Wie wirkt Sport auf die Gesundheit?
Dr. Kurt A. Moosburger: Sofern die Bewegung richtig dosiert ist, mit Maß und Ziel ausgeführt und nicht zwanghaft übertrieben wird, gibt es positive Auswirkungen auf den Bewegungsapparat, das Herz-Kreislauf-System oder das Krebsrisikos. Bei vielen Krebsarten hat man durch Übergewicht ein höheres Risiko. Bekämpft man das Übergewicht, kann man auch das Risiko für Krebs reduzieren. Die Menschen werden immer älter, aber es geht darum, wie man alt wird. Das Problem ist, dass die Kinder heute viel zu wenig aktiv sind und schon motorische Defizite haben, die sich im Alter fortsetzen.
Man hört immer, Sport macht schlau.
Dr. Moosburger: Man kann auch kognitiv davon profitieren, und wir empfehlen Bewegung auch als Alzheimer oder Demenz- Prophylaxe. Es gibt auch Ansätze in Schulklassen, wo Fahrradergometer aufgestellt werden und die Kinder eine ganze Unterrichtsstunde auf dem Ergometer unter ganz geringer Belastung dahin strampeln. Da konnten positive Ergebnisse erzielt werden. Ob das daran liegt, dass die Kinder konzentrierter waren oder das Gehirn von einer besseren Durchblutung profitiert – was immer der Grund ist, wahrscheinlich spielen verschiedene Faktoren zusammen.
Worauf muss ich achten, wenn ich abspecken möchte?
Dr. Moosburger: Will man „abspecken“, kombiniert man am besten Ausdauer- und Krafttraining. Wobei Krafttraining effizienter ist, als Ausdauertraining. Beim Krafttraining erhöhe ich die Kraft der Muskulatur und das Fett wird noch viele Stunden nachverbrannt. Das Körperfett wird nicht beim Training, sondern in Ruhe, rund um die Uhr verbrannt. Ein Sprinter hat kein Gramm Fett zu viel und macht keine Sekunde Ausdauertraining. Es ist ein häufiger Irrtum, das man nur durch Ausdauertraining Körperfett reduziert.
Es hält sich hartnäckig das Gerücht um den sogenannten Fettverbrennungspuls.
Dr. Moosburger: Dieser Mythos um den Fettverbrennungspuls ist leider weit verbreitet. Wenn man Training unterdosiert, bringt es nichts. Es gibt viele Menschen, die sich chronisch unterfordern. Man sieht das in Fitnessstudios, wo vor allem Damen oft von den Trainern zu wenig gefordert werden und sich dann wundern, dass „nichts weiter geht“. Wenn ich abspecken will, brauche ich eine negative Energiebilanz, das heißt, ich muss über einen längeren Zeitraum mehr Energie umsetzen, als ich über die Nahrung zuführe. Dann holt sich der Körper die fehlende Energie aus den Fettreserven. Die Fettverbrennung während des Trainings ist für das Abspecken irrelevant. Wer sagt ich soll im Fettverbrennungsbereich trainieren, um abzuspecken, ist im Irrtum.
Was ist mit dem nächsten Gerücht, Fettverbrennung setzt nach 20 Minuten ein?
Dr. Moosburger: Fettverbrennung setzt sofort ein und nicht erst nach 20 Minuten. Wie viel Energie der Muskel umsetzt oder verbrennt, ist abhängig von der Belastungsintensität. In Ruhe verbrennt der Muskel nur Fett. Wenn ich mich belaste kommt Glukoseverbrennung hinzu. Bei Ausdauerbelastung verbrennt der Muskel immer Zucker und Fett gleichzeitig, nur die Anteile verschieben sich je nach Belastungsintensität. Durch höheren Energieumsatz verbrenne ich natürlich auch mehr Fett. Beim sogenannten Fettstoffwechseltraining werden Fettsäuren zur Energiegewinnung herangezogen und die Zuckerspeicher im Muskel geschont. Dies dient der Langzeitausdauerleistungsfähigkeit und hat nichts, wie fälschlicherweise angenommen, mit einer Reduktion des Körperfettanteils zu tun.
Wie viel Training ist am besten?
Dr. Moosburger: Medizinisch empfehlenswert sind mindestens 120 bis 150 Minuten pro Woche. Effizient trainieren aber nicht übertreiben. Am besten Krafttraining (intensives Ganzkörpertraining) zweimal die Woche mit verschiedenen komplexen Übungen, dazu Ausdauertraining, das ich intervallmäßig gestalten würde. Wichtig ist, das Training Woche für Woche aufbauen und zwischendurch eine Woche mit geringer Belastung einplanen, um die Leistungsfähigkeit zu stabilisieren.