Covid-19
Corona: Wie hoch ist mein Risiko?
30.03.2020
In den meisten Fällen nimmt eine Infektion mit SARS-CoV-2 einen milden Verlauf. 14 % erkranken jedoch schwer, 6 % kritisch. Wer warum gefährdet ist und wie Risikogruppen geschützt werden.
Die neuartigen Coronaviren – in der Fachsprache als SARS-CoV-2 bezeichnet – werden hauptsächlich über eine Tröpfcheninfektion übertragen. Gelangen feinste Speichel- oder Schleimtröpfchen beim Sprechen, Husten und Niesen an unsere Schleimhäute und können sich auf den Schleimzellen festsetzen, kommt es zu einer Ansteckung mit dem RNA-Virus – die Lungenkrankheit Covid-19 wird ausgelöst.
Wie sich der Virus ausbreitet
Der primärer Lebenszweck eines RNA-Virus (RNA steht für Ribonukleinsäure; siehe auch Story Seite 18) ist seine Fortpflanzung. Dafür benötigt er die lebendige Zelle. Dabei nutzt der Virus die Zellmaschinerie der befallenen Zelle aus und zwingt sie förmlich, neue Viruspartikel herzustellen. SARS-CoV-2 vermehrt sich im Rachen des Infizierten in Millionenhöhe und verbreitet sich von dort aus in die Lunge und in die Nase. Die Abkürzung „SARS“ steht für „Schweres Akutes Atemwegssyndrom“. Bei einem milden Verlauf kommt es häufig zu gar keinen Symptomen beziehungsweise treten leichte Symptome ähnlich jenen eines grippalen Infekts, der banalen Erkältung, auf. Dazu zählen Husten, Fieber (meistens definiert als über 37,3 Grad), Kurzatmigkeit, Muskel-, Gelenk- sowie Halsschmerzen und Abgeschlagenheit. Eine Vielzahl an Erkrankten ist auch von Schwindel, Übelkeit und Durchfall betroffen (Anm.: Bereits bei ersten Symptomen gilt es, die Hotline 14 50 zu kontaktieren).
Wann Gefahr droht
In schweren Fällen jedoch wird der Körper derart massiv angegriffen, dass es zu schwerem Husten und einer Lungenentzündung mit Atemproblemen/Atemnot und hohem Fieber kommt. In diesem Fall müssen die Patienten stationär im Krankenhaus aufgenommen werden. Etwa sechs Prozent aller Patienten werden auf der Intensivstation behandelt, wo sie künstlich beatmet werden können.
Die Therapie – das gilt für alle Betroffenen – erfolgt durch eine Behandlung der Symptome, z. B. mit fiebersenkenden Mitteln. Denn auch wenn derzeit vor allem bei sehr schweren Verläufen experimentelle Therapien getestet werden (Anm.: bekannten Medikamenten werden auf ihre Wirksamkeit überprüft), gibt es bis dato kein Heilmittel.
Ähnlich wie bei der saisonalen Grippe durch Influenzaviren sind v. a. jene durch das Coronavirus stark gefährdet deren Immunsystem ohnehin bereits geschwächt ist: sprich ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen und immungeschwächte Personen. Man geht derzeit beim neuartigen Coronavirus von einer Sterblichkeit von bis zu drei Prozent aus – so die Information der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit; www.ages.at, Stand: 23. 3. 2020). Laut chinesischen Wissenschaftlern liege die Sterblichkeitsrate bei Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei 10,5 Prozent, bei Diabetikern bei 7,3 Prozent, bei Infizierten mit Atemwegserkrankungen bei 6,3 Prozent und bei Bluthochdruck bei 6,0 Prozent und bei Krebspatienten bei 5,6 Prozent.
Die häufigsten Todesursachen bei Covid-19 sind Atemstillstand, akutes Lungenversagen und – infolge davon – Herzstillstand. Einige Patienten erkranken so schwer, dass es zu einer Sepsis kommt. Was im Volksmund als Blutvergiftung bezeichnet wird, ist eine Überreaktion des Körpers, die zu einem Mehrfachorganversagen und/oder zu einem septischen Kreislaufversagen und damit zum Tod führen kann. Sie kann wiederum durch Vielzahl von Erregern, wie Viren, Pilzen und Bakterien, ausgelöst werden – als eine der Ursachen für eine Entstehung gilt u. a. die Lungenentzündung.
Besonders Menschen, die einer Risikogruppe angehören, gilt es, durch empfohlene Schutzmaßnahmen (s. Kasten unten) besonders konsequent vor den SARS-CoV-2 abzuschirmen. Beziehungsweise: Wer zur Risikogruppe gehört, sollte in besonderer Weise die Hinweise zum Schutz vor dem Coronavirus ernst nehmen.
