Aspirin zur Krebsprävention

21.09.2009

Zweimal täglich je 300 Milligramm Aspirin halbieren die Häufigkeit von Dickdarm- oder Gebärmutterschleimhautkarzinomen bei Personen, die aufgrund einer vererbbaren Genmutation ein drastisch erhöhtes Risiko für diese Krankheiten aufweisen. Eine Operation hilft auch Brustkrebspatientinnen, bei denen das Karzinom erst sehr spät entdeckt worden ist. Dieses Studienresultat wurden beim Europäischen Krebskongress (ECCO/ESMO, bis 24. September) in Berlin bei der Eröffnungspressekonferenz als "die" Highlights der Konferenz mit 15.000 Teilnehmern präsentiert.

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Krebsprävention mittels der seit mehr als 100 Jahren als Antirheumatikum, Schmerzmittel und Gerinnungshemmer eingesetzten Acetylsalicylsäure (ASS; "Aspirin"): Schon seit langem hat man beobachtet, dass Personen, die ständig ASS einnehmen, zum Beispiel seltener an Dickdarmkarzinomen erkranken.

Dr. John Burn (Newcastle/Großbritannien) und ein internationales Team haben zunächst genetisch Hochrisikopatienten identifiziert. Es handelte sich um 1.071 Personen, die eine Mutation im MSH2-Gen hatten. Sie erkranken zu einem sehr hohen Prozentsatz und sehr schnell an Dickdarm- oder Endometriumkarzinomen. Die Probanden erhielten daraufhin entweder täglich 600 Milligramm ASS in zwei Dosen oder ein Placebo. Zunächst gab es eine Niederlage für die Wissenschafter. Nach 29 Monaten zeigte sich kein Unterschied.

Doch bei einer Nachbeobachtung von 711 Probanden zeigten enorme Unterschiede: Bei ihnen kam es zu 52 Dickdarmkarzinom-Erkrankungen. 17 davon wurden in der Gruppe der Personen registriert, die ASS einnahmen, 35 hingegen bei den Probanden, welche keine Acetylsalicylsäure bekommen hatten. Burn: "ASS halbiert die Dickdarmkarzinomhäufigkeit ab einer Behandlungsdauer von rund drei Jahren. Dieser Effekt dauert dann mindestens fünf Jahre an." Dies könnte den Forschungen, die darauf abzielen, durch antientzündliche Medikamente auch Krebs zu verhindern, neuen Aufschwung verleihen.

Entfernung des primären Tumors positiv

Eine zweite Beobachtung, die bei der Eröffnungskonferenz präsentiert wurde, ist für Brustkrebspatientinnen entscheidend. Eine Operation hilft auch dort, wo das Karzinom erst sehr spät entdeckt worden ist. Jetske Ruiterkamp, Chirurgin am Jeroen Bosch Hospital (Niederlande): "Zwischen drei bis zehn Prozent der Patientinnen haben bei der Diagnose schon Fernmetastasen (Stadium IV). Die Überlebenszeit beträgt nur ein bis zwei Jahre. Man beschränkt sich derzeit auf eine medikamentöse Behandlung, außer die Frauen haben Symptome."

Die niederländische Expertin und ihre Mitarbeiter versuchten deshalb aus alten Krankengeschichten herauszufiltern, ob nicht auch bei solchen Patientinnen die Entfernung des primären Tumors einen positiven Effekt hätte. Insgesamt wurden die Daten von 728 Frauen ausgewertet. Dabei zeigten sich erstaunliche Zahlen. Jetske Ruiterkamp: "Patientinnen mit dieser fortgeschrittenen Brustkrebserkrankung hatten ohne Operation eine durchschnittliche Überlebenszeit von 14 Monaten. Wurden sie hingegen chirurgisch behandelt, betrug die Lebenserwartung 31 Monate. Nach fünf Jahren lebten aus der ersten Gruppe nur noch 13,1 Prozent der Patientinnen, hingegen 24,5 Prozent aus der zweiten Gruppe." Allerdings müssen diese Ergebnisse noch durch weitere Studien abgesichert werden, bis man an eine Änderung der Behandlungsleitlinien denken könnte.

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