Googles Betriebssystem Chrome OS ist sicherlich kein Windows Konkurrent. Es wird für das digitale Leben in der "Cloud" entwickelt.
Wie berichtet entwickelt der Suchmaschinen-Weltmarktführer Google ein eigenes PC-Betriebssystem mit der Bezeichnung Chrome OS. Da es auf Online-Inhalten basiert eignet es sich eigentlich nur für das digitale Leben in der "Cloud": Der Chrome-Computer bezieht seine Anwendungen und Daten aus dem Internet und kann daher auch auf eine Festplatte verzichten. Eine Eigenschaft die auch zu Kritik führt.
Offener Datenstrang
Wie der Browser Google Chrome wird auch das
Chrome OS (Operating System, also Betriebssystem) als Open-Source-Projekt
vorangetrieben, mit Beteiligung von zahlreichen unabhängigen Programmierern. "Es
gibt noch viel Arbeit zu tun, und wir freuen uns sehr über die
Zusammenarbeit mit der Open-Source-Community", erklärte Google zum
Start des Chromium-OS-Projekts, wie dieses zur Unterscheidung vom
Betriebssystem genannt wird. Die Projektteilnehmer wollen das Rad nicht neu
erfinden, sondern vorhandene Techniken und Konzepte nutzen wie den
Linux-Kernel, die Linux-Distribution Ubuntu und die Browser-Technik WebKit,
die auch vom Apple-Browser Safari und vom Konqueror für Linux verwendet
wird.
Weitere Säule des Konzepts soll die enge Zusammenarbeit mit Hardware-Herstellern sein - schließlich hat es Apple vorgemacht, welche Vorteile es hat, wenn das Betriebssystem eng mit der Hardware abgestimmt ist. Um Chrome OS besonders schnell zu machen, sollen Spezifikationen für die Hardware-Bausteine erstellt werden. "Wir sind besessen von Geschwindigkeit", erklärte Google. "Wir verzichten auf jeden unnötigen Prozess, optimieren viele Abläufe und erledigen soviel wie möglich parallel."
Schnell durch Komplexitätsreduktion
Wenn der Knopf zum
Einschalten gedrückt ist, soll es mit Chrome OS nur bis zu sieben Sekunden
dauern, bis der Computer auch genutzt werden kann. Die Prozesse für zentrale
Aufgaben des Betriebssystems wie die Verwaltung des Arbeitsspeichers und die
Bereitstellung des Netzwerks werden von einer "Solid State Disk"
(SSD) gestartet - diese Alternative zur Festplatte nutzt Speicherchips,
kommt ohne bewegliche Teile aus und ist vor der Gefahr eines "Head-Crashs"
gefeit, bei dem der Schreib-Lese-Kopf der Festplatte die Magnetscheibe
berührt.
Eine SSD mit höherem Speicherumfang ist zurzeit noch relativ teuer. Der Chrome-Computer kann sich aber mit einer kleinen SSD begnügen, weil er in der Cloud zuhause ist: Alle Programme sind Webanwendungen, die im Browser oder auch direkt auf der Oberfläche gestartet werden. Der Chrome-Computer ist damit das vorerst letzte Modell des schon vor über zehn Jahren als Trend gefeierten "Thin-Clients", der sich auf Ein- und Ausgabe beschränkt und seine Intelligenz aus dem Netzwerk bezieht.
Dieses Konzept passt zu den Netbooks, die seit 2008 den Notebook-Markt aufmischen. Hersteller wie Acer und Hewlett-Packard haben ihr Interesse am Einsatz von Chrome OS bekundet. Google-Manager erwarten, dass die Preise für ein Chrome-Netbook in der gleichen Spanne liegen wie Netbooks mit Windows oder Linux, also zumeist zwischen 200 und 400 Euro. Je nachdem, wie sich die Webanwendungen weiter entwickeln, könnte das Chrome OS aber auch auf dem Schreibtischrechner eine Heimat finden.
Neue Konkurrenz entsteht
Mit jedem Schritt, den Google jenseits
der angestammten Suchmaschine unternimmt, verschärft es den Wettbewerb in
der IT-Branche. Chrome OS attackiert Marktführer Microsoft in dessen
Kerngeschäft. Das Google-System wird zwar kaum als Windows-Killer starten,
könnte dem führenden PC-System mittelfristig aber ebenso Marktanteile
wegnehmen wie es OpenOffice bei Microsoft Office getan hat.
Inwieweit Google auch in zunehmende Konkurrenz zu Apple treten wird, scheint noch offen zu sein. Wer etwa auf die leistungsstarken Foto- und Videoanwendungen von Adobe angewiesen ist, wird ein ChromeBook kaum als Alternative zum PowerBook mit Mac OS X betrachten. Anders sieht es bei den Einsteiger-Notebooks von Apple aus. Wer als Student bisher lange auf ein solches Gerät sparen muss, könnte künftig einem Netbook mit Chrome den Vorzug geben.
Kritik gegen solche Anwendungen
Gegen das Leben in der Cloud
gibt es etliche begründete Vorbehalte. Sensible Daten können beim Speichern
auf einem unbekannten Server außer Kontrolle geraten. Hier verspricht
Google, dass die in der Cloud gespeicherten Daten von technischen
Mechanismen auf dem Server geschützt werden. Das Sicherheitsmodell von
Chrome OS sieht vor, dass Anwendungen völlig abgeschottet in einer "Sandbox"
laufen, für das Root-System soll nur der Lesezugriff möglich sein. Beim
Einschalten des Computers wird geprüft, ob die dort liegenden Daten
unverändert sind. Nur dann lässt sich der Computer starten.
Als Erscheinungstermin gab Google das vierte Quartal 2010 an.