Der "IBM 5150" hatte einen Arbeitsspeicher von gerade eimal 16 Kilobyte.
Kinder wie die Zeit vergeht! Eigentlich war das IBM-Modell 5150 alles andere als ein Meilenstein. Der erste kommerzielle "Personal Computer" ( PC ), den der US-Elektronikkonzern am 12. August 1981 in New York öffentlich vorstellte, entwickelte sich zwar zum Vorbild für jenen Allzweck-Rechnertyp, der in den folgenden Jahren seinen Siegeszug durch Büros und Privathaushalte antreten und der Computertechnologie im Alltag zum Durchbruch verhelfen sollte. Doch das lag nicht an seinem innovativen Design. Im Gegenteil: Der PC, den IBM an jenem Tag vor 30 Jahren präsentierte, war technisch eher Allerweltskost.
Idealer Zeitpunkt
Dass der IBM 5150 trotzdem stilprägend für die Computerindustrie wurde, lag eher daran, dass er zur richtigen Zeit kam und einen Nerv bei Konsumenten und Mitbewerbern traf. "Er war rückständig. Von der Hardware her kein Meilenstein, von der Software her kein Meilenstein. Aber er kam zum richtigen Zeitpunkt", sagt Andreas Stiller, leitender Redakteur bei der Computerzeitschrift c't.
Konkurrenz zu Apple und Commodore
Der PC war die Antwort von IBM auf einen wachsenden Markt von preisgünstigen Kompaktrechnern, die neu gegründete Computerfirmen wie Commodore
oder Apple auf den Markt brachten. Der Elektronikkonzern, eher bekannt für seine Großrechner, wollte daher ein eigenes Modell für den Hausgebrauch entwickeln. Die Manager waren nicht darauf aus, ein neues Kapitel der Computergeschichte zu schreiben. Es war ein defensives Manöver, das Startup-Konkurrenz vom Markt fegen sollte.
Know-How wurde zugekauft
Innerhalb weniger Monate Jahres entwickelte ein Team im IBM-Forschungslabor in Boca Raton im US-Bundesstaat Florida den 5150. Statt den Rechner von Grund auf neu zu konzipieren, kaufte IBM das Knowhow kleinerer Dienstleister ein. Das Betriebssystem für den PC lieferte eine damals recht unbekannte Firma eines gewissen Bill Gates. Diese hieß und heißt Microsoft.
Klassische Anwendungsbereiche
Der IBM-PC eignete sich für Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und auch Telespiele. "Es ist der Computer für jeden, der schon immer einen persönlichen Rechner im Büro, auf dem Campus einer Universität oder zu Hause haben wollte", pries IBM-Vizepräsident C. B. Rogers das Modell in einer Presseerklärung. 1.565 Dollar kostete er in der einfachsten Version.
Ausstattung
Es war ein schreibmaschinengroßer flacher Kasten, an den Drucker, Bildschirm und Tastatur angeschlossen werden konnten. In der Basisversion hatte er anfangs einen 16-Bit-Prozessor mit einer Taktfrequenz von 4,77 Megahertz sowie 16 Kilobyte Arbeitsspeicher. Heute bringen es PC auf Taktfrequenzen von fünf Gigahertz, also das 1000-fache. Die Arbeitsspeicherkapazität liegt inzwischen meist bei mindestens zwei Gigabyte, das ist weit mehr als 100.000-mal so viel.
Was den IBM-PC damals zum Verkaufsschlager machte, war mutmaßlich vor allem der Name des Unternehmens, der auch Geschäftsleuten und Durchschnittsbürgern ein Begriff war. Technisch war er nicht besser als die Rechner der Konkurrenz. "Der Erfolg kam völlig überraschend, insbesondere auch für IBM", sagt Stiller.
Vorlage für alle anderen Geräte
Der 5150 setzte zudem im technischen Aufbau die Standards, an denen sich bis heute alle PC orientieren. Das Zusammenspiel von zentralen Rechner-Komponenten sowie Microsofts Betriebssystem MS DOS, das sich erstmals im "Ur-Modell" von IBM ausbildete, wurde zu einer Art inoffiziellem globalen Industriestandard.
Das aber hatte nichts mit Strategie zu tun - sondern mit Nachahmern, die den nach dem Baukastenprinzip konstruierten 5150 kopierten. Microsoft kam dabei die Schlüsselrolle zu: Bill Gates hatte die Lizenz für sein Betriebssystem behalten und belieferte damit ganz legal auch jene, die mit den gleichen Bauteilen wie IBM eigene "Heim-Computer" zusammenschraubten. Firmen wie Compaq brachten bis Anfang der 1990er Jahre die ersten billigen, wirklich massentauglichen PC auf den Markt. IBM verlor den Kampf um Marktanteile - und die Konkurrenz hatte in Sachen PC am Ende den längeren Atem. Bill Gates wurde zum Milliardär.