Atemwegsinfekte: Antibiotika gegen akute Bronchitis "ein Kunstfehler".
Infektionen der oberen Atemwege haben jetzt Hochsaison. Experten raten, solche in erster Linie durch Viren ausgelöste Erkrankungen mit natürlichen Mitteln zu behandeln. Auf Antibiotika sprechen Patienten, die an Schnupfen und Husten bis hin zu Bronchitis laborieren, nämlich gar nicht an. Durch falsche Anwendung werden aber Resistenzen gegen die oft lebensrettenden Antibiotika weltweit mehr - auch in Österreich ist das in einigen Bereichen der Fall - und machen sie zunehmend unwirksam. Darauf wiesen Experten im Vorfeld des Europäischen Antibiotikatages (18. November) hin.
Atemwegsinfektionen meist viral
"Eine akute Bronchitis mit Antibiotika zu behandeln ist ein Kunstfehler und sollte bestraft werden", sagte Christoph Wenisch, Vorstand an der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin am Wiener SMZ Süd bei einer Pressekonferenz in Wien. "Die meisten Atemwegsinfektionen - bis zu 90 Prozent - sind von Viren (meist Rhinoviren, Anm.) verursacht", betonte Christian Plaue, Leiter des Referats für Komplementärmedizin der Wiener Ärztekammer. "Antibiotika haben dagegen keinen Effekt." Auch bei akuter Bronchitis habe ihr Einsatz keine wesentliche Verbesserung gebracht: Die Patienten waren durchschnittlich nur einen halben Tag von insgesamt drei Wochen weniger lang krank.
Schaden in Rachen und Darm
Hingegen: "Der Schaden in Rachen und Darm bleibt auch bei kurzzeitiger antibiotischer Therapie bis zu vier Jahre bestehen", sagte Wenisch. Und das macht den Patienten wieder anfälliger für neue Infektionen. Bei Kindern führe die häufige Gabe "zu einem erhöhten Asthma- und Allergierisiko. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit, an Neurodermitis zu erkranken", sagte die auf Heilpflanzenkunde spezialisierte Ärztin Petra Zizenbacher.
Immer mehr Atemwegsinfekte
Ursachen für die Zunahme von Atemwegserkrankungen seien die belastete Luft in den Städten, überhitzte Innenräume, wenig Bewegung an der frischen Luft, einseitige Ernährung und fehlende Abhärtung, erklärte Zizenbacher. Die Gegenstrategien: gesünder essen und ausreichend trinken, das Immunsystem durch Abhärtung stärken und viel Bewegung im Freien. "Erwachsene und Kinder gehören hinaus - bei jedem Wetter."
Hausmittel helfen
Im Krankheitsfall könne auf Hausmittel zurückgegriffen werden: Bei Husten helfen Thymian, Spitzwegerich oder Efeu, gegen Halsschmerzen Gurgeln mit Salzwasser. Durch Inhalieren mit Kamillen- oder Salbeisud lasse sich die Nase freibekommen, sagte Zizenbacher. Sie rät vor allem zu "Bettruhe und Entschleunigung des Lebens".
"Pflanzliche Arzneimittel sind für die Behandlung von Atemwegserkrankungen besonders geeignet", meinte Wolfang Kubelka, Vizepräsident der Österreichischen Gesellschaft für Phytotherapie. "Die Inhaltsstoffe wirken nicht wie eine Einzelsubstanz wie z.B. Aspirin, sondern in ihrer Mischung wie ein Arzneistoff-Cocktail." Neu in den Apotheken ist ein Extrakt aus den Wurzeln der Kapland-Pelargonie (Markenname Kaloba), die Wirksamkeit sei in Studien mit 10.000 Erwachsenen und 4.000 Kindern belegt worden.
Selbstbehandlung
Wenn er "verkühlt" oder erkältet ist, behandelt sich der "durchschnittliche" Österreicher in erster Linie selbst - mit Hausmitteln wie Kräutertees und Wadenwickeln. 38,2 Prozent fragen ihren Apotheker um Rat und kaufen ein nicht verschreibungspflichtiges Medikament, 35,1 Prozent gehen zum Hausarzt.