Derzeit nur fünf Prozent Durchimpfungsrate bei Mädchen, bei Buben nahezu null.
Ärzte des Linzer Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern kritisieren die schlechte Durchimpfungsrate österreichischer Kinder gegen Humane Papillomaviren (HPV). Sie beträgt bei Mädchen fünf Prozent und bei Buben nahezu null, während in anderen Staaten bereits 90 Prozent erreicht werden, hieß es in einer Pressekonferenz am Dienstag. Die HPV-Impfung kann Studien zufolge zahlreiche durch die Viren hervorgerufene Krebserkrankungen verhindern. Die Kosten von knapp 600 Euro sind allerdings selbst zu bezahlen.
Krebs
Es gibt etwa 120 Subtypen der HPV-Viren. Oft heilen Infektionen mit ihnen aus, manche haben allerdings fatale Folgen. Einige Stämme rufen höchst unangenehme Beschwerden wie Genitalwarzen oder Feigwarzen am Kehlkopf hervor, zwei sind sogar auch für die Entstehung von Krebs verantwortlich. Als wichtigste Ansteckungswege gelten Sexualkontakte und Entbindungen. Zwar erkranken neunmal mehr Frauen, die Männer sind aber über ihre Sexualkontakte die Hauptüberträger.
Unterschätzte Gefahr
Neben Gebärmutterhalskrebs mit österreichweit rund 400 Fällen pro Jahr stehen 93 Prozent aller Tumore im Analbereich mit HPV-Viren in Zusammenhang, ebenso 20 bis 60 Prozent der Karzinome im Hals-Kopf-Bereich. Letztere sind stark auf dem Vormarsch: Einige Studien würden darauf hindeuten, dass 2020 mehr Personen an HPV-assoziierten Tumoren im Mund- und Rachenraum erkranken werden als an Gebärmutterhalskrebs, warnte HNO-Primar Martin Burian vor einer unterschätzten Gefahr.
Alarmierende Zahlen
Kinderurologie-Primar Josef Oswald hat in einer Studie mit der Universität Innsbruck alarmierende Zahlen erhoben: Bereits zehn Prozent der Buben unter zehn Jahren sind demnach mit Hochrisikostämmen (HPV 16 und 18) infiziert. Bei den Mädchen zwischen vier und 15 Jahren seien es laut einer Wiener Untersuchung sogar 14 Prozent. Mediziner raten daher dringend zu einer frühzeitigen Impfung, am besten im Alter zwischen neun und elf Jahren. Aber auch, wer schon infiziert ist, kann sich so vor einer Neuansteckung so schützen. Entgegen der landläufigen Ansicht sollten auch Buben geimpft werden, nicht zuletzt um eine sogenannte Herdenimmunisierung zu erreichen.
Das schlechte Image komme wohl von Meldungen über Todesfälle im zeitlichen Umfeld der Impfung, so Gynäkologie-Primar Lukas Hefler. Angst brauche man aber nicht zu haben, "denn die Präparate sind weltweit millionenfach verabreicht worden", das Risiko von Nebenwirkungen sei nicht höher als bei anderen Impfungen, betonte er. Abschreckend dürften auf viele allerdings die hohen Kosten wirken: Drei Teilimpfungen zu jeweils 190 Euro sind in den meisten Bundesländern - so auch in OÖ - selbst zu bezahlen. In Vorarlberg beispielsweise koste es seit Kurzem nur mehr drei mal 54 Euro, in Niederösterreich und dem Burgenland gebe es ebenfalls Programme, erklärte der Mediziner.