Windows 7 könnte den Microsoft-Umsatz um 3 Mrd. (!) Dollar erhöhen.
Der Kampf gegen die Konkurrenz ist für Microsoft-Chef Steve Ballmer nicht nur eine Frage der Profession. Auch zu Hause duldet der bullige Konzernführer keine Produkte der Wettbewerber. Daher dürfen seine drei Kinder nicht mit Google im Web suchen oder einen iPod von Apple benutzen. Und dass im Haus von Ballmer nur Rechner mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows laufen, ist ohnehin eine Selbstverständlichkeit.
Microsoft dominiert den Markt
Dabei könnte Ballmer - zumindest
was den Markt der PC-Betriebssysteme angeht - gelassener agieren. Auf
schätzungsweise 95 Prozent aller Personal Computer weltweit läuft eine
Variante des Microsoft-Systems Windows. Und auch der Misserfolg von Windows
Vista hat nur wenige Kunden zum Umstieg bewegt.
Zwar konnte Apple in der Vista-Ära seinen Marktanteil - auch mit Hilfe frecher Anti-Windows-Werbespots - leicht ausbauen. Doch aus der Perspektive der Microsoft-Zentrale in Redmond sind die einstelligen Prozentzahlen von Apple kaum relevant. Und auch das freie Betriebssystem Linux spielt im Segment der Desktop-PC kaum eine Rolle.
Vista war von Microsoft im Jänner 2007 mit einem gigantischen PR-Rummel auf den Markt gebracht worden und konnte dann häufig die Versprechen aus der Werbung nicht einlösen. "Vista war das größte Debakel in der Geschichte der Firma", zitiert "Forbes"-Journalist Jeffrey O'Brien einen ehemaligen ranghohen Microsoft-Manager. "Die Leute haben sich geschämt zu sagen, dass sie daran mitgearbeitet haben."
Windows 7 kommt nicht zu spät
Mit dem neuen Windows 7, das
am 22. Oktober in die Läden kommt, scheint Microsoft gerade rechtzeitig noch
einmal die Kurve gekriegt zu haben. In den Rezensionen der Fachzeitschriften
erntet das System gute Noten. Das wird viele private PC-Anwender
zum Umstieg auf Windows 7 bewegen, die entweder unter den Macken von
Windows Vista gelitten haben oder noch immer mit Windows XP arbeiten.
Auch unser Vorabtest bestätigte die vielen Vorschusslorbeeren
Aber auch viele IT-Manager in Unternehmen und Organisationen beschäftigen sich mit dem Wechsel auf das neue System. Während Windows Vista von den Profi-Anwendern häufig gemieden wurde, scheint nun die Zeit zum Umstieg reif. Windows 7 sei "quasi unabwendbar", erklärte auch das Marktforschungsunternehmen Gartner. Gleichzeitig warnen die Gartner-Berater davor, den Aufwand für den Umstieg von dem in Unternehmen häufig noch eingesetzten älteren Systems Windows XP auf Windows 7 zu unterschätzen.
Betriebssystem könnte der gesamten Branche helfen
Wenn für
Microsoft alles gut läuft, könnte das neue System den Umsatz des weltgrößten
Softwarekonzerns um schätzungsweise 3 Mrd. Dollar (2 Mrd. Euro) in die Höhe
treiben - und damit das Unternehmen wieder auf Wachstumskurs bringen. Der
Windows-7-Start könnte aber auch als Zündfunke wirken, um das ganze
Wirtschaftssystem rund um Windows wieder nach vorne zu bringen. Davon
könnten Unternehmen wie Acer,
Dell und HP profitieren, die Windows-PC herstellen, aber auch
Softwarefirmen, Computerhändler und Systemhäuser.
Gleichwohl darf Microsoft sich nicht auf dem Erreichten ausruhen. Google, inzwischen der wichtigste Konkurrent des Softwarekonzerns, arbeitet daran, seinen bisher noch wenig relevanten Webbrowser Chrome zu einem vollwertigen Betriebssystem auszubauen. Große Veränderungen stehen auch im Segment der Produktivitätssoftware bevor. Das Programmpaket Microsoft Office, mit dem der Konzern etwa die Hälfte seines Gewinns erwirtschaftet, wird von kostenlosen Alternativen wie OpenOffice und Online-Lösungen wie Google Docs herausgefordert. (Quelle: dpa)