Experten-Interview

V-Effekt: So helfen wir dem Schönheitsideal auf die Sprünge

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Ein V-förmiges Gesicht ist DAS Schönheitsideal. Methoden zur Formung des V-Effekts gibt es viele. Ob Nadel, Faden oder doch besser Skalpell? Das fragten wir die Experten.  

Die ultimative Beauty-­Formel lautet: Volle Schläfen, hohe Wangenknochen, spitzes Kinn = junges, begehrenswertes Gesicht. Die Erhaltung der V-Form ist der Schlüssel zu lebenslanger Attraktivität. Methoden, die Gesichtskonturen zu schärfen, zu heben, zu straffen und aufzupolstern, gibt es mittlerweile viele – sowohl im sanften ästhetischen als auch im chirurgischen Bereich. Fadenlift, Unterspritzung oder Skalpell? ­Welche Methode am besten wann zum Einsatz kommt und warum erfahrene Schönheitsmediziner die Entweder-oder-Frage eigentlich gar nicht erst stellen, verraten zwei renommierte ­Experten für Ästhetische Medizin.

Dr. Christian Creixell ist als Facharzt für Ästhetische Medizin in Wien (Art Aesthetic Institute) sowie im Beauty-Mekka Barcelona ausschließlich auf Filler, Fäden & Co. spezialisiert. Der Plastische Chirurg Dr. Albert Bosch zählt zu den Vorreitern auf dem Gebiet des minimalinvasiven chirurgischen Facelifts und leitet mit seinem Kollegen Dr. Creixell die renommierte Barcelona Schönheitsklinik Centro Médico Gaudí. Im gesund&fit-Doppeltalk sprechen die Beauty-Mediziner über die Geheimnisse der ewig jungen und trotzdem sehr natürlichen „Premium-Faces“.

Eine Patientin, ein Patient betritt Ihre Ordination. Wo fällt Ihr Blick als Erstes hin?
Dr. Cristian Creixell:
Wenn ich ein Gesicht zum ersten Mal sehe, schaue ich darauf, wie weit das „Sagging“ – also der Abbau des kollagenen und elas­tinen Stützgerüstes – fortgeschritten ist. Ein festes Stützgerüst zeigt sich in einer jugendlichen V-Form. Mit fortschreitender Alterung verwandelt sich das V in eine U-Form bzw. in ein gedrehtes V. Das Gewebe sinkt nach unten, die Kinnlinie verliert an Schärfe – sie wirkt rund und schwammig. Es können Hängebäckchen und ein Doppelkinn entstehen. Wenn es um die Wahrnehmung von Jugendlichkeit geht, ist die Form des Gesichtes, also das Dreieck zwischen Schläfen, Wangen und Kinn, der wichtigste Faktor. Tränensäcke, Falten und Co. sind eigentlich nur Nebensache.

Möglichkeiten, die V-Form wiederher­zustellen, gibt es mittlerweile sehr viele. Filler sind die bekannteste. Wann sind Hyaluronsäure und Biostimulatoren (Anm.: Regen zusätzlich die Geweberegeneration an) die beste Therapie gegen Altern?
Dr. Creixell:
In einem sehr jungen Alter, also mit etwa 30, wenn sich erste Zeichen des Alterungsprozesses zeigen, sind Filler die Methode der Wahl. Sie geben dem Gesicht nicht nur Volumen zurück, sondern sind auch ein gutes präventives Mittel, um die Qualität der Haut zu bewahren. Die richtigen Filler können die Haut durchfeuchten, sie nähren und das Gewebe zum Wiederaufbau anregen. Der Erhalt eines jugendlichen Gesichts funktioniert in den 30ern sehr gut mit Fillern sowie auch Botox oder Fadenliftings. Doch diese Methoden haben ihre Limits. Überschreitet man einen gewissen Punkt, kann es zu den überfüllten Gesichtern, den Pillowfaces kommen.

Wie kann ich als Patientin selbst erkennen, dass es jetzt zu viel wird mit Fillern?
Dr. Albert Bosch:
Der behandelnde Mediziner, die Medizinerin muss das einschätzen und mit der Patientin besprechen. Das Problem ist, dass einige das nicht tun, da Filler ein gutes Geschäft sind. Es gibt den weitverbreiteten Irrglauben, dass, wenn jemand ein aufgedunsenes, offensichtlich gemachtes Gesicht hat, ein Facelift dahinter steckt. Genau das Gegenteil ist der Fall. Dank neuer Techniken können mit Facelifts heute besonders natürliche Ergebnisse erzielt werden.

Facelift-Patientinnen werden jünger – das ist ein Trend, den man gerade in Hollywood sieht. Wie jung ist alt genug?
Dr. Creixell:
Zuletzt kam eine 24-jährige Frau zu uns in die Praxis und erzählte, dass ihr ein Arzt zu einem chirurgischen Facelift geraten hätte. Da wird eine Linie überschritten. Das ist zu jung.
Dr. Albert Bosch: Facelifts sind ab einem Alter von etwa 40 Jahren empfohlen. In diesen jungen Jahren kommt das Minilift zum Einsatz, das die untere Gesichtspartie inklusive Hals heben und straffen kann. Dabei werden nur winzige Schnitte beim Ohr von etwa drei Zentimetern gesetzt, die schlussendlich nicht mehr zu sehen sind. Der Eingriff ist kurz und minimalinvasiv und daher ist die Erholungszeit auch kürzer als bei einem zumeist mehrstündigen, weitaus invasiveren „Full-Facelift“. Die Patientin kann nach einem Minilift noch am selben Tag die Klinik verlassen und ist nach etwa fünf Tagen salonfähig.

