Depressive leiden an einer Störung des Ruhe-Netzwerkes des Gehirns.
Wissenschafter der Universitätsklinik für Psychiatrie der MedUni Wien haben jetzt erstmals den Einfluss des Serotonin-Systems auf dieses sogenannte Default Mode-Netzwerk (DMA) im menschlichen Gehirn untersucht.
Offenbar kommt es bei den Betroffenen zu einem Mangel der hemmenden Wirkung der Serotonin-1A-Rezeptoren. Das führt dazu, so Siegfried Kasper, Leiter der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, dass die Patienten "praktisch nie zur Ruhe kommen können".
An der Universitätsklinik für Psychiatrie beschäftigt man sich seit vielen Jahren mit der Erforschung des Serotonin-Stoffwechsels im Gehirn. Der Botenstoff bzw. die Rezeptoren, an denen er bindet, spielen eine wichtige Rolle bei psychischen Erkrankungen.
Die Gehirnregionen im Default Mode-Netzwerk, das auch Ruhezustandsnetzwerk genannt wird, sind dann aktiv, wenn sich der Mensch in einem Zustand äußerer Ruhe befindet oder seine Gedanken schweifen lässt. Die Aktivität wird durch den Serotonin-1A-Rezeptor moduliert. Bei Menschen mit Depressionen ist diese Regulation beeinträchtigt. Die Betroffenen würden dann wie unter Strom stehen.
"Diese Entdeckung eröffnet neue Möglichkeiten für die Erforschung und Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen wie Depression, Schizophrenie und Angsterkrankungen auf molekularer Ebene", sagte Kasper. Das sei die Basis für die Entwicklung wirksamer Medikamente, die helfen könnten, den Serotonin-1A-Rezeptor in ausreichendem Maß zu beeinflussen.