Digitaler Wandel in der Branche setzt sich auch nach Ende des e-Book-Hypes fort.
Virtual Reality (VR) hat auch auf der Frankfurter Buchmesse (19. bis 23. Oktober 2016) Einzug gehalten. Der Dachverband der deutschen Buchbranche hat am Mittwoch zusammen mit einigen großen Verlagen den Prototyp eines Geräts vorgestellt, das mit seiner Hard- und Software den "virtuellen Buchladen" am heimischen Computer attraktiv machen soll. "Wir wollen den Bücherkauf emotionaler machen", sagt Ronald Schild vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
Technik eröffnet völlig neue Möglichkeiten
Genau dies hat der stationäre Buchhandel, der den Kunden mit seinen Mitteln ganz anders ansprechen kann, dem Online-Geschäft bisher voraus. Mit Hilfe der neuen Technik soll nun jeder wie im Laden herumstöbern können: Er kann mit der VR-Brille durch Wandkalender blättern. Zu Büchern können über Kopfhörer außerdem Leseproben und passende Videos eingespielt werden. Die Brille sieht zwar ziemlich klobig aus. Wer sie aufsetzt, kann jedoch ein ganz neuartiges Einkaufserlebnis machen. Auf der Suche nach Fantasy-Literatur kann der Kunde in einem mit mittelalterlichem Fachwerk und Kerzenschein designten Raum im "Hobbit" oder "König Laurin" blättern. Und wenn er das Buch nicht mag, kann er es einfach wieder ins Regal stellen.
Große Buchhändler gegenüber VR offen
Große Buchhandelsketten wie Hugendubel haben gegen ein virtuelles Bücher-Shopping gar nichts einzuwenden. "Wir als Buchhändler müssen auf allen Kanälen unterwegs sein", sagt Stephanie Lange, die bei Hugendubel für den Vertrieb zuständig ist. Thematisch gut und unterhaltsam gemachte digitale Programmvorschauen könnten für den Buchkäufer wichtig werden.
Noch ist das Projekt aber Zukunftsmusik. Die Brillen kosten um die 1000 Euro - hinzukommt noch die Software. "Die Technologie steht erst am Anfang", räumt Schild ein. Das Interesse sei aber sehr groß. Der Branchenexperte rechnet damit, dass die Preise für die Brillen stark fallen werden.
Logische Weiterentwicklung
Der digitale Wandel in der Buchbranche geht also weiter - trotz Ende des E-Book-Hypes. Dessen Anteil am Gesamtumsatz dümpelt in Deutschland bei rund fünf Prozent vor sich hin. Sogar in den USA, wo digitale Bücher viel verbreiteter sind, erlebt Print wieder ein Comeback.