EHFG präsentiert das Krankenhaus der Zukunft

02.10.2009

Helle Einzelzimmer mit Blick in die Natur, fröhlich gefärbte Wände und schalldämpfende Oberflächen - das könnte uns erwarten, wenn wir in Zukunft ein Krankenhaus aufsuchen müssen. "Durch effizienten Bau und Investition in Design und Infrastruktur kann man langfristig auch Kosten einsparen."

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Das betonte Bernd Rechel vom European Observatory on Health Systems and Policies am 2. Oktober beim European Health Forum Gastein (EHFG). "Die Bevölkerung altert, es gibt weniger akute Krankheiten, die Herausforderungen liegen immer mehr bei komplexen Krankheiten. Und auch die Behandlungsmethoden ändern sich", gab Martin McKee, Professor für European Public Health an der London School für Hygiene und Tropenmedizin, zu bedenken. Auf diese Veränderungen müssen Krankenhäuser in der Zukunft verstärkt eingehen, um langfristig effizienter wirtschaften zu können.

Langfristige Kosteneinsparungen möglich

Würde man Spitäler beispielsweise nur mit Einzelbettzimmern ausstatten, würde dies zwar anfangs zwei bis drei Prozent Mehrkosten verursachen als Krankenhäuser mit Mehrbettzimmern, langfristig gesehen könnte man jedoch Kosten einsparen. Beispielsweise könnte man Infektionen besser kontrollieren, auch käme es durch die Minimierung von Bettenverlegungen zu weniger Stürzen. Liegt nur ein Patient im Zimmer, könnten auch Medikamentenirrtümer weitestgehend vermieden werden.

Das Krankenhaus der Zukunft steht zudem für kürzere Wege und daraus resultierendem optimalem Zeitmanagement. Ambulanten Patienten soll die Möglichkeit gegeben werden, nicht von Facharzt zu Facharzt zu gehen, sondern in einem Behandlungszimmer von den jeweiligen Ärzten aufgesucht zu werden. Ein weiterer Aspekt ist das so genannte "Healing-Design" (Anm. Heilungsförderndes Design). "Unsere Studie ergab hier, dass Patienten nach Operationen durch Blick ins Grüne schneller genesen, als jene mit Blick auf beispielsweise eine Backsteinmauer", bestätigte Rechel.

Karolinska Spital in Stockholm als Vorbild

Vorbildhaft gebaut werde zum Beispiel gerade das Karolinska Spital in Stockholm. Auch andere europäische Länder sowie die USA legen bereits Wert auf nachhaltigen Krankenhausbau. Damit ist nicht nur der Beitrag zum Klimaschutz gemeint, den man beim Bau berücksichtigen muss, also energieeffiziente Planung, die Entsorgung von Krankenhausabfällen und beispielsweise der Verzicht auf die Verwendung von Quecksilber. Künftig sei auch Augenmerk daraufzulegen, was mit dem Krankenhaus nach Überschreitung des Ablaufdatums geschieht.

Ein Krankenhaus hat momentan eine funktionelle Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren. Deswegen sollte es so konstruiert sein, dass man es später problemlos in ein Hotel oder Bürogebäude umbauen könnte. Dafür würden sich vier- oder fünfstöckige Häuser besser eignen als Wolkenkratzer. "Krankenhäuser, die inmitten der Stadt stehen, sind auch später noch wertvolle Immobilien", so Stephen Wright, Wirtschaftswissenschafter aus Großbritannien. Die Studie der Experten wurde in acht europäischen Ländern durchgeführt. Paradebeispiele für das Krankenhaus der Zukunft gibt es bereits in den USA und den nordeuropäischen Staaten.

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