Avartar hilft Gehörlosen

Wiener Software übersetzt Gebärdensprache

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Tolles Programm zur Übersetzung von gesprochener in Gebärdensprache.

Ein von der Wiener Firma Sign Time entwickeltes Programm zur Übersetzung von gesprochener in Gebärdensprache mittels eines animierten Avatars soll künftig die sechs häufigsten Gebärdensprachen der EU beherrschen. Mit einer Förderung in der Höhe von 1,1 Millionen Euro aus dem EU-Forschungsprogramm "Horizon 2020" will das Unternehmen am europäischen Markt reüssieren, hieß es im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien.
 
Laut Schätzungen sind in Europa rund 500.000 Menschen gehörlos, in Österreich geht man von rund 10.000 aus. Seit 2010 arbeitet Sign Time an seinem System zur halb automatischen Übersetzung von Texten. Dargeboten wird das Ergebnis von dem Gebärdensprachen-Avatar SiMAX, der verschiedene Personen darstellen kann.
 

Bei ÖGS bereits top

Sehr gut beherrscht das System bereits die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS). Hier habe man sich mittlerweile einen Fundus von rund 10.000 Gebärden aufgebaut, wie Geschäftsführer Georg Tschare bei einer Pressekonferenz sagte. Gegenüber anderen Anbietern, die Übersetzungen in hochqualitativen Videos mit echten Darstellern herstellen, sei man mit dem virtuellen Ansatz um ungefähr 20 Prozent schneller und günstiger.
 
Nach der Unterstützung durch die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und andere heimische Fördereinrichtungen habe die EU-Förderung für das Unternehmen den "finanziellen Durchbruch" bedeutet, so Tschare. Seit rund zwei Jahren arbeitet das Team aus gehörlosen und hörenden Mitarbeitern an der Ausweitung auf die meistgesprochenen Gebärdensprachen der EU. Das sind die Bundesdeutsche Gebärdensprache, das britische Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch und Polnisch.
 
Wiener Software übersetzt Gebärdensprache
© Sign Time
× Wiener Software übersetzt Gebärdensprache
(v.l.n.r.):Jörg Wojahn (Vertreter der EU-Kommission in Österreich), Monika Haider (Co-Founder Sign Time), Georg Tschare (Geschäftsführer & Co-Founder Sign Time) und Henrietta Egerth (Geschäftsführerin FFG)
 

Bereits im Einsatz

Bundesdeutsch und Englisch habe man mittlerweile ganz gut im Griff, auch in Spanisch sei das System bereits recht weit. So habe man etwa für spanische Museen bereits einige Videos produziert. Insgesamt befinde sich der Markt im Wachsen, da Übersetzungen in Gebärdensprache in vielen Ländern immer öfter gesetzlich vorgeschrieben werden und sich auch Unternehmen zunehmend um barrierefreie Kommunikation bemühen, sagte Tschare.
 
In der Dauerausstellung "Hands Up" im Wiener Schottenstift komme die Technologie erfolgreich zum Einsatz, so Monika Haider, Geschäftsführerin von equalizent, einem Unternehmen für Gehörlose, und Mitgründerin der Firma Sign Time. Die von equalizent initiierte Schau gibt seit vergangenem Jahr einen Einblick in das Leben von Gehörlosen. Vor allem bei jungen Besuchern komme das vom Avatar - in diesem Fall eine punkig gestylte junge Frau - vorgetragene Gebärdensprache-Quiz oder -Karaoke sehr gut an.
 

 "Sinnstiftende" Innovation

Für FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth ist die Entwicklung dieses Technologie-Start-ups ein gutes Beispiel dafür, wie nationale und EU-Unterstützung gemeinsam eine "sinnstiftende" Innovation auf den Weg bringen können. Im Rahmen von "Horizon 2020" flossen bisher rund 42 Millionen Euro an 108 heimische KMU. Die Erfolgsquote im Rahmen des "KMU-Instruments" liegt mit 11,4 Prozent über dem EU-Schnitt von sieben Prozent.
 
Die Idee, die größten europäischen Gebärdensprachen auf diese Weise breiter zugänglich zu machen, sei "ein wichtiges und interessantes Projekt mit europäischer Dimension", sagte der Vertreter der Europäischen Kommission in Österreich, Jörg Wojahn. Österreich liege im gesamten "Horizon 2020"-Programm bisher bei beachtlichen 1,1 Milliarden Euro an eingeworbenen Mitteln.
 

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