Volksleiden Nr.1

Beste Hilfe für Ihren Nacken

13.01.2017

Wir klären über die Ursachen auf und verraten, was im Akutfall hilft. Plus: Ihr Übungsplan für jeden Tag!

Zur Vollversion des Artikels
© TZOe Fuertbauer
Zur Vollversion des Artikels

Die Nackenregion ist die Schwachstelle unserer Wirbelsäule. Sie muss nämlich unserem Kopf ein Maximum an Beweglichkeit ermöglichen und ihn dabei gleichzeitig so gut wie möglich stabilisieren. Dieser Spagat bedingt einen hochkomplexen Aufbau von sieben besonderen Wirbeln, einem vielschichtigen Muskelverband (aus autochthoner, tiefer und oberflächlicher Muskulatur) und dem Bindegewebe (Sehnen, kollagene Strukturen, Bänder). Und das auf engstem Raum – ein sehr sensibles System.  

Hauptursache Verspannungen

Vor allem und in erster Linie neigen die Muskelstränge und Bänder zur Störanfälligkeit. In 80 bis 90 Prozent aller Fälle sind Verspannungen und Verhärtungen – sogenannte Triggerpunkte – Auslöser für Nackenbeschwerden. Muskelstränge stehen – meist durch zu langes und falsches Sitzen am Arbeitsplatz – unter ständiger Anspannung. Hinzu kommt, dass die etwa 50 autochthonen (ganz kleinen), tiefen Muskeln zusätzlich unter Beeinflussung des autonomen Nervensystems liegen und sich somit auch psychische Anspannung negativ auf den Spannungszustand der Nacken-Muskulatur  auswirkt. Aus diesen Gründen sind vor allem Menschen, die lange und sitzende Bürotätigkeiten ausüben und hohem Stress ausgesetzt sind – statistisch gesehen vor allem Menschen zwischen 25 und 35 Jahren sowie 50 und 60 Jahren – am häufigsten betroffen. Genetische Prädispositionen, wie ein langer Hals oder eine Hypermobilität (liegt bei den meisten Menschen vor), sowie ein schlechter Trainingszustand können die Anfälligkeit noch verstärken.



Die gute Nachricht: Diese als unspezifisch bezeichneten Schmerzen sind funktionell – durch den Lebensstil (Bewegungsmangel, Stress) ausgelöst. Die Beschwerden sind meist harmlos (es bedarf keiner spezifischen Therapie) und können rasch selbst gelindert werden. Wichtig ist jedoch, dass sie sofort in ihrer Entstehung bekämpft werden. Erstens: Damit sich der Schmerz nicht fest setzt (chronifiziert). Zweitens: Damit sich keine Schonhaltungen etablieren, die über einen längeren Zeitraum zu morphologischen Veränderungen (Gelenkabnutzungen, Bandscheibenvorfälle) und damit zu gefürchteten spezifischen Rückenschmerzen führen könnten.

Prim. Dr. Sascha Sajer, Wiener Facharzt für Physikalische Medizin und Rehabilitation zeigt in gesund&fit, welche Sofortmaßnahmen Sie bei Nackenschmerzen treffen können und mit welchen Übungen Sie dem Volksleiden Nummer 1 gezielt vorbeugen und nachhaltig schmerzfrei bleiben.

Was wirklich hilft

So komplex wie der Aufbau und die Aufgaben des Nackens sind auch die Ursachen der Verspannungen. Neben körperlichen Belastungen (sitzende Tätigkeit, Fehlhaltung) spielt nämlich die Psyche eine ganz große Rolle. „Scheint draußen die Sonne, haben wir etwas Positives erlebt oder geplant, können wir sehr viel mehr physische Belastungen z. B. in Form von Sitzarbeit verkraften. Stehen wir jedoch unter Stress, sind wir psychisch belastet, dann ist der Puffer zwischen Schmerzempfinden und Nichtschmerzempfinden viel schneller aufgebraucht – die Schmerzwahrnehmung steigt und damit wird subjektiv empfundene Verspannung stärker.“  
Daher gilt vor allem die Meditation als hilfreiche Sofortmaßnahme. Sie wirkt direkt auf das vegetative Nervensystem – sie beruhigt, senkt den Muskeltonus und die Schmerzwahrnehmung. Körperliche Linderungen versprechen Triggerpunktmassagen und Kompressen. Zudem ist es wichtig, eine ergonomische Arbeitssituation zu schaffen und regelmäßige Bewegungseinheiten in den Alltag einzubauen – mindestens alle 50 Minuten vom Schreibtisch aufzustehen.
Dies ist nicht nur eine therapeutische Maßnahme, sondern auch eine ­präventive. Wie das Übungsprogramm auf den kommenden Seiten. Es kräftig, entspannt und mobilisiert. Und rüstet so unseren zarten Nacken für seine täglichen schweren Aufgaben.

Zur Vollversion des Artikels