Konkurrent gewinnt 350.000 User pro Tag und knackte die 100-Millionen-Marke.
Muss sich WhatsApp nun warm anziehen? Der Konkurrent Telegram, der mit verschlüsselter Kommunikation wirbt und schon bisher zu den beliebtesten Messenger-Diensten der Welt zählte, hat nun die Marke von 100 Millionen Nutzern geknackt. Noch beeindruckender klingt jedoch diese Zahl: Jeden Tag kämen derzeit 350.000 weitere hinzu, sagte Gründer und Chef Pawel Durow auf dem Mobile World Congress in Barcelona. Täglich würden 15 Milliarden Mitteilungen verschickt.
Abstand zur Nummer 1 wird kleiner
Telegram, dessen Logo an einen Papierflieger erinnert, ist damit zwar immer noch deutlich kleiner als etwa WhatsApp mit einer Milliarde Nutzern
und 42 Milliarden Nachrichten pro Tag, kann jetzt aber offiziell als ernstzunehmender Player in dem Markt gelten. Und sollten die Nutzerzahlen weiterhin so rasant zulegen, könnte es tatsächlich einmal zu einem Duell um die Krone kommen. Dafür müsste für den Herausforderer aber wirklich alles passen. Und selbst dann würde es noch eine ganze Weile dauern. Ein Grund für den Telegram-Boom könnte die zuletzt verstärkt vorangetriebene Verzahnung von WhatsApp und Facebook sein, die bei vielen WhatsApp-Nutzern aufgrund des Datenschutzes nicht allzu gut ankommt.
Nicht alles eitel Wonne
Dem Dienst war vor einigen Monaten vorgeworfen worden, kaum etwas gegen Propaganda der Terrororganisation IS zu unternehmen. Seitdem werden solche Profile jedoch gelöscht
. Zugleich kritisierten einige IT-Sicherheitsexperten aber auch, die bei Telegram selbst entwickelte Verschlüsselung sei nur lückenhaft umgesetzt. Durow gründete zuvor den russischen Facebok-Klon VKontakte, bei dem er jedoch unter unklaren Umständen die Kontrolle verlor, laut Medienberichten unter dem Druck des Kreml.
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Der 2010 gegründete Dienst ist mit seiner schnörkellosen Bedienung der König unter den SMS-Alternativen und hat jetzt die Marke von einer Milliarde Nutzern geknackt. Facebook kaufte WhatsApp vor zwei Jahren für gut 22 Mrd. Dollar (20,2 Mrd. Euro). Aktuell werden über den Dienst 42 Milliarden Nachrichten täglich verschickt, wie Mitgründer und Chef Jan Koum mitteilte. Er will WhatsApp auf alle Handys auf der Welt bringen.
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Das weltgrößte Online-Netzwerk hat mit dem Facebook Messenger auch einen weiteren SMS-Ersatz im Rennen. Der Messenger soll mit einer Vielfalt von Funktionen vom Bezahlen bis zur Taxi-Bestellung so etwas wie das "Schweizer Taschenmesser" unter den Kurzmitteilungsdiensten sein. Anfang des Jahres knackte der Dienst die Marke von 800 Millionen Nutzern weltweit.
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Apple startete für seine Kunden 2011 eine eigene SMS-Alternative. Der Dienst läuft nicht nur auf iPhones, sondern auch auf iPads und Mac-Computern. Wie viele Nutzer iMessage hat, ist nicht bekannt, insgesamt ist eine Milliarde Apple-Geräte im Einsatz. Apple betont den Schutz der Privatsphäre durch Verschlüsselung.
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Der 2012 in der Schweiz gestartete Dienst hebt besonders die Verschlüsselung hervor, mit der niemand außer den Gesprächspartnern Zugriff auf Inhalte haben könne. Insbesondere nach den Enthüllungen von Edward Snowden zur Internet-Überwachung durch Geheimdienste bekamen Threema und ähnliche Angebote, die mit starker Verschlüsselung werben, starken Zulauf. Allerdings bauten seitdem auch andere westliche Messenger den Krypto-Schutz aus.
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Der kostenlose Messaging-Dienst „Telegram“ legt laut eigenen Angaben ebenfalls großen Wert auf Sicherheit für die Nutzer. Zu den weiteren Highlights zählen die Möglichkeit Gruppenchats mit bis zu 200 Personen abzuhalten, die Möglichkeit bis zu 1 GB große Videos zu teilen und mehrere Fotos gleichzeitig zu versenden. Der Dienst ist völlig kostenlos und werbefrei.
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In China, wo westliche Online-Dienste weitgehend blockiert sind, haben sich einheimische SMS-Alternativen ausgebreitet. Der Service WeChat der Online-Konzerns Tencent kam zuletzt auf 650 Millionen Nutzer - ein Sprung von 39 Prozent binnen eines Jahres. WeChat unterliegt den Zensur- und Überwachungs-Anforderungen in China und wird deshalb in vielen anderen Ländern skeptisch beäugt.
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Ebenfalls in Asien populär ist auch der in Japan gegründete Dienst Line, der zuletzt im Herbst auf 212 Millionen Nutzer kam. Line entstand 2011 als Reaktion auf die massiven Kommunikations-Probleme nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami im März 2011. Eine der Funktionen auf die Line setzt, sind bunte Sticker, die Nutzer untereinander verschicken können.
Durows Meinung zu Apple gegen das FBI
Im Streit zwischen Apple und der US-Regierung
um das Entsperren von iPhones unterstütze er die Position von Konzernchef Tim Cook, sagte Durow der "Financial Times". Telegram habe kein festes Hauptquartier, um "unnötigen Einfluss" zu vermeiden. Stattdessen zögen er und seine rund 45 Mitarbeiter regelmäßig von einem Ort zum anderen und hätten auch schon von New York, San Francisco, London, Berlin und Paris aus gearbeitet.
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