Nach Chef-Rückzug
Wie sich Alibaba jetzt aufstellt
10.09.2018Jack Ma will erklären, wie es mit dem Online-Riesen weitergehen soll
Bei Alibaba bahnt sich eine Zeitenwende an: Gründer Jack Ma (Bild) stellt die Weichen für seinen Rückzug. Ma, der am Montag (10. September) seinen 54. Geburtstag feiert, gilt als das allgegenwärtige Gesicht und Vordenker des chinesischen Online-Riesens. Er ist einer der reichsten Männer Chinas.
Darüber, wann Ma seinen Vorsitzenden-Posten bei der Alibaba Group aufgibt, gab es am Wochenende allerdings unterschiedliche Angaben. Seine eigene Zeitung "South China Morning Post" berichtete am Samstag online, Ma werde am Montag einen Plan für die Regelung seiner Nachfolge verkünden, aber zunächst weiterhin im Amt bleiben.
Wann ist Ma weg?
Die "New York Times" hatte dagegen zuvor berichtet, Ma werde sich bereits am Montag zurückziehen und sich künftig Bildungsprojekten widmen. Den bevorstehenden Wechsel an der Spitze des Unternehmens bezeichnete er demnach "nicht als Ende, sondern als Beginn einer Ära", schrieb die US-Zeitung. Die "South China Morning Post" zitierte jedoch einen Sprecher von Alibaba, die Angaben der "New York Times" seien aus dem Kontext gerissen worden und "faktisch falsch".
Ma war schon in den vergangenen Jahren als Philanthrop in Erscheinung getreten. Er kündigte an, mit großzügigen Spenden seiner Nation etwas zurückgeben zu wollen. Vor allem im Umweltschutz ist Ma aktiv. Er könnte damit in die Fußstapfen von Microsoft-Gründer Bill Gates treten, der nach seinem Rückzug beim Windows-Konzern einen großen Teil seines Milliardenvermögens für den Kampf gegen Krankheiten ausgibt.
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Unglaublicher Aufstieg
Dass Ma einmal das größte börsennotierte Unternehmen des Landes schmieden würde und es mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 40 Milliarden Dollar (rund 34,3 Mrd. Euro) zu einem der reichsten Männer des Landes bringen würde, war noch vor zwei Jahrzehnten nicht einmal zu erahnen.
Nicht nur, dass Ma mit einer Bewerbung als Verkäufer bei der Fastfood-Kette Kentucky Fried Chicken scheiterte. Er brauchte auch mehrere Anläufe für die Uni-Aufnahmeprüfungen, bis es endlich mit dem Englisch-Studium in seiner Heimatstadt Hangzhou klappte. Erst 1995, als ihn ein Job als Übersetzer erstmals in die USA führte, lernte er das Internet kennen.
Ein halbes Jahr später war seine erste Website in China online. Das Suchverzeichnis für chinesische Unternehmen wurde allerdings ein Flop. Erst seine zweite Idee zündete: Ausgestattet mit 60.000 Dollar von Freunden gründete Ma 1999 Alibaba - in seinem Wohnzimmer.
Inzwischen hat Alibaba 576 Millionen aktive Nutzer in seinen chinesischen Handelsplattformen, allein im vergangenen Quartal kamen 24 Millionen hinzu. Trotz der Dominanz auf dem chinesischen Markt wächst Alibaba weiterhin schnell: Zuletzt stieg der Quartalsumsatz im Jahresvergleich um 61 Prozent auf 80,9 Milliarden Yuan (rund 10,2 Mrd. Euro). An der Börse ist Alibaba fast 420 Milliarden Dollar wert. Die operative Führung bei Alibaba hatte Ma bereits vor gut fünf Jahren abgegeben, aktuell ist Daniel Zhang als CEO für das Tagesgeschäft zuständig.
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Lob von Wegbegleitern
Als "großen Motivator" und "menschenfreundlich" wird Ma von Leuten beschrieben, die mit ihm zusammengearbeitet haben. Regelmäßig jettet der Milliardär, der Häuser in New York und Weingüter in Frankreich besitzt, für Auftritte um die Welt, unter anderem beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos. Dort verärgerte er im vergangenen Jahr den chinesischen Staatschef Xi Jinping, weil er den zum US-Präsidenten gewählten Donald Trump vor ihm traf.
Aber auch von einer harten und unnachgiebigen Seite ist immer wieder die Rede. Besonders wurde das in den ersten Jahren von Alibaba deutlich. Hart ließ er sein Team arbeiten, bis der Konkurrent Ebay vom chinesischen Markt gedrängt war. "Wer einen 9 to 5 Job sucht, ist bei Alibaba nicht richtig", soll Ma damals gesagt haben.
Der Erfolg von Alibaba basiert auf hohen Investitionen in Logistiknetzwerke, um Waren innerhalb Chinas auszuliefern. Dazu kam das eigene Bezahlsystem Ant Financial, ursprünglich Alipay. Mit der Abspaltung der Finanzsparte brüskierte Ma den damaligen Großaktionär Yahoo, der nicht einmal gefragt wurde.
Das Wachstum des Unternehmens verlief nicht ohne Probleme. Unter anderem gab es Ärger mit chinesischen Behörden wegen des Verkaufs gefälschter Waren. Auch die USA setzten Alibaba in den Jahren 2016 und 2017 wegen gefälschter Markenwaren auf die schwarze Liste.
Auch die Handelsspannungen mit den USA stellen die Branche vor Probleme, da als Folge die Expansion ins Ausland ausgebremst werden könnte. Neben jungen Volkswirtschaften in Südostasien, Afrika und Lateinamerika ist Alibaba derzeit auch dabei, verstärkt europäische Märkte zu erschließen. Auch in München unterhalten die Chinesen längst ein Büro.
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