Ist der Trend zu einem Facelift mit 40, 45, 50 etwas, das Sie befürworten?
Dr. Bosch:
Wenn man in jungen Jahren kommt – also in einer Phase, in der Filler & Co. zwar nicht mehr das gewünschte Ergebnis bringen, aber der Alterungsprozess noch nicht zu weit fortgeschritten ist –, dann ist der Eingriff wesentlich kleiner, oberflächlicher und damit schonender. Und die Ergebnisse halten zudem länger, da die Haut noch eine gute Qualität hat und das Gewebe stark ist. Bei einem „Full-Facelift“, das bei stärker fortgeschrittenem Alterungsprozess zum Einsatz kommt, sind die Schnitte länger, es muss zumeist viel überschüssige Haut entfernt werden und das Gewebe ist einer starken Manipulation ausgesetzt, was auch zu Blutungen führen kann. Es braucht zudem Drainagen. Dadurch ist die Erholungsphase länger. Bis die Schwellungen abgeklungen sind, kann es bis zu einen Monat dauern. Ein weiterer Grund, eher zu früh als zu spät zum Mediziner zu gehen, ist, wenn der Alterungsprozess bereits sehr weit fortgeschritten ist und es für ein Facelift schon zu spät sein kann.

Ein Facelift dreht die Zeit um ein paar Jahre zurück, der Alterungsprozess schreitet trotzdem weiter voran. Ist dann 10 bzw. 20 Jahre später ein weiteres Facelift einfach möglich? Oder birgt ein vorangegangenes Minilift ein Risiko?
Dr. Bosch:
Ein weiterer Eingriff stellt kein Problem dar. Bei einem Nachfolge-Facelift bzw. bei einem Eingriff bei stark fortgeschrittenem Sagging kommt das „Full-Facelift“ zum Einsatz. Die Technik, die ich anwende, wird Deep-Plane-Facelift genannt. Dabei wird das gesamte Gesicht repositioniert, indem man in der Tiefe strafft. Tiefer liegende Gesichtsgewebsschichten werden gelöst und neu positioniert, um die V-Form wieder herzustellen. Die Haut wird dabei nicht aufgespannt, sondern völlig ohne Spannung fixiert. Hautüberschuss wird entfernt. Das sorgt für natürliche Ergebnisse.
Dr. Creixell: Filler und Botox kommen nach einem Facelift als Ergänzung zum Einsatz. Ab einem gewissen Alter ist eine Fusion aus allen zur Verfügung stehenden Methoden – also, Filler, Botox, Facelift, Fäden sowie auch Laser – das Optimum.

Wenn man ein Facelift plant: Wie lange davor muss mit den noninvasiven Methoden pausiert werden?
Dr. Creixell:
Mindestens sechs Monate. Produkte wie z.B. die selbstauflösenden Fäden müssen zum Zeitpunkt des Eingriffs schon Teil des Gewebes sein, sonst stören sie den Chirurgen.

Apropos Fäden. In welchem Stadium des Alterungsprozesses kommen sie am besten zum Einsatz?
Dr. Creixell:
Auch bei den Fäden gibt es häufig eine Fehlannahme. Ich ziehe damit nicht, wie oft angenommen, das Gewebe nach oben. Der mechanische Effekt ist nur ein ganz leichter. Die eigentliche Wirkung entfalten Fäden, wenn sie beginnen sich nach sechs Monaten aufzulösen. Dabei wird die körpereigene Kollagensynthese angeregt. Die Haut wird straffer und auch weicher. Daher empfehle ich das Fadentreatment in einem frühen Stadium des Alterungsprozesses als Prävention. Im Idealfall wird es anfangs alle zwei bis drei Jahre wiederholt. In manchen Fällen, bei stärkerer Erschlaffung, empfehle ich das Fadentreatment auch einmal jährlich, um die Hautqualität zu erhalten.

Wir haben vor allem über die Rekonstruktion jugendlicher Formen gesprochen. Was sind Ihre besten Tipps, um den Alterungsprozess bestmöglichst hinauszuzögern?
Dr. Bosch:
Sonnenschutz verwenden und nicht rauchen!
Dr. Creixell: Da schließe ich mich natürlich an. Wir sprechen auch mit Patientinnen und Patienten darüber, ob sie nicht zuerst ihren Lifestyle ändern wollen, bevor sie etwas machen lassen. Wenn man Rejuvenation und Anti-Aging ganzheitlich betrachtet, sind die Ergebnisse am nachhaltigsten. Mein Ziel bei jeder Patientin, jedem Patienten ist ein „healthy face“.

Dr. Bosch: Man darf nicht vergessen, dass ein wichtiger Teil von Schönheit die innere Strahlkraft ist. Nach einem Eingriff verändern viele Menschen ihre Wahrnehmung von sich selbst. Sie finden sich wieder schöner und das strahlen sie aus. Das zu sehen ist der schönste Teil unserer Arbeit.

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