Zunahme der privaten Nutzung dieser Flugmodelle erfordert Regulierung.
Von der Kartierung landwirtschaftlicher Flächen, Katastropheneinsätzen, über Film und Fernsehen bis zur Zustellung von Paketen: Das Potenzial für den Einsatz ziviler Drohnen ist groß. Gleichzeitig sind die unbemannten Fluggeräte längst massentauglich geworden und in Elektronikmärkten frei erhältlich. Damit der Luftraum sicher bleibt, braucht es rechtzeitig klare Regeln, sind sich Experten einig.
Schwierige Aufgabe
"Die größte Herausforderung liegt darin, dass wir die Rechtsvorschriften, die mit dem Betrieb eines solchen Modells verbunden sind, zum Enduser bringen müssen", sagte Joachim Janezic, Vorstand des Grazer Instituts für Luftfahrtrecht, gestern, Montag, Abend bei einem vom Wissenschaftsministerium veranstalteten "Science Talk". Die Benutzer, die sich eine Drohne für den privaten Bereich kaufen, müssten sich bewusst werden, dass sie Teil eines Verkehrssystems werden, inklusive der geltenden Regeln. Durch die beträchtliche kinetische Energie auch kleiner Fluggeräte würden Gefahren etwa im bebauten Gebiet, in möglichen Kollisionen mit Hubschraubern oder generell in Flughafennähe lauern.
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Grundsätzliche Bestimmungen zum privaten und gewerblichen Betrieb der unbemannten Fluggeräte sind in der Novelle des österreichischen Luftfahrtgesetzes geregelt, das am 1. Jänner 2014 in Kraft getreten ist. Dabei wird zwischen den Kategorien "Spielzeug", "Flugmodell", und unbemannten Luftfahrzeugen Klasse 1 und 2 unterschieden. Geräte bis 25 Kilogramm gelten als Flugmodelle und dürfen bis zu einer Höhe von 150 Metern in einem Umkreis von 500 Metern Sichtkontakt ohne Bewilligung verwendet werden.
Vieles noch ungeregelt
Genau bei diesen leicht erhältlichen Freizeitmodellen, meist handelt es sich um sogenannte Quadrocopter mit vier Rotoren, ist in der Praxis aber vieles noch ungeregelt. So stellen sich bei Geräten mit Kamera Fragen nach der Privatsphäre. Für Michael Nentwich vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung (ITA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sind die Drohnen als "Ersatz für den Selfie-Stick" grundsätzlich kein Problem, solange keine fremde Person ohne ihr Wissen gefilmt oder fotografiert werden. Nentwich bringt dafür technische Schranken ("Privacy by Design") ins Spiel, die in Drohnen bzw. Kameras eingebaut werden könnten, etwa eine automatische Verpixelung von Personen oder eine Sperre für das automatische Streaming ins Internet.
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Von einer präventiven "Niederregulierung" hält Patrick Brandstätter, Geschäftsführer des Drohnenbauers Airborne Robotics (Klagenfurt), sowohl im privaten als auch im professionellen Bereich wenig: "Das technische Grundverständnis eines Piloten eines solchen Systems ist im Grunde der Hausverstand." Während man vor Jahren beim Betrieb von einrotorigen System noch eher vom "Verhindern von Abstürzen" als vom Fliegen gesprochen habe, würde nun im kommerziellen Sektor Hightech wie Telemetrie und redundante Sensoren für einen hohen Sicherheitsstandard sorgen.
Praktische Helfer
Die Drohnen würden mittlerweile schon viele Arbeiten übernehmen, die bisher händisch gemacht wurden. Das gehe bis zum Ziehen eines Vorseils zwischen Strommasten, bevor das echte Kabel durchgezogen wird. Limits liegen freilich noch in der Akkulaufzeit und beim Transport sehr schwerer Lasten, schränkt Brandstätter ein.
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Auch in der Forschung tun sich ständig neue Anwendungsgebiete auf: Von der Höhlenforschung bis zum Kartieren unzugänglicher Gebiete oder der Messung von Energieverlusten an Gebäuden. Mit dem "SmartCopter" hat die Technische Universität (TU) Wien ein autonomes Fluggerät für Innenbereiche entwickelt, das etwa die Feuerwehr bei der Suche von vermissten Personen unterstützen könnte. "Das große Thema wird sein, dass der autonome Flug robuster und ausfallsicherer funktioniert, sowie die Kooperation mit anderen Fluggeräten, um Kollisionen zu vermeiden", umreißt Annette Mossel, Leiterin des Projekts SmartCopter, Herausforderungen an die Forschung.
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© AFP Auf der CES in Las Vegas haben "unbemannte Systeme" in diesem Jahr erstmals eine eigene Ausstellungsfläche bekommen.
© AFP Mehr als ein Dutzend Unternehmen zeigen ihre Drohnen: als ferngesteuerte Spielzeuge, fliegende Kameras für professionelle Filmaufnahmen oder unbemannte Flugzeuge für Industrie und Landwirtschaft. © AFP Vor allem bei Extremsportarten wie Surfen, waghalsigen Radfahrten oder beim Skifahren können Drohnen spektakuläre Bilder aus der Luft liefern. © AFP Die Geräte sind in allen Größen erhältlich. © Reuters Da die Regeln für den Einsatz von Drohnen bisher in den USA noch unscharf sind, versuchen einige Entwickler zu verhindern, dass ihre Geräte am Boden bleiben müssen. © Reuters Der Verkauf von Drohnen sei im vergangenen Jahr "sehr gut" gelaufen, sagt Parrot-Marketingchef Nicolas Halftermeyer. © Reuters Der CES-Veranstalter CEA rechnet damit, dass Verbraucher in diesem Jahr etwa 400.000 Drohnen im Gesamtwert von 130 Mio. Dollar kaufen.