Überraschendes Studienergebnis:
Alkohol hilft dem Gedächtnis auf die Sprünge
15.03.2017
Forscher zeigten, dass sich Alkohol auch anders auf unser Erinnerungsvermögen auswirken kann, als bisher geglaubt.
Jeder, der bereits ein paar Gläser Wein getrunken hat, weiß, dass Alkohol nicht unbedingt die Konzentrationsfähigkeit fördert. Bei Alkoholkonsum wird der Gleichgewichtssinn gestört, die Artikulation wird eine regelrechte Herausforderung und ab einer gewissen Menge drohen auch Gedächtnislücken. Umso überraschender sind daher die Ergebnisse einer Studie, die einen vermeintlich positiven Effekt von Alkohol auf die Erinnerungsfunktion aufwiesen.
Der Einfluss von Alkohol auf Augenzeugen
Eine Studie, die im Journal Psychopharmacology veröffentlicht wurde, untersuchte den Zusammenhang zwischen Alkohol und Kriminalität. Da viele der Täter unter Alkoholeinfluss stehen, wurde angenommen, dass auch Zeugen dies tun. Daher stellte sich die Frage, inwiefern sich der Konsum von Alkohol auf die Verlässlichkeit einer Zeugenaussage auswirken kann. Um dieser Fragestellung auf die Spur zu gehen, wurde 83 Personen ein Video über einen Raub gezeigt. Die Studienteilnehmer wurden daraufhin in drei Gruppen aufgeteilt:
Die Teilnehmer der ersten Gruppe bekamen alkoholische Getränke zu trinken. Die zweite Gruppe trank ebenfalls alkoholhaltiges Bier, aber glaubte alkoholfreies Bier zu trinken. Die dritte Gruppe konsumierte bewusst alkoholfreie Getränke.
Anschließend wurden alle Studienteilnehmer mit Falschinformationen über das Video konfrontiert. So hieß es etwa, das Opfer hätte eine grüne und keine blaue Jacke getragen.
Am nächsten Tag mussten die Probanden wiederkommen und in nüchternem Zustand Fragen zu dem gezeigten Video beantworten. Anders als angenommen, hatte der Alkoholkonsum keinen negativen Effekt auf die Zeugenaussagen. Im Gegenteil, es konnte sogar festgestellt werden, dass die Personen, die keine alkoholhaltigen Getränke zu sich genommen hatten, eher die Falschinformationen in Erinnerung behalten hatten.
Die Forscher nehmen an, dass Alkohol die Aufnahme von neuen Informationen blockiert und somit auch die verbreiteten Fehlinformationen nicht in Erinnerung behalten wurden. Dies bedeutet natürlich nicht, dass Alkoholkonsum empfehlenswert ist. Die Studienergebnisse zeigen vielmehr, dass vor allem der Zeitpunkt des Trinkens von alkoholischen Getränken einen starken Einfluss auf das Erinnerungsvermögen und somit den Wahrheitsgehalt der Zeugenaussagen haben kann.