Chrono-Medikamente
Die "Pille" gegen den Herzinfarkt
28.03.2014
Mit Chrono-Medikamenten könnten Krankheiten besser behandelte werden.
Herzinfarkte und Schlaganfälle treten besonders häufig in den Morgenstunden auf. Neue Anwendungsformen von Arzneimitteln mit besonders gutem Timing der Wirkstofffreisetzung könnten zu einer "Pille" zur Verhütung solcher akut lebensbedrohlicher Zwischenfälle führen, sagten Experten am Donnerstag beim DIA-Europa-Jahreskongress der Pharmaindustrie in Wien.
Chrono-Therapeutika
Rund 2.500 Experten - vor allem aus der Pharma-Industrie und von Arzneimittel-Zulassungsbehörden - nahmen an dem Kongress (bis 27. März) des Verbandes zur Information über Arzneimittel (Europa-Region) im Austria Center Vienna teil. Zur Diskussion standen regulatorische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Aspekte der "Pharma-Landschaft".
Bei den möglichen Innovationen ging es am Donnerstag auch um Chrono-Therapeutika, die einerseits die Einnahme von Arzneimitteln für die Patienten erleichtern, andererseits aber auch deren Wirkung verbessern sollen. Letzteres soll durch eine bessere Anpassung an die über den Tag im Menschen unterschiedlich ablaufenden Stoffwechselvorgänge und über die zielgenauere Applikation von Medikamenten am gewünschten Zielort geschehen.
Kenny Simmen, Arzneimittelentwickler beim US-Konzern Johnson & Johnson, betonte dabei den Wert einer Patienten-freundlichen Applikationsform von Medikamenten: "Wir können noch so 'schöne' Wirkstoffmoleküle erfinden, wenn sie die Patienten nicht einnehmen, werden wir in den klinischen Studien und im Alltag damit Schiffbruch erleiden."
Wirksamkeit verbessern
Die Wirksamkeit verbessern könnte man beispielsweise dadurch, dass Arzneimittel in Tabletten-, Kapsel- oder Pillenform so konstruiert werden, dass die enthaltenen Substanzen gerade dann freigesetzt werden, wenn sie den größten Effekt erzielen können oder sollen. Howard Stevens, emeritierter Professor der Universität Glasgow (Großbritannien), meinte dazu: "Wir sehen die höchsten Todesraten durch Herzinfarkte und Schlaganfälle in den ersten drei Stunden nach dem Erwachen."
Das wird zurückgeführt auf den in den Morgenstunden stark ansteigenden Blutdruck (nach einem "Down" ab Mitternacht) und auf die ebenfalls stark ansteigende Herzfrequenz. Doch die meisten Blutdruck- und die Herzfrequenz senkenden Medikamente erreichen schon bald nach der Einnahme hohe Wirkspiegel - und niemand steht in der Nacht auf, um sein Antihypertonikum so einzunehmen, dass die Wirkung am stärksten zwischen 7.00 Uhr und 11.00 Uhr am Vormittag ist.