Erstmals Anti-Schnarch-Schrittmacher - Plus: Die größten Schlaf-Mythen.
An der Charité - Universitätsmedizin Berlin wurde europaweit erstmals ein Zungenschrittmacher implantiert, der Atemstillstände im Schlaf verhindert und gegen Schnarchen hilft. Ärztinnen und Ärzte der Kliniken für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde haben das Gerät bei einem Patienten eingesetzt, der unter dem sogenannten obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom leidet.
Bei dieser mitunter lebensbedrohlichen Erkrankung kann es zu Atemaussetzern kommen, wenn die Spannkraft der Muskeln der oberen Atemwege im Schlaf übermäßig stark nachlässt. In der Folge verengen sich die Atemwege und den Erkrankten fällt es schwer zu atmen. Die typischen Schnarchgeräusche entstehen, wenn die Betroffenen angestrengt versuchen, durch die versperrten Atemwege Luft zu holen.
Das sind die größten Schlafmythen:
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Mythe 1 - Der Schlaf vor Mitternacht ist der Beste
Da ist überholt. Wichtig ist, dass der Schlaf in den ersten Stunden, wenn die Tiefschlafphasen am längsten sind, ungestört ist. Somit erholt sich der Körper am besten.
Mythe 2 - Langschläfer sind fauler als Frühaufsteher
Die Wissenschaft unterscheidet verschiedene Schlaftypen:- Frühe Schläfer
- Spätschläfer
Frühe Schläfer liegen deutlich früh im Bett, Spätschläfer würden am liebsten weit nach Mitternacht ins Bett gegen und bis in den Vormittag schlafen. Dementsprechend sind die frühen Schläfer in den frühen Morgenstunden leistungsfähiger. Schlafforscher regen deshalb seit längerem an, den Schulbeginn nach hinten zu verlegen.
Mythe 3 - Acht Stunden Schlaf
Erwachsene schlafen im Schnitt sieben bis acht Stunden, doch manche kommen auch mit deutlich weniger Schlaf aus. Rein statistisch hat, wer regelmäßig rund sieben Stunden schläft, die höchste Lebenserwartung.
Mythe 4 - Lange schlafen ist gesund
Schlafforscher haben herausgefunden, dass nicht nur zuwenig Schlaf ungesund ist, Übergewicht und Krankheiten begünstigen kann. Auch Menschen, die zu viel schlafen, haben ein höheres Risiko zu erkranken oder früher zu sterben.
Mythe 5 - Schlafunterbrechungen sind ungesund
Es ist normal in der Nacht rund ein bis zwei Dutzend Mal aufzuwachen. Die wachen Momente sind dann jedoch kurz, dauern nicht mal eine Minute und am nächsten Tag erinnert man sich oft nicht mehr daran.
Mythe 6 - Powernapping unter 30 Minuten wirkt nicht
Nein. Bereits 10 Minuten zeigten nachweisliche Wirkung, wie in verschiedenen Studien von verschiedenen Forscherteams nachgewiesen wurde.
Mythe 7 - Alkohol hilft beim Einschlafen
Ein Glas Bier oder Wein am Abend entspannt. Und diese Entspannung soll auch das Einschlafen fördern. Doch das stimmt nicht, denn Alkohol stört die wichtigen REM-Phasen, in denen sich der Körper erholt. Besser als Schlummertrunk geeignet sind ein Glas warme Milch mit Honig oder ein beruhigender Tee.
Mythe 8 - Wer sich auspowert, schläft besser
Schlafforscher raten dazu, regelmäßig Sport zu treiben. Doch spät abends sollte man seinen Kreislauf nicht mehr so stark ankurbeln. Ist der Körper kurz vor dem Schlafengehen, auf Hochtouren, schläft man schlechter ein.
Mythe 9 - Spätes Essen ist schlecht für den Schlaf
Das ist eher eine Gewohnheitssache, so die Meinung von Schlafexperten. Schließlich wird im Mittelmeerraum oft spät abends gegessen. Allenfalls ein übermäßig üppiges Essen am späten Abend kann das Einschlafen erschweren.
Mythe 10 - Schlaf macht schön
Wer gesund und attraktiv aussehen will, braucht ausreichend Schlaf. Schläft jemand zu wenig, spiegelt sich das in seinem Gesicht wieder: Beobachter stufen ihn dann als ungesünder, weniger attraktiv und müder ein.
