Frauen mit Kinderwunsch sollten gegen Masern, Mumps und Röteln immun sein.
Jede Frau mit Kinderwunsch sollte vor Eintritt der Schwangerschaft per Impfung oder infolge einer mit Sicherheit durchgemachten Erkrankung (belegt durch einen Antikörpertest aus dem Blut) immun gegen Masern, Mumps, Röteln und Varizellen sein. Dazu kommt als besonders wichtig die Influenza-Impfung. Das forderten am Freitag Experten bei einer Pressekonferenz in Wien.
Masern nicht harmlos
"Masern sind nicht harmlos. Röteln können eine Rötelnembryopathie mit Missbildungen beim Neugeborenen verursachen. Varizellen können zu großen Problemen für Mutter und Kind mit Spontanabort schwerer Herpes Zoster-Infektion vor und nach der Geburt auslösen", sagte die Virologin Heidemarie Holzmann von der MedUni Wien. Deshalb sei auf den Impfschutz und eine eventuelle Bestimmung des Immunstatus per Blutuntersuchung bei Frauen besonders zu achten.
Schutz für Baby
Der Grund dafür: Einerseits kommt es mit dem Eintritt einer Schwangerschaft zu einer natürlichen Immunsuppression bei der Frau, was zu viel schwereren Verlaufsformen im Krankheitsfall führen kann. Andererseits haben später Neugeborene noch ein unreifes Immunsystem und erkranken ebenfalls schwerer. Sie wären bei Vorliegen der entsprechenden Impfungen bei der Mutter rund sechs Monate lang noch durch die mütterlichen Antikörper einigermaßen geschützt, auch via Stillen.
Influenza
Ein Riesenproblem stellt in Österreich neben immer noch auftretenden Masern- und Rötelnerkrankungen - auch bei Schwangeren - die Influenza dar. Ursula Wiedermann vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien: "Die Durchimpfungsraten sind in Österreich katastrophal. Jährlich erkranken zwischen fünf und 15 Prozent der Bevölkerung. Im Durchschnitt kommt es zu 300 Influenza-assoziierten Todesfällen, manchmal sogar zu rund 1.000. Während der Pandemie (A/H1N1-Schweinegrippe 2009/10, Anm.) wurde bei betroffenen Schwangeren eine 4,3-fach höhere Aufnahmerate in Intensivabteilungen registriert. Es kam zu schweren Erkrankungen der Neugeborenen (Intensivabteilung oder Tod, Anm.) bei 83 Prozent der Schwangeren mit schwerer Erkrankung und bei 13 Prozent mit milderem Verlauf."
Sind Schwangere - man kann die Influenza-Vakzine bei ihnen genauso anwenden wie alle anderen Immunisierungen mit Totimpfstoffen - per Vakzine geschützt, bedeutet das eine Prophylaxe für die werdende Mutter und das Kind. Gynäkologe Herbert Kiss von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde der MedUni Wien im AKH: In der Schwangerschaft impft man so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig. Eine Influenzaimpfung ist für Schwangere indiziert. Zu besonders schweren Verläufen kommt es im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel. Wir sehen Schwangere mit schweren Pneumonien, künstlicher Beatmung bis hin zum völligen Lungenversagen, Frühgeburten etc."
Während der Influenza-Pandemie 2009/10 mit in vielen Fällen eher leichtem Verlauf registrierte man in den USA 788 Schwangere mit der Erkrankung. 509 dieser Frauen wurden hospitalisiert. 280 Patientinnen mussten auf Intensivstationen aufgenommen werden, 56 davon starben." In Österreich sollte auf jeden Fall jeder Mensch vor Masern, Mumps und Röteln geschützt sein. Bei den Varizellen (Herpes Zoster, "Feuchtblattern") zahlt sich für Frauen mit Kinderwunsch eventuell eine Blutuntersuchung aus.
In Österreich sind für die kommende Influenza-Saison fast ein Dutzend Impfstoffe vorhanden. Die Schutzrate bei den Totimpfstoffen beträgt rund 60 Prozent. Daher kommt es besonders darauf an, dass möglichst viele Menschen immunisiert werden: Das bringt dem Individuum Schutz mit der genannten Effektivitätsrate, bremst aber auch das Zirkulieren der Krankheitserreger in der Bevölkerung insgesamt.