Fußball: Salzburg versucht, Ruhe zu bewahren

10.05.2010

Red Bull Salzburg versucht Ruhe zu bewahren. "Das muss schnell aus den Köpfen raus", forderte Huub Stevens nach der am Sonntag durchs 0:1 daheim gegen die Wiener Austria vorerst brutal geplatzten Fußball-Meisterparty. Stevens wird bis zum Donnerstag-Auswärtsmatch gegen Sturm Graz alle Register seines psychologischen Könnens ziehen müssen, um seine Spieler moralisch wieder auf die Beine zu bringen.

Zur Vollversion des Artikels
 
Zur Vollversion des Artikels

Denn für Marc Janko und Co. gibt es viel zu verdauen. Ein Remis hätte den Mozartstädtern zur Meisterparty im heimischen Stadion gereicht. Das hatte man auch bereits scheinbar sicher vor Augen gehabt, ehe Austrias Zlatko Junuzovic per Freistoß in der 91. Minute zuschlug.

Doch es kam noch dicker, denn Rabiu Afolabi glich in der 94. Minute vermeintlich per Kopf aus und verwandelte das Stadion in ein Tollhaus, doch der Treffer wurde aufgrund einer hitzig diskutierten Abseitsentscheidung aberkannt. "Trauer nach dem 0:1, unglaubliche Freude nach dem Wahnsinnstor von Afolabi und dann wahnsinnige Wut nach dem Abseitspfiff", beschrieb Salzburg-Mittelfeldspieler Simon Cziommer die muttertägliche Achterbahnfahrt der Gefühle.

Der gewaltige Frust der Salzburger, die nach dem 0:2 in Kapfenberg zum zweiten Mal in Folge verloren, wurde daher nach Schlusspfiff nur in eine Richtung abgeladen. Nämlich in jene von Referee Dietmar Drabek und seines Assistenten Andreas Feichtinger. "Eine krasse Fehlentscheidung, wir haben ein klares Tor erzielt, das ist tragisch", meinte Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer, der den Oberösterreicher Drabek daher zum "Wiener Schiedsrichter" abstempelte.

Cziommer zeigte Größe und nahm Drabek und sein Team in Schutz. "Sie können gar nichts dafür. Niveau und Tempo werden immer höher, das menschliche Auge ist nicht mehr in der Lage, alles zu erkennen. Man sollte ihnen helfen, damit sie aus der Schusslinie genommen werden", sprach sich der Deutsche deutlich für technische Hilfsmittel für die Unparteiischen aus.

Auch Stevens hatte mit etwas Abstand zum Spiel seine Emotionen im Griff, öffentlich wollte sich der Niederländer nicht zur Schiedsrichterleistung äußern. Deutlicher wurde Stevens in Richtung seiner Mannschaft, die die Entscheidung vor allem aufgrund vieler verhauter Torchancen in Kapfenberg und nun gegen die Austria vergab.

Mit der Leistung seiner Solo-Spitze Marc Janko war Stevens alles andere als zufrieden, "Janko war einfach nicht gut". Auch das Foul von Ibrahim Sekagya an Matthias Hattenberger vor dem Freistoßtor lag dem 56-Jährigen im Magen. "Das war ein dummes Foul."

Gut möglich, dass die Salzburger am Donnerstag in Graz gewinnen müssen, um den Titel erfolgreich zu verteidigen. Vor dem großen "Finale" führt Salzburg (73 Punkte) vor der Austria (72) und Rapid (70), die Austria hat Ried zu Gast, Rapid spielt in Mattersburg.

"Ich hoffe am Donnerstag auf die richtige Antwort, wir müssen diese Chance am Schopf packen", so Stevens, der 2001 als Schalke-Trainer in der spannendsten Titelentscheidung der deutschen Bundesliga-Geschichte gegenüber Bayern München den Kürzeren gezogen hatte.

"Leider haben wir die Meisterschaft noch immer nicht im Sack. Aber Sturm spielt einen guten Ball, vielleicht kommt uns diese Spielweise entgegen. Wir müssen gewinnen, dann sind wir Meister", forderte Cziommer. Auch Beiersdorfer stellte klar: "Diesen zweiten Matchball müssen wir nutzen, das müssen wir schaffen. Wenn wir es nicht packen, dann haben wir dreimal in Folge nicht gewonnen, dann brauchen wir nicht lamentieren."

(Schluss) hal/tb

Zur Vollversion des Artikels