Virus-Welle

Ärzte schlagen Alarm: ''Kinder sind krank wie nie''

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Drei Atemwegs-Erkrankungen schaden Tausenden Kindern. Viele Medikamente sind aus.

Wien. Derzeit sorgen drei Virus-Wellen für volle Kinderspitäler. Corona schlägt zu, aber vor allem RSV (Humanes Respiratorisches Synzytial-Virus) und die Grippe (Influenza) treffen viele Kinder. Die Allerkleinsten, bisher durch strenge Corona-Maßnahmen bald drei Jahre lang kaum in Kontakt mit RSV und Grippe, leiden aktuell besonders.

„Kriegszustand“. Dr. Daniela Zaknun, Kinderärztin im 22. Bezirk in Wien, schlägt in ÖSTERREICH Alarm: „Die Kinder sind krank wie nie. So viele auf einmal. Es ist ein Kriegszustand.“ Sie sagt, dass vor allem 2- bis 3-jährige Kinder sich die Viren einfangen und dann die ganz kleinen Geschwister zuhause anstecken. Die trifft es am schlimmsten, weil ihre Atemwege winzig sind.

Apotheken haben viele Medikamente nicht mehr

Ausverkauft. Ein Riesen-Problem für viele Eltern: In Wiens Apotheken gibt es kaum mehr Atemhilfen (Sprays, Atemtrainer etc.), die ihren erkrankten Kindern helfen könnten. Im Interview (siehe rechts) sagt Dr. Zaknun, dass sie dafür bis nach Niederösterreich fahren muss.

Kaum mehr Antibiotika. Von sechs gängigen Antibiotika sind nur noch drei vorhanden, warnt Zaknun. Antibiotika braucht es bei Mittelohrentzündungen, Angina, Scharlach …

Laut Apothekerkammer-Sprecher Wolfgang Müller ist an den Lieferproblemen bei Medikamenten nur teils die Grippe- und Erkältungswelle schuld. Grundproblem ist die Produktion in Asien. Apotheker suchen pro Tag bis zu zwei Stunden nach Ersatz für ausverkaufte Medikamente.

„Helfen jedem“. Primar Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, zu ÖSTERREICH: „Wir helfen jedem Kind.“ Aber auch er bittet aufzupassen. Die Spitäler sind randvoll.

Primar Kerbl zu 700 Kindern im Spital:

"Kinderbetten stehen auf dem Gang"

ÖSTERREICH: Wie trifft die Viruswelle die Kinder?

Primar Reinhold Kerbl: Die Kinderspitäler sind ­alle voll. Es wird improvisiert. Natürlich erhält jeder Hilfe. Kinderbetten stehen teils auf dem Gang und im Schwesternzimmer.

ÖSTERREICH: Wie viele Kinder sind in den Spitälern?

Kerbl: Derzeit sind rund 700 Kinder mit Atembeschwerden im Spital, vor allem wegen RSV und Influenza, wenige wegen Corona. Rund 150 werden hilfsbeatmet.

ÖSTERREICH: Wer ist vor allem betroffen?

Kerbl: Ganz kleine Kinder, wenige Monate alt, denn sie haben die winzigsten Atemwege.

ÖSTERREICH: Was raten Sie den Eltern?

Kerbl: Säuglinge und Kleinkinder sollten derzeit nicht in Supermarkt oder U-Bahn, wenn es nicht nötig ist. Denn man steckt sich schnell mit Influenza an. Die Influenza-Impfung wirkt. Innerhalb von 10 Tagen bietet sie 40–70 % Schutz.

Dr. Zaknun: "Finde kein Atemhilfe-Medikament mehr in Wien"

ÖSTERREICH: Dr. Zaknun, Sie sind Kinderärztin, wie ist die Lage?

Dr. Daniela Zaknun: Es ist Land unter. Ich finde in Wiens Apotheken keine Atemhilfe-Medikamente mehr. Mittlerweile fehlen auch drei von sechs gängigen Antibiotika. Ich habe schwer kranke Kinder, es ist alles schrecklich.

ÖSTERREICH: Was tun Sie jetzt?

Zaknun: Heute habe ich wieder 170 kranke Kinder vor der Praxis. Am Wochenende habe ich in Niederösterreich nach Sprays und Atemhilfen gesucht. Einige Apotheken hatten sie dort. Ich schenke es den verzweifelten Eltern für die Kinder.

ÖSTERREICH: Welche Kinder trifft es am meisten?

Zaknun: Viele 2- bis 3-Jährige bekommen erstmals das RS-Virus, nach 2 Jahren Maske. Sie stecken dann ihre kleinen Geschwister daheim an. 0 bis 3 Monate alte Kinder trifft es am schwersten.

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