Pass Col du Bonhomme

Wanderlust: Drei Tage am Mont Blanc

27.10.2023

Zugegeben, es war nur am Fuße des Sehnsuchtsberges. Für gesund&fit-Chefredakteurin Nina Fischer war es trotzdem ein großes Abenteuer. Sie verließ den Berg schweren Herzens, mit schwerem Gepäck und der Erkenntnis, dass dort oben alles fest in Frauenhand ist.

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© Manon Guenot
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Jedem guten Rate zum Trotz: Es wurde eingepackt, was der 35-Liter-Rucksack fassen konnte. Prall gefüllt und voller Erwartung geht es in der französischen Gemeinde Les Contamines-Montjoie – nahe Genf – los. Bei der schmucken Kirche la Notre Dame de la Gorge stoßen die bergerfahrenen Tour-Guides unter der Leitung von Chefin Caroline zu unserer zwanzigköpfigen, bunt gemischten Journalisten- und Abenteurergruppe. Es werden noch Stirnlampen und Müsliriegel verteilt und Flaschen mit Quellwasser befüllt. Nach den ersten flachen Metern wird es rasch sehr steil. Eigentlich haben die neuen Schuhe Sorgen bereitet, jetzt ist es das Gewicht am Rücken. Lektion eins: Auf die erfahrenen Kameraden hören.

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Rauf auf 1.935 Meter

Die erste Etappe führt 700 Meter bergauf. Ziel: eine Schutzhütte. Die Abendsonne taucht den schneebedeckten Mont Blanc – den höchsten Berg der Alpen – zuerst in Gold, dann in dramatisches Rot. Mit den letzten Sonnenstrahlen biegt der Weg Richtung Hütte ein. Kollektives Aufatmen, Laute der Verzückung. Da liegt sie, ganz neu gebaut, schlicht und schön: Le Refuge des Prés. Eine Gruppe junger Frauen empfängt uns mit Bier und Wein. Sie betreiben die Hütte. Es duftet nach Veggie-Curry und Kuchen. Glücksgefühle machen sich breit. Wir nehmen im schönsten Kino der Welt Platz – direkt vorm Mont Blanc, noch immer in Abendlicht getaucht. Der Rucksack bleibt im Keller in der Garderobe. In die winzigen Viererzimmer mit Stockbetten darf nur das Nötigste. Aus dem Duschkopf fließt Warmwasser. Es wird gegessen und geredet – frei von Ablenkung. Le Refuge des Prés ist empfangsfreie Zone. Um 22 Uhr kehrt absolute Ruhe ein.

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Tag 2

4.805,59 Meter hoch ist der Mont Blanc. Wer ihn erklimmen will, sollte acht Tage planen. Wir befinden uns am Beginn der Route, werden noch 600 Meter höher wandern, dann in unser Basecamp für eine weitere Nacht zurückkehren. Der Rucksack ist geleert. Mit genügend Wasser und mehreren Schichten Gewand geht es am Morgen Richtung Col du Bonhomme – begleitet von der Umweltpolizei. Der steinige Weg wird von Kordeln gesäumt. „Ein Großteil des heutigen Naturschutzgebiets“, erzählen die Ranger, „war niedergetrampelt.“ 60.000 Menschen wandern Jahr für Jahr auf den Pass hoch. Sie alle werden nun über den schmalen Pfad geleitet. Der Rest des Hangs wird in liebevoller Handarbeit renaturiert. Die zarten Gräser und Pflänzchen, wird erzählt, sind von enormer Bedeutung für das Ökosystem und sie sind das Futter der putzigen Murmeltiere. Ihre aufgeregten Pfiffe begleiten uns am Weg bergab. Ein Schäfer befindet sich auf der Route. Stress pur für die pelzigen Bergbewohner. Die Ranger kontrollieren die Leinenpflicht. Lektion zwei: Wir sind hier nur Besucher.

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Quiche, Salat, eine Yoga-Einheit mit Blick auf die imposante Gebirgskette. Danach wartet das eigentliche Abenteuer: eine Nachtwanderung. Die neue Stirnlampe wird ausgepackt und getestet – leuchtet. Manche laden sie sicherheitshalber auf. Ich gehöre nicht dazu. Stets getreu dem Wiener Leitsatz: „Wird sich schon ausgehen.“ In der Dämmerung geht es auf ein Geröllfeld. Die Sonne verabschiedet sich abermals auf imposante Weise. Die Berge spiegeln sich im Wasser. Die Stirnlampe leuchtet den Weg. Mir ganze zehn Minuten. Licht aus. Ich verliere in wenigen Minuten die Gruppe vor mir, schaffe es mit Mühe, wieder aufzuholen. Stolpere querfeldein einer Kameradin mit (geladener) Lampe hinterher. Heilfroh, unverletzt zur Hütte zurückgekommen zu sein. Lektion drei: checke und warte das Equipment!

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Tag 3

Der Abschied fällt schwer. Der Rucksack wiegt bergab noch schwerer. Gut, dass die Wanderstöcke mit dabei sind. Nach drei Stunden Bergabgehen beginnen die Smartphones in den Rücksäcken plötzlich zu vibrieren. Wir haben den Alltag eingeholt. Noch mal tief durchatmen, die letzten Meter genießen, alle Eindrücke festhalten. Das war großes Kino.

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