Resilienz
Anti-Stress-Methode
27.11.2015Psychische Widerstandsfähigkeit hilft uns, gestärkt durchs Leben zu gehen und Krisen besser zu bewältigen. Eine Anti-Stress-Expertin verrät, wie wir Resilienz erlernen.
Fragen Sie sich auch manchmal: Warum muss das mir passieren? Immer dieser Stress. Immer diese Arbeit, immer dieselben Geschichten. Beziehungen ohne Happy End? Frau Dr. Mirriam Prieß, Buchautorin, Coach und Beraterin erklärt in ihrem neuen Buch „Resilienz – Das Geheimnis innerer Stärke“ (erschienen im Südwest-Verlag), wie das Leben stressfrei, gesund und zufrieden gestaltet werden kann. Nämlich mit der Fähigkeit resilient zu sein und zu werden.
Resilienz in das Leben integrieren
„Resilienz heißt psychische Widerstandskraft. Psychisch stark zu sein heißt nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen, in den Widerstand zu gehen. Im Gegenteil. Wer es lernt, dem Leben offen, authentisch und echt, ehrlich, respektvoll sowie wertschätzend gegenüberzutreten, gewinnt“, so Prieß.
„Resilienz heißt psychische Widerstandskraft. Psychisch stark zu sein heißt nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen, in den Widerstand zu gehen. Im Gegenteil. Wer es lernt, dem Leben offen, authentisch und echt, ehrlich, respektvoll sowie wertschätzend gegenüberzutreten, gewinnt“, so Prieß.
Das Leben annehmen, so wie es ist
Viele von uns haben besonders in Krisenzeiten das Problem, das Leben so anzunehmen, wie es ist. Wir wollen manche Lebenssituationen nicht wahrhaben. Doch genau das sollten wir lernen. Blicken Sie der Wahrheit ins Auge und verschließen Sie sich nicht vor dem, was ist. Das ist die einzige Chance, um stark zu sein und wirklich gut leben zu können.
Resilienz ist ein Prozess
Unzählige Workshops und Seminare laden dazu ein, Werkzeuge zu erlernen, um Stress abzubauen: „Burnout – so bleiben Sie leistungsfähig“, „Finden Sie Ihr Glück“ oder andere plakative Titel locken am Wochenende in Seminarräume. Doch es scheitert oft an der Umsetzung, am Integrieren des Erlernten. Dazu die Expertin: „Resilienz oder psychische Widerstandskraft erlernt man nicht in einem Seminar. Dafür gibt es kein Patentrezept, auch wenn wir uns das alle wünschen. Resilienz ist eine innere Haltung, die es gilt zu entwickeln. Das ist ein Prozess. Wir müssen Resilienz in unser Leben integrieren und das geht nur, wenn wir uns täglich damit auseinandersetzen. Die Grundvoraussetzungen sind: Offenheit, Interesse, Empathie, Augenhöhe, Respekt und Wertschätzung. Wir sollten ständig überprüfen, ob wir sie erfüllen.“
Auf Augenhöhe im Dialog begegnen
Conclusio: Resilienz heißt also nicht mit dem Leben auf Konfrontationskurs zu gehen, sondern den Dingen auf Augenhöhe zu begegnen.
Es heißt: Mit Ihrem beruflichen und privatem Umfeld in den Dialog zu treten. Sich selbst zu hinterfragen und das Leben anzunehmen, wie es ist.
Was genau ist eigentlich Resilienz?
Dr. Mirriam Prieß: Resilienz bedeutet psychische Widerstandskraft. Viele verstehen dies jedoch so, dass sie dann stark sind, wenn sie in den Widerstand gehen, kämpfen und versuchen, Dinge an sich abprallen zu lassen. Dies ist jedoch falsch. Resilient und psychisch stark zu sein bedeutet, wenn ich dazu in der Lage bin, allem, was ist, auf Augenhöhe zu begegnen. Die Dinge aufzunehmen und wieder abzugeben. Anzunehmen, wie sie sind. Das gilt es im Sinne des Dialoges zu üben, um dialogfähig zu werden.
Was bedeutet es, dialogfähig zu sein?
Dr. Priess: Hier braucht es sechs Grundvoraussetzungen: Offenheit, Interesse, Empathie, Augenhöhe, Respekt und Wertschätzung. Fehlt eine dieser Qualitäten, dann werden Sie den Dialog nicht wirklich beginnen können oder aber Sie sind früher oder später zum Scheitern verurteilt. Jeder sollte sich immer wieder überprüfen, ob er diese Voraussetzungen erfüllt und diese auch bewusst praktizieren kann.
Wie kann man psychische Widerstandskraft erlernen?
Dr. Priess: Psychische Widerstandskraft entsteht durch die Fähigkeit zum Dialog. Das heißt, seinem Umfeld, aber auch Lebenssituationen im Dialog zu begegnen – und vor allem auch sich selbst. Der innere Dialog ist die Voraussetzung für den äußeren. Das wiederum heißt, mit sich selbst im Gleichgewicht zu sein, keine Rolle zu spielen, sondern authentisch zu sein. Zu wissen, wer man ist, und das auch zu leben.
Sie sprechen von „im Dialog zu sein“. Was genau bedeutet das?
Dr. Priess: Viele glauben, im Dialog zu sein bedeutet, nur mit den anderen zu sprechen. Doch das ist nicht korrekt. Im Dialog zu sein bedeutet viel mehr Begegnung auf Augenhöhe. Aufzunehmen und wieder abzugeben. Dialog ist die Begegnung zwischen Ich und Du und die Bereitschaft zu einem „Wir“. Hier mit der ganzen Aufmerksamkeit zuhören zu können, offen zu sein für seine Meinung – auch wenn sie einem nicht immer gefällt. Fähig zum Austausch zu sein – im Ja UND im Nein , das ist Stärke.
Sie sprechen davon, dass Resilienz ein Prozess ist und nicht in einem Workshop zu erlernen ist – was braucht es daher?
Dr. Priess: Bewusst durchs Leben gehen. Zu schauen, bin ich offen? Bin ich interessiert? Nehme ich die Menschen so wie sie sind, kann ich alles annehmen, so wie es ist, oder bin ich im Widerstand mit meinem Leben?
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Buchtipp:
„Resilienz“ von Dr. med. Mirriam Prieß, erschienen im Südwest-Verlag, erhältlich um 20,60 Euro.