Vier Brüder nutzten Schwachstelle in automatisiertem System des Online-Händlers aus.
Amazon ist einer der großen Gewinner der Coronavirus-Krise. Der Umsatz hat in den letzten Monaten bisher unbekannte Höhen erreicht. Deshalb dürfte der weltgrößte Online-Händler auch einen Millionen-Betrug, der nun aufgedeckt wurde, ziemlich locker wegstecken. Auf die leichte Schulter darf man eine derartige Abzockmasche dennoch nicht nehmen.
Betrügern ist es nämlich mit einem „Zahnbürsten-Trick“ gelungen, Amazon um sage und schreibe 19 Millionen Dollar (16 Millionen Euro) zu erleichtern. Laut einem Bericht von Wired stecken vier in New York lebende Brüder hinter der Masche, bei der sie über zwei Jahre lang auf das sogenannte „Overshipping“ setzten.
Schwachstelle in Amazon-System
Konkret nutzten sie dabei einen Fehler in Amazons automatisiertem Vendor-System aus. Dieses wird von jenen Händlern genutzt, die den Online-Händler direkt beliefern. Hier weist jeder einzelne Artikel eine eigene Identifikationsnummer (heißt bei Amazon „ASIN“) auf. Und genau da kommen die vier Brüder ins Spiel. Bei ihnen bestellte Amazon diverse Produkte. Doch statt den tatsächlich bestellten Waren, schickten sie deutlich billigere Artikel an den Online-Händler. Sie tauschten nämlich einfach die ASIN aus. Zudem schickten sie deutlich mehr Produkte, als eigentlich bestellt wurden (Overshipping). Das automatisierte Vendor-System bekam davon nichts mit.
>>>Nachlesen: Spanier ergaunerte mit Erde 330.000 Euro von Amazon
So funktioniert der Zahnbürsten-Trick
Laut dem Bericht kam es dabei schon einmal vor, dass Amazon bei den vier Brüdern 100 Stück eines Produktes bestellt hat, sie dem Online-Händler jedoch 10.000 Stück in Rechnung stellten. Auch ein Beispiel für den Tausch eines günstigen gegen eines teuren Produktes wird angeführt. Amazon bestellte bei den Gaunern 12 Kanister mit Desinfektionsmittel zum Stückpreis von 94 Dollar. Die Brüder verwendeten die ASIN der Kanister jedoch für billige Zahnbürsten. Zudem erhöhten sie die Stückzahl einfach auf 7.000 – der Online-Händler zahlte also für jede der 7.000 Zahnbürsten 94 Dollar. Allein mit diesem „Deal“ sollen die vier Brüder rund 650.000 Dollar verdient haben.
Ermittlungen laufen
Die krummen Machenschaften flogen erst nach zwei Jahren und einer Schadenssumme von rund 19 Millionen Dollar auf. Aktuell wird gegen die vier Brüder ermittelt. Bei einer Verurteilung drohen ihnen mehrjährige Haftstrafen.
>>>Nachlesen: Amazon schloss Mega-Lücken in Alexa