Sorgen nach Rücktritt
Wie krank ist Steve Jobs wirklich?
25.08.2011
Apple muss sich nun (fast) ohne seinen genialen Visionär beweisen.
Die Technologiebranche verliert einen zentralen Visionär: Steve Jobs (Bild oben) ist, wie berichtet, als Chef des Computerkonzerns Apple zurückgetreten. Der schwer erkrankte Konzerngründer erklärte seinen Rückzug von der Firmenspitze damit, seine "Aufgaben und Erwartungen als Chef von Apple" nicht länger erfüllen zu können. Der 56-Jährige kehrt dem iPhone- und iPad-Hersteller aber nicht ganz den Rücken. Zuletzt ließ er es sich trotz seines Gesundheitszustandes nicht nehmen das
Aufsichtsrats-Chef
In Zukunft wird er seinem Nachfolger Tim Cook
(Bild unten) als Vorsitzender des Verwaltungsrates zur Seite stehen. Allerdings fürchten viele Anleger, dass die lange Erfolgsserie nach Jobs Rücktritt reißt. Die Konkurrenten wetzen bereits ihre Messer. Vor allem Samsung Electronics werden gute Chancen zugeschrieben, die Smartphone-Dominanz von Apple zum Wackeln zu bringen.
Tim Cook tritt in große Fußstapfen
Trendsetter
Mit Jobs Rücktritt als Konzernlenker geht eine Ära zu Ende. Er gilt als Herz und Seele des Computer-Giganten, der Kunden vor allem mit einprägsamem Design, einfacher Handhabung und starken Marketing-Kampagnen überzeugt. In diesem Monat avancierte Apple zeitweise zum wertvollsten börsennotierten US-Unternehmen vor Exxon Mobil. Unter der Ägide des bekennenden Buddhisten Jobs brachte Apple den legendären Apple II-Computer auf den Markt, bald folgte der bis heute erfolgreiche Mac, später der iPod, der wie iPhone und iPad weltweit die Latte für die Konkurrenz sehr hoch hängte. Auch wenn sein Abgang kaum die Einführung der fünften Version des iPhones und des erwarteten Billig-Modells vom iPhone 4 behindern wird, halten Experten längerfristige Auswirkungen für durchaus wahrscheinlich.
"Apple ist Steve Jobs, und ohne Steve Jobs ist Apple nicht mehr Apple", fasste ein Frankfurter Börsenhändler zusammen. Analyst Hendi Susanto von Gabelli & Co. sagte: "Apple wird zeigen müssen, dass es auch ohne Jobs mit visionären Produkten aufwarten kann." In einer Stellungnahme versicherte der Konzern, Jobs werde Apple mit seiner "einzigartigen Einsicht, Kreativität und Inspiration" weiterhin helfen.
Brief
"Ich habe immer gesagt, sollte jemals der Tag kommen, an dem ich nicht mehr länger meinen Verpflichtungen als Chef von Apple nachkommen und die Erwartungen erfüllen kann, werde ich der Erste sein, der es Euch sagt. Leider ist dieser Tag gekommen", schrieb Jobs in seiner Rücktrittserklärung, die in einigen Passagen wie ein Abschiedsbrief klang. Jobs zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass der von ihm 1976 mitgegründete Konzern "seine hellsten und innovativsten Tage noch vor sich" habe. Als Jobs nach einem internen Streit Apple 1985 verließ, geriet die Silicon-Valley-Firma in große Schwierigkeiten und kämpfte um ihr Überleben. 1997 kehrte Jobs zurück, und der Aufstieg begann.
Leidensweg
Fans des für seine schwarzen Pullover bekannten Managers äußerten sich über Twitter und Facebook traurig über den Rücktritt. Mitarbeiter in Apple-Geschäften trösteten sich mit Umarmungen. Der frühere Google-Chef Eric Schmidt bezeichnete seinen langjährigen Freund als einen "der größten amerikanischen Führer in der Geschichte des Landes". Die Krankheit von Jobs hat eine lange Vorgeschichte. Seit Jahren kämpft der Familienvater mit Bauchspeicheldrüsenkrebs, seit Jänner ist er von der Arbeit freigestellt. Während Jobs in seiner Rücktrittserklärung keine Angaben zu seiner Erkrankung machte, bringen die meisten seinen Abgang mit dem Krebs in Verbindung.
Ist Cook der Richtige?
Jobs Nachfolger Cook gilt als Garant dafür, dass Apple auf Kurs bleibt. Während der letzten drei Auszeiten des Firmenchefs hatte der 50-Jährige stets das Ruder übernommen. Trotzdem gilt Cook in den Augen der Wall Street als unerfahren. Entsprechend verunsichert reagierten die Anleger auf die Nachricht von Jobs' Rücktritt. Während der Apple-Kurs verlor, legten die Aktien von Konkurrenten zu. Das Samsung-Papier ging mit Gewinnen von 2,4 Prozent aus dem asiatischen Handel. Sony -Anteilsscheine legten 2,1 Prozent zu. Vor allem Samsung gilt als möglicher Kronprinz. Apple und die Südkoreaner liefern sich bereits einen erbitterten Patentstreit. Am Donnerstag verzeichnete der US-Konzern dabei vor dem Landgericht Düsseldorf einen weiteren Etappensieg. Samsung darf bis auf weiteres den Tablet-PC und iPad-Konkurrenten Galaxy in Deutschland nicht verkaufen.
Jetzt wird natürlich die ganze Welt auf die Präsentation des neuen iPhone 5 blicken. Diese soll Anfang September über die Bühne gehen und könnte der letzte große Auftritt von Steve Jobs für Apple werden.
Jobs bei der Präsentation des iPad 2