Naschen ist normal – solange es im Rahmen bleibt. Wird’s zu viel, drohen Vitaminmangel, Konzentrationsschwäche und Karies.
A lles was Spaß macht, ist entweder verboten, unmoralisch oder es macht dick – so auch die von unseren Kindern so heiß geliebten Süßigkeiten. Bereits Neugeborene weisen dahin gehend angeborene Vorlieben auf. Die Geschmäcke sauer und bitter werden abgelehnt, süß kommt hingegen auch bei den Allerkleinsten immer gut an. Aus evolutionärer Sicht ist das sinnvoll, da es keine süßen und zugleich giftigen Nahrungsmittel gibt.
Ohne Zucker könnten wir nicht überleben – er liefert unseren Zellen die nötige Energie. Doch unser Körper ist vor allem auf die Verarbeitung hochwertiger Zuckerformen ausgerichtet – also komplexer Kohlehydrate oder eben auf Zucker, der aus Früchten stammt.
Der Prozess: So wirken Süßigkeiten im Körper
Süßigkeiten hingegen erfüllen keines der notwendigen Kriterien und führen genau deswegen zu einer Art Kurzschluss in unserem System. Denn: Der Körper ist darauf ausgerichtet, Zuckermoleküle erst durch einen langwierigen Prozess aufzuspalten, bei dem es schön nach der Reihe geht. Erst setzt die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin frei, welches die zersetzten Zuckermoleküle zu den Zellen transportiert. Diese wandeln die Moleküle in Energie um und alles, was übrig ist, wird zur Leber transportiert, wo es als Reserve eingelagert wird. Das alles dauert bis zu vier Stunden. Dieser Vorgang funktioniert nur, weil hochwertiger Zucker stets mit Begleitstoffen wie Vitaminen, Ballaststoffen und Mineralien im Körper eintrifft. Diese Begleitstoffe wirken wie Bremsklötzchen und sorgen dafür, dass die Zuckermoleküle nicht alle auf einmal in den Blutstrom schießen, sondern nach und nach abgefertigt werden können.
Der in Süßigkeiten enthaltene einfache Zucker hingegen überflutet die Zellen ungebremst. Über einen Zeitraum von zwei Stunden steigt der Blutzuckerspiegel extrem an, fällt danach jedoch rasant wieder ab, und erreicht absolute Tiefstwerte. Daraufhin entsteht eine Unterzuckerung – und der Körper schaltet auf Alarmstufe Rot: Der Organismus schätzt den Zustand als überlebenswichtigen Notfall ein und produziert Adrenalin. Das kann sich in ADHS (Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom), Gemütsschwankungen oder Konzentrationsschwäche ausdrücken.
Die Optionen: Gesunde Snacks
Gänzlich verbannen kann man die süßen Naschereien nicht. Rund zehn Prozent der täglichen Energiemenge dürfen aus Süßem bestehen. Bei Kleinkindern zwischen vier und sechs Jahren sind das etwa 150 Kalorien pro Tag. Sieben- bis Zehnjährige dürfen 180 Kalorien naschen, Ältere sogar 220. Versuchen Sie, Ihre Kinder mit Obst zu ködern, das bereits in mundgerechten Stücken portioniert ist. Probieren Sie auch Obstsalat mit Naturjoghurt – seien Sie kreativ im Anrichten. Und: Kinder sollten möglichst alle zwei Stunden etwas essen, um einer Unterzuckerung vorzubeugen.
Die gängigsten Decknamen für Zucker sind Saccharose, Lactose, Maltose, Glucose, Dextrose und Fructose. Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit und Xylit sind zwar für Diabetiker, aber nicht für Kinder geeignet. Und egal wie er definiert wird, Zucker greift immer in den Vitaminhaushalt ein, denn er schädigt nützliche Bakterien der Darmflora, die für die Erzeugung von B-Vitaminen nötig sind.