Mythe 11 - So viel Schlaf wie möglich
Einige Studien beweisen, dass Menschen, die mehr als 8 Stunden pro Nacht schlafen, früher sterben als Jene, die 6 bis 8 Stunden schlafen. Langschläfer können an Problemen, wie etwa Depressionen oder Diabetes leiden, was sie dazu veranlasst mehr Zeit im Bett zu verbringen.
Mythe 12 - Vier Stunden Schlaf sind am besten
Stimmt nicht! Man ist sich nur nicht bewusst wie müde man eigentlich ist. Zu wenig Schlaf ist schlecht für die Gesundheit. Es beeinträchtigt die Leistung, Urteilsfähigkeit und die Konzentration, schwächt das Immunsystem und kann Übergewicht hervorrufen. Auch das Riskio an an Herzporblemen zu erkranken ist erhöht.
Mythe 13 - Schlaf kann man nachholen
Die sogenannte Schlaf-Bulimie, bei der man die Woche hindurch kaum schläft, aber dafür das Wochenende dem Schlafen widmet, führt zur Störung des Schlaf-Rhythmus. Wer bis in den Sonntagnachmittag hinein schläft, verhindert dadurch die abendliche Ruhephase.
Mythe 14 - Audio-Lernen im Schlaf funktioniert
Das Schlafen spielt beim Lernen neuer Themengebiete keine Rolle, denn sie müssen während des Aufnehmens neuer Informationen erst wach sein.
Mythe 15 - Wer schläft, lernt nicht
Das Gehirn hat nie frei: Selbst im Schlaf sind Nervenzellen aktiv, um neue Informationen und Eindrücke zu verarbeiten. Dabei versucht es permanent, die neue Datenflut zu ordnen. Gelerntes wird während des Schlafens verarbeitet und gespeichert.
Mythe 16 - Ältere Menschen brauchen weniger Schlaf
Stimmt nicht: Das Schlafbedürfnis pendelt sich bei den meisten Menschen nach der Pubertät auf etwa sieben bis acht Stunden ein. Die tägliche Schlafdauer bleibt dann bis in das hohe Alter bei den meisten Menschen gleich. Es ändern sich aber Art und Verteilung des Schlafs: Schon zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr wacht der Mensch nachts häufiger auf, der Tiefschlafanteil sinkt, der Schlaf ist leichter als früher. Das nachmittägliche Nickerchen alternder Menschen geht vom Nachtschlaf ab.
Mythe 17 - Mit Milch und Honig schläft man besser
Ob die heiße Milch mit Honig hilft, ist eine weitere Frage. Schlafforscher sind der Meinung, dass Milch mit Honig an sich nicht zu einem besseren Schlaf beträgt. Allerdings kann allein das Ritual, jeden Abend ein Glas zu trinken, beim Einschlafen helfen.
Mythe 18 - Mittagssschlaf und Powernap sind das gleiche
Nein. Power Napping ist das kurze, gezielte, zeitlich auf maximal 30 Minuten begrenzte Schlafen. Nach 30 Minuten geht der Körper in die Tiefschlafphase über. Das ist beim Powernap explizit nicht gewünscht.
Mythe 19 - Power Napping muss man lernen
Normalerweise muss man den Powernap nicht extra lernen oder trainieren. Allerdings verhindern ein hoher Stresspegel, Übermüdung und innere Unruhe, dass man ausreichend zur Ruhe kommt. Hier helfen in der Tat Entspannungstechniken, eventuell sind Dunkelheit und Ungestörtheit bereits ausreichend.
Mythe 20 - Beim Power Napping wacht man von alleine auf
Stimmt nicht – Damit der erholsame Powernap nicht in den tatsächlich oft müder machenden Mittagsschlaf von bis zu eineinhalb Stunden übergeht, empfiehlt es sich, für das Aufwachen zu sorgen.
Mythe 21 - Durch Power Napping braucht man weniger Schlaf
Nein. Power Napping ist nicht als Schlafersatz zu sehen.
Mythe 22 - Vollmond stört Schlaf
Bei Vollmond nicht schlafen zu können ist erwiesenermaßen nur Einbildung, die zu Schlafentzug führt.
