Grazer Hygieniker:

Donau mit multiresistenten Keimen belastet

06.03.2017

Keime mit Resistenzen gegen insgesamt 20 verschiedene Antibiotika gefunden - Zehntel der Bakterienisolate hat Multiresistenzen.

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Der Einsatz von Antibiotika für Mensch und Tier führt über die Ausscheidungen und das Abwassersystem auch zu einem ansteigenden Eintrag in Boden und Gewässer. Auch antibiotikaresistente Bakterien werden so in die Umwelt getragen und möglicherweise verbreitet. Mittlerweile sind sie so häufig, dass sie auch in der Donau gefunden werden können, wie Forscher der Med-Uni Graz nachgewiesen haben.

Die Forscher vom Institut für Hygiene Mikrobiologie und Umweltmedizin der medizinischen Universität Graz haben Wasserproben aus der Donau speziell auf das Vorkommen zweier Bakterienarten analysiert. Diese sind üblicherweise im Darm zu finden. Es wurde auch nach Resistenzen und Multiresistenzen gegen Antibiotika gesucht. "Eine Besiedlung mit diesen Darmbakterien ist für Gesunde in den meisten Fällen ungefährlich und verursacht keine Symptome. Für Kranke oder immunschwache Menschen können sie aber zur Gefahr werden. Wenn sie Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln, werden diese wirkungslos", schilderte Gernot Zarfel gegenüber der APA

"Bei den Wasserproben mit Eschericheria Coli konnten wir nachweisen, dass über ein Drittel der E. Coli zumindest eine Antibiotikaresistenz aufweisen", sagte Zarfel. Die Ergebnisse seines Teams wurden im Fachjournal "Plos One" veröffentlicht. Bei zehn Prozent wurden Multiresistenzen entdeckt. In solchen Fällen blieben mehrere der 21 getesteten Antibiotika ohne heilende Wirkung. Die Werte seien für den gesamten Verlauf der Donau gültig.

Unter den gefundenen Klebsiella-Keimen, die ebenso häufig im Darm und später in den Ausscheidungen von Menschen und Tieren zu finden sind, wiesen 15 Prozent eine Resistenz gegen zumindest ein Antibiotikum auf. Zwei bis drei Prozent waren laut Zarfel bereits multiresistent. Im Vergleich mit anderen Studien in der Schweiz und Frankreich oder auch Indien, China oder Nigeria sei die Resistenzzahl geringer, aber dennoch manifest, erläuterte Zarfel.

Eine "durchaus gefährliche Entwicklung" erkennt der Grazer Wissenschafter im Vorhandensein von Bakterienvarianten im Gewässer, deren Vorkommen in Spitälern besonders beunruhigend ist - beispielsweise die sogenannten ESBL-produzierenden Varianten. Sie können sehr wichtige, weil häufig eingesetzte Antibiotika unwirksam machen. Auch seien Isolate gefunden worden, die auf Intensivstationen sehr gefürchtet sind: "Eines der Isolate trug sogar die Neu-Dehli-Metallo-Beta-Laktamase und war gegen nicht weniger als 18 von 20 der getesteten Antibiotika resistent. Damit haben wir nicht gerechnet." Wenn solche Varianten mittlerweile in einem Fließgewässer wie der Donau nachweisbar sind, so sei das ein Symptom dafür, wie verbreitet sie mittlerweile sind.

Wie bedeutend die Rolle von Fließgewässern an der konkreten Verbreitung von Resistenzen ist, lasse sich zurzeit noch nicht sagen. Das wollen die Grazer Hygieniker unter anderem in einer Folgestudie untersuchen. Die aktuelle Auswertung erfolgte im Rahmen der "Joint Danube Survey". Dabei haben internationale Wissenschafter im Sommer 2013 auf der gesamten Länge des Flusses Proben entnommen und chemisch, physikalisch sowie mikrobiologisch untersucht. Eine Wiederholung ist für das Jahr 2019 geplant.

(S E R V I C E - Enterobacteriaceae isolated from the river Danube: Antibiotic Resistances, with a Focus on the presence of ESBL and Carbapenemases, http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.016 5820)

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