Der amerikanische Chip-Hersteller Intel und der finnische Handy-Produzent Nokia wollen eine völlig neue Klasse an mobilen Endgeräten für das Internet entwickeln.
Die beiden Konzerne gehen für die Entwicklung neuer mobiler Geräte für das Internet eine strategische Partnerschaft ein und gründen somit eine (nicht-exklusive) Allianz.
Setzen auf Open-Source Betriebssysteme
Bei dieser Partnerschaft
ist laut den beiden Unternehmen geplant, das offene Betriebssystem Linux für
mobile Geräte weiterzuentwickeln. Neben Linux könnte jedoch auch die offene
Software von Moblin oder Maemo eingesetzt werden. Intel ist Marktführer bei
Prozessoren für PCs, Notebooks und Server, konnte sich im Segment der
Handy-Chips bislang aber nicht behaupten. In diesem Bereich ist weiterhin
der Chip-Hersteller ARM eindeutiger Weltmarktführer.
Ziel: Völlig neue Geräteklasse
Die beiden Unternehmen
wollen eine neue Plattform "jenseits der heutigen Smartphones und
Notebooks" entwickeln, sagte Intel-Manager Rod O'Shea. Die Geräte
sollen auf Intel-Technologie basieren. Im Rahmen der Vereinbarung erwirbt
Intel zudem von Nokia die Nutzungsrechte für HSPA-Technologie zur
Datenübertragung, die auf UMTS - dem Mobilfunkstandard der dritten
Generation - basiert. Diese Lizenz ermöglicht es Intel in Zukunft, Modems
unter der eigenen Marke zu produzieren und zu verkaufen.
Wie könnten Geräte in Zukunft aussehen?
Derzeit gibt
es noch keine konkreten Angaben wie die Geräte aussehen werden, einige
Details sickerten aber dennoch durch. Schwerpunkt der Partnerschaft wird die
Entwicklung von mobilen x86 (so heißen die Intel-Prozessoren für mobile
Geräte) Geräten, welche mit Open-Source-Betriebssystemen laufen sollen,
sein. Zurzeit arbeitet Intel mit Nachdruck an seinen neuen Moorestown
Prozessoren, welche um die Hälfte weniger Strom als die bisherige Generation
benötigen sollen. Diese Prozessoren sind zwar enorm leistungsstark,
benötigen deshalb aber auch trotz der Stromersparnis noch immer zuviel Strom
und Platz für aktuelle Handys. Deshalb könnten die neu entwickelten Geräte
in Zukunft größer als bisherige Smartphones, aber auch wesentlich kleiner
als Netbooks ausfallen. Solche Geräte könnten noch immer bequem in der
Jacken- oder Handtasche untergebracht werden, für die Hosentasche wären sie
jedoch definitiv zu groß. Für diese Geräteklasse würde sich ein Display mit
einer Größe zwischen 5,5 und 7 Zoll eignen. So würden mobile
Internetanwendungen, trotz der deutlich geringeren Abmessungen gegenüber
Netbooks, noch immer erträglich funktionieren. Viele Smartphone-Nutzer
klagen ja über die kleinen Displays, auf denen man Inhalte von
Internetseiten nur sehr mühsam durchsuchen und verarbeiten kann.
Die
neuen Geräte würden also genau die Lücke zwischen Smartphone und Netbook
schließen und wären somit für jeden, den erstere zu klein und zweitere zu
unhandlich sind, geeignet.
Beide Unternehmen sind Weltmarktführer in ihren Bereichen
Intel
ist bei Prozessoren für PCs, Notebooks und Server die unangefochtene Nummer
eins. Bei Mobiltelefonen dominieren jedoch Prozessoren des britische
Chipkonstrukteurs ARM, der beispielsweise auch das Herz des iPhone von Apple
liefert. 2006 verkaufte Intel sogar seine damalige Mobilfunksparte. Vor
einem Jahr kündigte Intel-Chef Paul Otellini den Wiedereinstieg in das
rasant wachsende Geschäft an. Laut einer Studie der
Marktforschungsgesellschaft Gartner wurden 2008 weltweit 1,22 Milliarden
Handys verkauft.
Partnerschaft ist nicht exklusiv
Weder Nokia noch Intel haben
Interesse an einer Exklusivität des Vertrags. So wird Intel seine mobilen
Prozessoren auch weiterhin an andere Handyhersteller verkaufen und Nokia
betonte, dass das Unternehmen bei diversen neuen Produkten auch wieder
ARM-Prozessoren (Hauptkonkurrent von Intel bei mobilen Chips) einsetzen
wird.