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Doris Kiefhaber (Österreichische Krebshilfe) im Talk

29.07.2016

Doris Kiefhaber im Talk

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Wie hoch ist das Vorsorgebewusstsein der Frauen?

Doris Kiefhaber: Wir wissen aus Umfragen, die wir in Abständen von fünf Jahren durchführen, dass rund zwei Drittel der Frauen über die Wichtigkeit der Früherkennung von Brustkrebs informiert sind, aber leider immer noch 50 Prozent dieser befragten Frauen nicht regelmäßig zur Mammografie gehen.

Für wen ist das Mammografie-Screening sinnvoll?

Kiefhaber: Mit dem Brustkrebs-Früherkennungsprogramm möchte man Frauen erreichen, die noch nie bei der Mammografie waren. Ebenso jene, die schon davor die Mammografie wahrgenommen haben und bei denen keine Auffälligkeiten bemerkt wurden. Für Brustkrebspatientinnen, Frauen mit familiärem Risiko oder Frauen, die aufgrund von Auffälligkeiten in einem anderen Intervall zur Mammografie gehen sollen,  wird das empfohlene Intervall vom Arzt festgelegt.

Was können Frauen tun, um ihr individuelles Brustkrebsrisiko zu senken?

Kiefhaber: Zweifelsohne trägt ein gesunder Lebensstil dazu bei, sein persönliches Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, zu senken (Anm.: nicht rauchen, regelmäßige Bewegung).

Wie geht es nach der Diagnose Brustkrebs weiter?

Kiefhaber: Die Österreichische Krebshilfe empfiehlt, die Behandlung von Brustkrebs in einem zertifizierten Brustzentrum vornehmen zu lassen. Wir laden Patientinnen ein, sich bereits bei der Diagnose in einer Krebshilfe-Beratungsstelle zu einem Erst­gespräch zu melden, um zusätzliche Informationen zu erhalten und mit dem Schock der Diagnose „besser“ umgehen zu können.

Was sind die häufigsten Sorgen und Ängste der Betroffenen?

Kiefhaber: Die Diagnose Krebs versetzt Patienten und Angehörige unter Schock. Es folgt fast immer eine Hochschaubahn an Gefühlen: Angst, Unsicherheit, Hoffnung und Verzweiflung. Und die Frage: Wie geht es weiter? Werde ich wieder gesund? Verliere ich meine Haare? Was passiert mit meinem Job? Mit meinen Kindern?

Wo brauchen die Patienten vermehrt ­Unterstützung?

Kiefhaber: Das ist ganz individuell. Sehr viele brauchen verständlicherweise Unterstützung bei der Verarbeitung der Diagnose, haben Fragen zu beruflichen Auswirkungen, aber auch medizinische Fragen. Immer mehr Patienten brauchen auch finanzielle Unterstützung, weil sie durch die Krebs­erkrankung in finanzielle Schwierigkeiten gekommen sind. Wir sind dankbar, dass wir  durch Spenden der Bevölkerung, Firmenspenden und karitativen Veranstaltungen auch hier helfen können.

Wo besteht noch Verbesserungsbedarf?

Kiefhaber: Wo wir unbedingt eine rasche Änderung brauchen, ist die gesetzlich geregelte Möglichkeit für einen stufenweisen Wiedereinstieg in den Beruf nach Krebs. Wir hoffen auch, dass in den nächsten Wochen endlich eine Lösung gefunden wird hinsichtlich unzumutbarer Wartezeiten bei MRT und CT. Sehr erfreulich ist, dass aufgrund neuer Therapien mehr Patienten geheilt werden können oder, wenn Heilung nicht möglich ist, ein längeres Überleben bei besserer Lebensqualität zunimmt. Auch hier sind alle Verantwortlichen gefordert, den Ausbau von Palliativeinrichtungen und -pflege voranzutreiben.

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