Ärztekammer-Präsident verteidigt Gesundheitswesen
04.09.2009Gesundheitsreform als Dauerkrise? Auch um dieses Thema geht es bei den diesjährigen Alpbacher Gesundheitsgesprächen (bis 5. September). Der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Walter Dorner, will das Vertrauen ins Gesundheitswesen nicht riskiert sehen.
"Das österreichische Gesundheitswesen als 'Dauerkrise' zu bezeichnen, das hat es sich nicht verdient", erklärte er aus Anlass der Veranstaltung gegenüber der APA. Dorner nimmt am 5. September an einer Diskussionsrunde zum Thema "Gesundheitspolitik: Wer übernimmt Verantwortung?" teil. Der Standespolitiker, will hier die Politik in die Pflicht nehmen: "Die Gesundheitsökonomie trägt keine Verantwortung für die Patienten. Sie ist nicht demokratisch legitimiert. Die Gesundheitspolitik ist demokratisch legitimiert."
Man dürfe das Vertrauen der Menschen in das Gesundheitswesen nicht leichtfertig aufs Spiel setzen. Dorner: "Man wird sich wohl über die Finanzierung der Krankenkassen und des Gesundheitswesens einigen müssen. Und man sollte dabei auch in der Politik gegenseitig Vertrauen zueinander zeigen. Die Ärzte schaffen täglich ein Vertrauensverhältnis in ihrer Beziehung zum Patienten. Wenn es das nicht gäbe, gäbe es kein funktionierendes System. Ohne Vertrauen kann man im Gesundheitswesen keine qualitativen Leistungen erbringen."
Wirtschaftliche Positiva
Wenn man das Gesundheitswesen schon unbedingt ökonomisch betrachten wolle, müsse man auch die wirtschaftlichen Positiva sehen. Der Kammerpräsident: "Wir haben laut einer Studie der Österreichischen Ärztekammer im Gesundheitswesen rund 500.000 Arbeitsplätze, die noch dazu sehr 'konjunktur-unempfindlich' sind. 20.000 bis 40.000 Arbeitskräfte kommen jährlich hinzu. Wer kann das schon sonst in der Wirtschaft von sich sagen?" Zehn Milliarden Euro würden von den Ausgaben an Steuern, Abgaben etc. wieder hereinkommen.
Die österreichische Gesundheits- und Finanzpolitik hätte Mittel und Wege, die Finanzierung der sozialen Krankenkassen mittelfristig zu gewährleisten: "Wir haben seit rund 20 Jahren Ausgaben von rund zehn Prozent am Bruttoinlandsprodukt. Wenn man den Krankenkassen die versicherungsfremden Leistungen, die man ihnen in den Jahren 2001, 2002 und 2003 aufgebürdet hat, abnimmt bzw. bezahlt, könnten sie sich zusammen mit den vereinbarten Dämpfungsmaßnahmen nachhaltig erholen."
Die österreichische Ärzteschaft sei bereits dabei, ihren Anteil zur Senkung der Kostensteigerungen beizutragen. Der Kammerpräsident: "Die Arzthonorare sind in der Vergangenheit gefallen. Seit die letzte Regierung gestürzt ist, haben die Kassenärzte über bereits abgeschlossene Honorarabkommen in diesem Bereich schon 50 bis 70 Mio. Euro beigetragen."