Mythe 23 - Im Schlafzimmer muss es kalt sein
Um gesund schlafen zu können, sollte die Raumtemperatur im Schlafzimmer etwa 18 Grad betragen. Auf keinen Fall sollte es so kalt sein, dass Sie frieren.
Mythe 24 - Fernsehen fördert Einschlafen
Viele Menschen sind daran gewöhnt mit laufendem Fernseher einzuschlafen. Der Fernseher stört aber eher den Schlaf, als dass er ihn fördert. Flackerndes Licht und Geräuschkulisse erreichen das Hirn auch während des Schlafs und beeinträchtigt die Schlaftiefe.
Mythe 25 - Schäfchen zählen fördert Schlaf
Experten bezweifeln diese Methode und vermuten, dass sie eher das Gegenteil bewirkt. Entspannende Gedanken sind das beste Mittel. Wer während der Nacht aufwacht und nach fünfzehn bis zwanzig Minuten nicht in der Lage ist, wieder einzuschlafen, soll aufstehen, in einen anderen Raum gehen und eine entspannende Tätigkeit ausüben, wie etwa Buchlesen. Sobald man sich wieder müde fühlt wird empfohlen, wieder ins Bett zu gehen.
Mythe 26 - An Träume muss man sich erinnern
Wir alle träumen. Einige erinnern sich morgens an ihre Träume, andere wiederum nicht. Wir müssen uns nicht an alle Träume erinnern können.
Mythe 27 - Schnarchen ist unproblematisch
Stimmt nicht - Es kann ein Zeichen für obstruktive Atemaussetzer sein.
Mythe 28 - Schlafwandler soll man nicht wecken
Ein Schlafwandler ist meistens nicht ansprechbar. Wenn er eine Antwort von sich gibt, artikuliert er sich schlecht. Man sollte versuchen, den Schlafwandler zurück in sein Bett zu lenken. Dabei muss unbedingt vermieden werden, ihn aufzuwecken. Er würde sich anderenfalls erschrecken und wäre verstört über seine aktuelle Situation.
Mythe 29 - Schlaf ist nur mit Schlafmitteln zu beeinflussen
Sie können Ihren Schlaf selbst ohne äußere Mittel positiv beeinflussen. Durch eine positive Einstellung zum Schlaf und das Einhalten von bestimmten Regeln (z. B. regelmäßigen Schlafzeiten) können Sie guten Schlaf wieder erlernen.
Mythe 30 - Schlafwandler gibt’s nur bei Vollmond
Schlafwandeln wird auch als „Mondsüchtigkeit“ bezeichnet. Schlafwandler neigen dazu, sich an einer Lichtquelle zu orientieren. Das kann der Mond sein oder eine andere Lichtquelle.
Elektrische Impulse gegen SchnarchenDer sogenannte Neurostimulator, der etwas kleiner ist als eine Streichholzschachtel, wird wie ein Herzschrittmacher unterhalb des Schlüsselbeines implantiert. Von dort aus führt ein hauchdünnes Kabel zum Rippenbogen, wo die Bewegungen des Zwerchfelles gemessen und die individuelle Atemfrequenz überwacht wird. Zieht sich das Zwerchfell des Patienten beim Einatmen zusammen, sendet der Schrittmacher über ein zweites Kabel einen schwachen elektrischen Impuls an den sogenannten Hypoglossus-Nerv.
Dieser Nerv sitzt direkt unter der Zunge und ist für die Kontraktion des Zungenmuskels verantwortlich. Wird er stimuliert, erschlafft die Zunge nicht und blockiert die Luftröhre nicht, sondern bleibt im vorderen Rachenraum des Schlafenden. Lebensbedrohlichen Atemstillständen wird so vorgebeugt.
Mehr Bewegungs-Freiraum
Der Somnologe und Schlafforscher Dr. Alexander Blau betont, dass der Neurostimulator ein großer Fortschritt in der Behandlung von Schlafapnoe ist. Im Gegensatz zur bisherigen Therapie mittels einer speziellen Beatmungsmaske werde die nächtliche Bewegungsfreiheit des Betroffenen nicht mehr eingeschränkt. „Der Patient hat ein Stück Lebensqualität zurückgewonnen. Bevor er zu Bett geht, schaltet er das Gerät ganz bequem über eine kleine Fernbedienung ein.“ Dr. Blau ist zuversichtlich, dass die weiteren Implantationen genauso erfolgreich verlaufen werden.