Durchlässige Darmwand erkennen und regenerieren
Das Leaky-Gut-Syndrom
07.10.2021Die Ursache für viele Beschwerdebilder könnte im Leaky-Gut-Syndrom zu finden sein. Doch wie erfolgt die Diagnosestellung und wie gelingt die Darmregenerierung?
Er ist sechs bis acht Meter lang, etwa drei Kilo schwer und verläuft in Schlangenlinien als eine Art Rohrsystem abwärts in Richtung Körperausgang. Im Vergleich zu den anderen Organen wie Herz, Lunge, Leber oder Nieren mag der Darm ein wenig langweilig erscheinen und er wird viel zu oft unterschätzt. Doch schon in der Antike erkannte der griechische Mediziner Hippokrates, dass der gesunde Darm die Wurzel aller Gesundheit ist.
Triggerfaktoren und Symptome
Dieses Organ ist nun auch in der gegenwärtigen Zeit immer stärker in den Fokus der Wissenschaft gerückt und man erforschte, wie wichtig etwa die Funktion der Darmbarriere für unser Wohlbefinden ist. Sie besteht aus mehreren Komponenten – dem Mikrobiom (Anm.: Gesamtheit der Mikroorganismen in unserem Darm), der Darmschleimhaut und dem Immunsystem des Darms. Eine ungesunde Ernährung, Medikamente, aber auch Stress können jedoch das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht bringen – mit Folgen für das Immunsystem.
Entzündungssignale (Anm.: Zytokine) wirken direkt an den „Tight Junctions“. Diese „dichten Verbindungen“ sorgen dafür, dass Schadstoffe nicht ungehindert vom Darm in den Blutkreislauf gelangen können. Werden diese Verbindungen angegriffen, so wird die Darmschleimhaut (Mukosa) geschädigt. Das führt zu einem vermehrten Übertritt von Schadstoffen in den Blutkreislauf. Die Entzündungen vermehren sich dabei und die Mukosa wird noch durchlässiger. Wird die Darmschleimhaut undicht, spricht man vom Leaky-Gut-Syndrom (Anm.: löchriger Darm). Erste Anzeichen dafür können Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall, Völlegefühl oder Verstopfung sein. Im weiteren Verlauf können auch viele chronische Beschwerden (Anm.: siehe Infospalte auf Seite 12) und sogar psychische Krankheiten (Anm.: aufgrund der Darm-Hirn-Achse) auftreten.
Teufelskreis durchbrechen
Das Leaky-Gut-Syndrom ist diagnostisch schwer zu fassen, da eine Vielzahl von Symptomen und Ursachen hinter dem Krankheitsbild stecken können. Bildgebende Verfahren wie etwa eine Koloskopie (Anm.: Darmspiegelung) sind bei der Erstellung einer Diagnose nicht hilfreich, denn man bräuchte ein Elektronenmikroskop, um die Löcher sehen zu können. Patient:innen können sich aber an einen Gastroenterologen (Anm: Facharzt/Fachärztin für Magen- und Darm-Beschwerden) wenden, der zur Messung der Durchlässigkeit der Darmschleimhaut den Zonulintest durchführt. Ein erhöhter Zonulinwert (Anm.: Eiweißstoff, der die „Tight Junctions“ in der Darmwand öffnen und die Durchlässigkeit erhöhen kann) im Blut oder Stuhl deutet auf eine gestörte Darmbarriere hin. Im ersten Schritt nach der Diagnosestellung sollte der Darm saniert werden – etwa mit Probiotika und Präbiotika, die das Darmmikrobiom stärken. Pflanzenfasern wie etwa Akazienfaser und Zeolith (Anm.: Mineral vulkanischen Ursprungs) helfen außerdem bei der Regeneration der geschädigten Darmschleimhaut. Im nächsten Schritt nach der Darmsanierung sollte die Ernährung umgestellt werden: eine ausgewogene Mischung aus kohlenhydraht-, eiweiß- und fetthaltigen Lebensmitteln mit frischem Obst und Gemüse als Basis eignet sich am besten dafür. Zweieinhalb Liter Mineralwasser oder Kräutertees sollten konsumiert und Kaffee, schwarzer Tee sowie alkoholische Getränke vermieden werden. Der Darm und seine Krankheitsbilder müssen zwar noch tiefer erforscht werden, doch das Leaky-Gut-Syndrom könnte der Schlüssel zum Verständnis von vielen Gesundheitsstörungen sein.
Leaky Gut: Die Warnsignale
BLÄHUNGEN, BAUCHSCHMERZEN, VÖLLEGEFÜHL, DURCHFALL oder VERSTOPFUNG:
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