Oft sinnlos verschrieben

Antibiotikum bei Husten meist wirkungslos

20.12.2012

Medikament nur, wenn Verdacht auf Lungenentzündung besteh.

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Das bei Atemwegsinfekten häufig verschriebene Antibiotikum Amoxicillin führt nicht schneller zur Genesung als ein Placebo. Auch die Symptome werden nicht nennenswert verringert. Das berichtet ein internationales Forscherteam im Medizinjournal "The Lancet".

Husten ist nicht immer ungefährlich!

 "Little und seine Kollegen legen überzeugende Daten vor, die Allgemeinmediziner ermutigen sollten, bei risikoarmen Patienten auf Antibiotika zu verzichten, sofern kein Verdacht auf Lungenentzündung besteht", schreibt Philipp Schütz vom Kantonsspital Aarau in einem Kommentar zur Studie.

Nützlich oder nicht?
Bisher war die Datenlage unklar, ob Antibiotika bei Husten mit Symptomen der unteren Atemwege nützlich sein könnten - speziell bei älteren Patienten. Meistens sind Viren die Ursache der Erkrankung, gegen die Antibiotika nicht helfen.

Das Team um Paul Little von der britischen University of Southampton untersuchte 2.061 Erwachsene in zwölf europäischen Ländern. Diese erhielten zufällig entweder das Antibiotikum oder ein Placebo dreimal täglich für sieben Tage.

Nebenwirkungen
Sie fanden bei beiden Gruppen keine relevanten Unterschiede in Länge und Stärke der Symptome, auch nicht bei über 60-Jährigen. Die Gruppe mit Placebo wies minimal mehr Fälle auf, wo sich ein Symptom verschlimmerte oder ein neues auftrat, die Antibiotika-Gruppe zeigte dafür etwas häufiger Nebenwirkungen.

 "Amoxicillin wird Patienten mit Atemwegsinfekten, bei denen kein Verdacht auf eine Lungenentzündung besteht, wahrscheinlich nicht helfen, könnte aber schaden", warnt Little. Geraden wenn sie unwirksam seien, hätten Antibiotika oft Nebenwirkungen wie Durchfall, Ausschlag oder Übelkeit.

Little schlussfolgert: "Unsere Ergebnisse zeigen, dass die meisten Leute von allein wieder gesund werden. Aber da eine kleine Gruppe Patienten von Antibiotika profitiert, bleibt die Herausforderung, diese Individuen zu identifizieren."

Gemäß Schütz könnte dies über den Nachweis von molekularen Spuren der Infektion im Blut geschehen. "Dies würde den schädlichen Nebenwirkungen und Kosten der Medikamente sowie einer möglichen Resistenzbildung bei anderen Patienten vorbeugen", sagt er.
 

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