. Laut Marktforscher Nielsen verbringen die Mitglieder deutlich mehr Zeit auf Facebook als bei Google, Yahoo oder Microsoft.

Ein Wermutstropfen bleibt jedoch - die ganz jungen Nutzer. Hier gab Facebook erst kürzlich zu, etwas an Schwung zu verlieren . Besonders beliebt bei Teenagern sind jetzt der japanische Anbieter Line und SnapChat, ein Dienst, der es Nutzern erlaubt, Fotos zu schicken, die nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Dies wird Facebook vermutlich nicht so schnell.


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