Wer zur Risikogruppe zählt
Österreich hat sich – so die AGES – unter Berücksichtigung der Definitionen der wichtigsten Institutionen wie der WHO auf zwei vulnerable Hauptgruppen festgelegt. Erstens auf Menschen über 65 Jahre – insbesondere mit chronischen Erkrankungen. Zweitens auf Menschen mit chronischen Erkrankungen. Als chronische Erkrankungen, nach aktueller Evidenz, gelten: (chronische) Atemwegs- bzw. Lungenerkrankungen inklusive COPD (Chronische obstruktive Lungenerkrankung), Diabetes, Herzkreislauferkrankungen, Krebserkrankungen, Bluthochdruck, Erkrankungen und Therapien, die das Immunsystem schwächen.
Ursachen für ein erhöhtes Risiko
Menschen, die einer Risikogruppe angehören, haben ein erhöhtes Risiko, an einer Covid-19-Infektion zu erkranken. Zudem konnten schwerwiegender verlaufende Infektionen mit dem Virus beobachtet werden. Welche Ursachen gravierenderen Infektionsverläufen zugrunde liegen, muss erst erforscht werden. Zum Risikofaktor Diabetes erklärt Diabetes-Forscherin Assoz. Prof.in PD Dr.in Susanne Kaser, Präsidentin der Ö. Diabetes Gesellschaft (ÖDG): „Ein wesentlicher Faktor ist, dass Menschen mit Diabetes häufig an Begleiterkrankungen leiden, z. B. chronische Nierenerkrankungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese Umstände können dazu führen, dass auch der Krankheitsverlauf schwerer ist. Noch haben wir aber zu wenige Informationen und klinische Daten, um sagen zu können, welche Menschen mit Diabetes speziell gefährdet sind. Anzunehmen wäre, dass dies jene sind, die eine schlechte Blutzuckerkontrolle aufweisen, ebenso wie jene, die an anderen Erkrankungen vor allem des Herz-Kreislauf-Systems oder der Nieren leiden und damit ein erhöhtes Risiko tragen.“ Auch Übergewicht und Adipositas – Faktoren, die mit einer Diabetes-Typ-II-Erkrankung häufig assoziiert sind – gehen mit einer erhöhten Anfälligkeit einher, sodass das Covid-19-Risiko für Betroffene nochmals erhöht ist.
Eigenverantwortung übernehmen
Nicht nur der Schutz vor Viren hat derzeit oberste Priorität für Risikogruppen. Auch der persönliche Umgang mit der Vorerkrankung – die sogenannte Compliance – hat zur Erhaltung der Gesundheit oberste Priorität. Dazu zählen eine regelmäßige Medikamenteneinnahme sowie eine genaue Überwachung der Werte. Wichtig ist auch eine aktive Information über das Krankheitsbild, die bei der frühzeitigen Selbsterkennung von Symptomen helfen kann. Am Beispiel der Diabetes-Erkrankung: Da chronisch erhöhte Blutzuckerwerte die Immunabwehr beeinträchtigen und anfälliger für Infektionskrankheiten und deren Komplikationen machen können, ist es umso wichtiger, den Blutzuckerspiegel zu überwachen und zu optimieren.
Aktuelle Infos finden Betroffenen und Angehörige auf den Websites diverser Fachgesellschaften sowie unter selpers.com.
Hilfe via Hotlines
Informationen zu allgemeinen Fragen bezüglich des Coronavirus gibt es rund um die Uhr bei der AGES-Hotline 0800 555 621. Wer Coronavirus-Symptome aufweist oder befürchtet, erkrankt zu sein, soll zu Hause bleiben und unter der Telefonnummer 1450 den Rat von Experten einholen.
❯❯ Maßnahmen zum Schutz vor Viren
✏ Soziale Kontakte einschränken
Es sollen nur jene direkten Kontakte gepflegt werden, die unbedingt notwendig sind, und ansonsten Telefon oder andere technische Möglichkeiten genutzt werden.
✏ Hygienemaßnahmen
– Waschen Sie Ihre Hände mehrmals täglich mit Wasser und Seife (oder einem alkoholhaltigen Desinfektionsmittel). Handelsübliche Seife schädigt die Virenstruktur ausreichend, um sie unschädlich zu machen – allerdings nur, wenn entsprechend gründlich gewaschen wird. Achten Sie darauf, neben Handflächen und -rücken Fingerzwischenräume, Daumen und Fingerkuppen gut zu reinigen – ca. 30 Sekunden.
– Nicht ins Gesicht fassen: Erreger dringen v. a. über die Schleimhäute (Nase, Rachen) ein. Um Viren & Co. von diesen Eintrittspforten fernzuhalten, sollten Sie es vermeiden, das Gesicht zu berühren.
Der Begriff
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