Teil 2

Wie man Daten endgültig los wird

07.04.2009

Wie man Festplatten "sicher" löscht oder so vernichtet, dass sie auch ein Datenrettungs-Profi nicht mehr rekonstruieren kann. Teil 2 – die Brachial-Methode.

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Kaum etwas ist gefährlicher, als sensible Daten, die unzerstört ein Unternehmen (oder auch einen Privathaushalt) verlassen und dann in falsche Hände gelangen. Daher drängt sich die Frage auf, wie man Festplatten „sicher“ löscht oder so vernichtet, dass sie auch ein Datenrettungs-Profi nicht mehr rekonstruieren kann.

Abseits der auf Software basierenden Verfahren wollen wir zur Lösung des Problems diesmal ein bisschen brachiale Gewalt walten lassen. Auch um zu verdeutlichen, welche Anstrengungen in der Regel unternommen werden müssen, um Platten solide zu zerstören.

Da wäre zunächst einmal das Rösten des Datenträgers zu nennen. Denn jedes magnetische Material hat eine spezifische Temperatur, bei der die magnetisch gespeicherten Daten neutralisiert werden. Damit wird jeder gerichtete Magnetismus in dem Material beseitigt, was eine sichere Vernichtung der Daten gewährleistet. Leider liegt die „Curie-Temperatur“ der üblichen magnetischen Materialien bei Festplatten in einem Bereich, welcher 800°C überschreitet, eine Temperatur, mit der das heimische Backrohr sicher überfordert ist. Das bedeutet, dass solche Vernichtungen in speziellen Öfen gemacht werden müssen. Zudem entstehen bei der Erhitzung Gase, deren Umweltverträglichkeit nicht zweifelsfrei ist.

Eine ebenfalls sichere Methode der Datenvernichtung besteht im Entmagnetisieren der magnetischen Oberflächenbeschichtung durch ein ausreichend starkes Magnetfeld. Kommerzielle Geräte, die solche Magnetfelder herstellen, werden unter dem Begriff „Degausser“ angeboten. Eine Garantie dafür, dass der Degausser wirklich alle Daten erwischt, gibt es leider nicht. Eine zuverlässige Qualitätskontrolle ist nach dem Entmagnetisieren daher angebracht, jedoch nur über spezielle Mikroskope im Labor möglich. Der Datenträger ist nach dem Entmagnetisieren unbrauchbar und kann nicht weiter verwendet werden.

Kommen wir nun zum wirklich schweren Geschütz: Shreddern und Mahlen des Datenträgers kann auch als eine sichere Methode der Datenvernichtung angesehen werden. Da ein Datensektor typischerweise nur wenige Mikrometer auf der Oberfläche einnimmt, sind Partikel, die größer als einige Mikrometer sind, theoretisch mit Hilfe von Rastersondenmikroskopen auslesbar. Somit müsste man Festplatten zur sicheren Vernichtung auch nach dem Shreddern zermahlen, um eine ausreichend kleine Partikelgröße zu erreichen.

Doch lassen Sie sich nicht entmutigen, es gibt auch weniger brutale Methoden einer sicheren Datenvernichtung. Mit diesen werden wir uns in der nächsten Kolumne beschäftigen. Bis dahin lassen Sie ihre alten Festplatten lieber im sicheren Lager liegen, bevor sie zu grobem Gerät greifen.

Der Autor ist Gründer und Geschäftsführer der Attingo Datenrettung in Wien und Spezialist für Datensicherheit und Datenrekonstruktion.

Info: www.attingo.com

 

Von DI. Nicolas Ehrschwendner

Teil 3 folgt in Kürze.

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